Nachrichten aus Mittelerde
und sich endlich mit dem Serni vereinigte. Als Nimrodel aus Lórien floh und den Weg zum Meer suchte, verirrte sie sich, heißt es, im Weißen Gebirge, bis sie schließlich (es wird nicht gesagt, über welchen Weg oder Pass) an einen Fluss kam, der sie an ihren eigenen Strom in Lórien erinnerte. Ihr Herz wurde leichter, und sie saß an einem See, sah die Sterne sich in seinem trüben Wasser widerspiegeln und lauschte auf die Wasserfälle, hinter denen der Fluss seine Reise hinab zum Meer fortsetzte. Dort fiel sie in einen tiefen Schlaf der Erschöpfung, und sie schlief so lange, dass sie erst nach Belfalas gelangte, als Amroths Schiff aufs Meer hinausgetrieben worden war und er beim Versuch, nach Belfalas zurückzuschwimmen, sein Leben gelassen hatte. Diese Sage war in Doren-Ernil (dem Land des Fürsten) 14 wohlbekannt, und ohne Zweifel erhielt es seinen Namen zum Andenken an diese Sage.
Der Aufsatz fährt mit einer kurzen Darlegung fort, auf welche Weise Amroth als König von Lórien mit der dortigen Herrschaft Celeborns und Galadriels in Beziehung stand:
Die Einwohner Lóriens waren damals [d.h. zur Zeit des Verschwindens von Amroth] die gleichen wie am Ende des Dritten Zeitalters: ursprünglich Wald-Elben, doch von Fürsten sindarischer Abstammung regiert (ebenso wie das Reich Thranduils in den nördlichen Teilen des Düsterwaldes; es ist freilich nicht bekannt, ob Thranduil und Amroth verwandt waren). 15 Indes hatten sie sich in starkem Maße mit sindarinsprachigen Noldor vermischt, die nach der Zerstörung Eregions durch Sauron im Jahr 1697 des Zweiten Zeitalters durch Moria zogen. Um diese Zeit ging Elrond nach Westen [
sic
; was vermutlich einfach heißt, dass er das Nebelgebirge nicht überquerte] und errichtete die Zuflucht in Imladris; doch zuerst ging Celeborn nach Lórien und befestigte es gegen alle weiteren Versuche Saurons, den Anduin zu überqueren. Als sich Sauron indes nach Mordor zurückzog und (wie berichtet) vollauf mit Eroberungen im Osten beschäftigt war, traf in Lindon Celeborn wieder mit Galadriel zusammen.
Lórien genoss dann lange Jahre des Friedens und der Verschwiegenheit unter seinem eigenen König Amdír, bis zum Untergang Númenors und der plötzlichen Rückkehr Saurons nach Mittelerde. Amdír gehorchte der Aufforderung Gil-galads und führte dem Letzten Bund eine so große Streitmacht zu, wie er sie zusammenbringen konnte, aber er wurde in der Schlacht von Dagorlad getötet – und mit ihm die meisten seines Gefolges. Amroth, sein Sohn, wurde König.
Diese Darstellung steht natürlich in starkem Gegensatz zu jener, die in »Über Galadriel und Celeborn« enthalten ist. Amroth ist nicht mehr der Sohn von Galadriel und Celeborn, sondern der von Amdír, einem Fürsten sindarischer Herkunft. Die ältere Geschichte überdie Beziehungen Galadriels und Celeborns zu Eregion und Lórien scheint an vielen wichtigen Punkten verändert worden zu sein, doch wie viel davon in einer vollständig ausgeformten Erzählung beibehalten worden wäre, kann man nicht sagen. Celeborns Verbindung mit Lórien ist nun viel weiter zurückplatziert (denn in »Über Galadriel und Celeborn« ging er während des Zweiten Zeitalters überhaupt nicht nach Lórien); und wir erfahren hier, dass viele Noldor-Elben
nach
der Zerstörung Eregions durch Moria nach Lórien zogen. In der früheren Darstellung findet sich davon keine Andeutung, und der Zustrom vieler »Beleriandischer« Elben nach Lórien fand unter friedlichen Bedingungen viele Jahre vorher statt (Seite 379). Die eigentliche Bedeutung des vorstehenden Auszuges liegt in der Tatsache, dass Celeborn nach dem Fall Eregions diese Wanderung nach Lórien anführte, während Galadriel sich in Lindon Gil-galad anschloss. Doch an anderer Stelle, in einem aus der gleichen Zeit wie der vorliegende stammenden Text, wird ausdrücklich gesagt, dass sie beide zu jener Zeit »mit einem beträchtlichen Gefolge von noldorischen Exilanten durch Moria zogen und viele Jahre in Lórien wohnten«. Es wird in diesen späten Schriften weder behauptet noch geleugnet, dass Galadriel (oder Celeborn) vor 1697 Beziehungen zu Lórien unterhielten, und außer in »Über Galadriel und Celeborn« gibt es keine anderen Hinweise auf Celebrimbors Aufruhr (etwa zwischen 1350 und 1400) gegen ihre Herrschaft in Eregion; dies gilt auch für Galadriels um diese Zeit erfolgte Abreise nach Lórien und ihren dortigen Herrschaftsantritt, während Celeborn in Eregion zurückblieb. In den
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