Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachrichten aus Mittelerde

Nachrichten aus Mittelerde

Titel: Nachrichten aus Mittelerde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher J. R. R.; Tolkien Tolkien
Vom Netzwerk:
vierzehnhundert Jahre im Auenland gelebt, und sie haben in dieser Zeit viele Dinge gelernt. Sie hatten Umgang mit den Elben und mit den Zwergen, tausend Jahre bevor Smaug zum Erebor kam. In den Augen deiner Vorväter war niemand von ihnen wohlhabend, doch du wirst feststellen, dass es in vielen ihrer Wohnungen schönere Dinge gibt, als du dich hier ihrer rühmen kannst, Thorin. Der Hobbit, den ich im Sinn habe, besitzt Schmuck aus Gold, isst mit silbernem Besteck und trinkt Wein aus einem schöngeformten Kristall.‹
    ›Aha, endlich begreife ich, worauf du hinauswillst‹, sagte Balin. ›Dann ist er also ein Dieb? Das ist es, warum du ihn empfiehlst?‹
    Ich fürchte, darüber verlor ich meine Ruhe und meine Vorsicht. Dieser Zwergendünkel, niemand außer ihnen könne etwas ›von Wert‹ besitzen oder anfertigen und dass alle schönen Dinge in den Händen anderer zu irgendeiner Zeit von den Zwergen erworben, wenn nicht gar gestohlen worden sein mussten, war mehr, als ich in diesem Augenblick ertragen konnte.
    ›Einen Dieb?‹, sagte ich lachend. ›Warum nicht? Natürlich, ein berufsmäßiger Dieb! Wie sonst würde ein Hobbit zu einem silbernenLöffel kommen? Ich werde das Diebeszeichen an seine Tür machen, und dann wirst du es herausfinden!‹
    Dann stand ich zornig auf und sagte mit einer Hitze, die mich selbst überraschte: ›Du musst nach jener Tür suchen, Thorin Eichenschild! Ich meine es
ernst
.‹ Und plötzlich spürte ich, dass ich es wirklich zutiefst ernst meinte. Dieser sonderbare Gedanke war kein Scherz, sondern er wies in die richtige Richtung. Es war äußerst wichtig, dass er zum Abschluss geführt wurde. Die Zwerge mussten ihre steifen Nacken beugen.
    ›Hört mich an, Nachfahren Durins!‹, rief ich. ›Wenn ihr diesen Hobbit dazu überredet, sich euch anzuschließen, werdet ihr Erfolg haben. Wenn ihr es nicht tut, werdet ihr scheitern. Wenn ihr euch weigert, es auch nur zu versuchen, dann bin ich mit euch fertig. Ihr werdet von mir nie wieder Rat noch Hilfe bekommen, bis der Schatten auf euch fällt!‹
    Thorin wandte sich um und blickte mich erstaunt an, und erstaunt sollte er auch sein. ›Starke Worte!‹, sagte er. ›Sehr gut, ich werde kommen. Aus dir spricht eine gewisse Voraussicht, wenn du nicht völlig verrückt bist.‹ ›Gut!‹, erwiderte ich. ›Aber du musst mit gutem Willen kommen, nicht nur in der Hoffnung, mich als Narr hinzustellen. Du musst Geduld haben und darfst dich nicht so leicht entmutigen lassen, denn weder der Mut noch die Abenteuerlust, von denen ich gesprochen habe, sind auf den ersten Blick deutlich zu erkennen. Er wird sie leugnen. Er wird auszuweichen versuchen; aber du
musst es ihm nicht
gestatten.‹
    ›Feilschen wird ihm nicht helfen, wenn du das meinst‹, sagte Thorin. ›Ich werde ihm eine anständige Belohnung anbieten für alles, was er herbeischafft, und nicht mehr.‹
    Es war nicht das, was ich gemeint hatte, doch es schien nutzlos, darauf einzugehen. ›Da gibt es noch etwas‹, fuhr ich fort. ›Du musst alle deine Pläne und Vorbereitungen im Voraus machen. Mache alles bereit! Wenn er einmal überzeugt ist, darf er keine Zeit zum Nachdenken mehr haben. Ihr müsst vom Auenland stracks nach Osten auf eure Fahrt gehen.‹
    ›Es scheint ein sehr seltsames Wesen zu sein, dieser Euer Dieb‹, sagte ein junger Zwerg, genannt Fili (Thorins Neffe, wie ich später erfuhr). ›Wie ist sein Name oder der Name, den er benutzt?‹
    ›Hobbits führen ihre wirklichen Namen‹, sagte ich. ›Der einzige Name, den er besitzt, ist Bilbo Beutlin.‹
    ›Welch ein Name!‹, sagte Fili und lachte.
    ›Er hält ihn für sehr ehrenhaft‹, sagte ich. ›Und er passt gut auf ihn; denn er ist ein Junggeselle, bereits im mittleren Alter und ein wenig schlaff und fett geworden. Möglicherweise gilt sein Hauptaugenmerk im Augenblick dem Essen. Man sagte mir, seine Speisekammer sei sehr gut gefüllt, und vielleicht hat er mehr als eine. Zumindest werdet ihr also gut bewirtet werden.‹
    ›Das reicht‹, sagte Thorin. ›Hätte ich nicht mein Wort gegeben, würde ich nun nicht mehr kommen. Ich bin nicht in der Stimmung, aus mir einen Narren machen zu lassen. Denn auch ich meine es ernst. Tödlich ernst, und mein Herz glüht in meinem Inneren.‹
    Ich achtete nicht auf seine Worte. ›Nun gib acht, Thorin‹, sagte ich. ›Der April geht zu Ende, und wir haben Frühling. Mache alles bereit, so schnell du kannst. Ich habe einige Geschäfte zu erledigen, doch in einer Woche

Weitere Kostenlose Bücher