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Nachrichten aus Mittelerde

Nachrichten aus Mittelerde

Titel: Nachrichten aus Mittelerde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher J. R. R.; Tolkien Tolkien
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das Segensreich noch nicht gesehen haben.«
    Es ist hier nicht der Ort, von ihrer Reise in das Land Gondor zu erzählen. Es war in den Tagen König Earnils II., des vorletzten Königs des Südlichen Reiches, und seine Lande waren in Bedrängnis. [Earnil regierte in Gondor von 1945 bis 2043.] Anderswo wird erzählt [jedoch nicht in einem erhaltenen Text], wie sie getrennt wurden und wie Amroth, nachdem er sie vergeblich gesucht hatte, zum Elben-Hafen ging und entdeckte, dass sich dort nur noch wenige Elben aufhielten. Sie waren weniger als eine Schiffsbesatzung und verfügten nur über ein einziges seetüchtiges Schiff. Mit diesem wollten sie nun aufbrechen und Mittelerde verlassen. Sie hießen Amroth willkommen und waren froh, dass er ihre kleine Gruppe verstärkte; doch sie waren nicht willens, auf Nimrodel zu warten, deren Kommen ihnen jetzt nicht mehr wahrscheinlich schien. »Wenn sie durch die besiedelten Gebiete Gondors käme«, sagten sie, »würde sie nicht belästigt werden, und man würde ihr helfen; denn die Menschen in Gondor sind gutherzig, und sie werden von Nachfahren der Elbenfreunde von einst regiert, die sogar noch ein wenig unsere Sprache sprechen; aber in den Bergen gibt es viele unfreundliche Menschen und böse Dinge.«
    Das Jahr neigte sich gegen den Herbst, und bald waren starke Winde zu erwarten, feindselig und gefährlich sogar fürElbenschiffe, wenn sie sich noch in der Nähe Mittelerdes befanden. Doch Amroths Schmerz war so groß, dass sie ihre Abreise viele Wochen lang aufschoben; und sie wohnten auf dem Schiff, denn ihre Wohnungen am Ufer waren ausgeplündert und leer. Dann kam in einer Herbstnacht ein gewaltiger Sturm auf, einer der heftigsten in den Annalen Gondors. Er kam aus der kalten Nördlichen Öde, brauste durch Eriador in die Länder von Gondor hinab und richtete gewaltige Verwüstungen an; das Weiße Gebirge vermochte ihn nicht abzuhalten, und viele Schiffe der Menschen wurden in die Bucht von Belfalas hinausgeschwemmt und gingen verloren. Das leichte Elbenschiff wurde von den Leinen gerissen und hinausgetrieben in die wilden Wasser auf die Küsten Umbars zu. Niemals hörte man davon in Mittelerde; doch das Elbenschiff, für diese Reise gebaut, ging nicht unter, und zweifellos verließ es die Kreise der Welt und gelangte schließlich nach Eressea. Aber Amroth trug es nicht dorthin. Der Sturm brach über die Küsten Gondors herein, gerade als die Morgendämmerung zwischen den fliegenden Wolken zum Vorschein kam; doch als Amroth erwachte, war das Schiff schon weit vom Land entfernt.
Nimrodel!
, schrie er voller Verzweiflung, sprang ins Meer und schwamm auf die entschwindende Küste zu. Mit ihren scharfen Elbenaugen konnten die Seeleute ihn noch lange Zeit mit den Wellen kämpfen sehen, bis die aufgehende Sonne durch die Wolken schimmerte und in weiter Ferne sein helles Haar wie einen goldenen Funken aufleuchten ließ. Weder Elben- noch Menschenaugen sahen ihn jemals wieder in Mittelerde. Von dem, was mit Nimrodel geschah, wird hier nichts gesagt, obwohl sich um ihr Schicksal viele Geschichten woben.
     
    Die vorstehende Erzählung wurde eigentlich als Nebenergebnis einer etymologischen Untersuchung verfasst, die sich mit den Namen gewisser Flüsse in Mittelerde beschäftigte. In diesem Falle war es der Gilrain, einer der ›Fünf Flüsse‹ in Gondor, der westlich vom EthirAnduin in die Bucht von Belfalas floss; ein weiterer Aspekt der Sage ergibt sich aus der Untersuchung des Elementes
rain
. Es wurde vermutlich vom Stamm
ran
– ›wandern, streunen, sich ohne klare Richtung bewegen‹ abgeleitet (wie in
Mithrandir
und in
Rána
, dem Namen des Mondes).
     
    Es scheint, als würde dies nicht auf alle Flüsse Gondors zutreffen; doch die Namen der Flüsse dürfen oft nur auf einen Teil ihres Laufs, auf ihre Quelle, ihren Unterlauf oder auf irgendwelche Charakteristika angewandt werden, die ihre Entdecker, die ihnen die Namen gaben, beeindruckten. In diesem Falle bieten die Bruchstücke der Sage von Amroth und Nimrodel indes eine Erklärung. Wie die anderen Flüsse diese Region floss der Gilrain schnellen Laufs von den Bergen herab; doch als er den Rand des Ausläufers der Ered Nimrais erreichte, die ihn vom Celos trennten [vgl: die Karte zu »Die Rückkehr des Königs«], floss er in eine ausgedehnte, flache Senke. Durch diese schlängelte er sich eine Zeit lang hindurch und bildete an ihrem Südrand einen kleinen See, ehe er einen Felsenrücken durchschnitt, wieder schnell floss

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