Nachrichten aus Mittelerde
werde ich zurück sein. Wenn ich zurückkehre und alles geregelt ist, werde ich vorausreiten und den Boden bereiten. Darauf werden wir ihn am folgenden Tag alle zusammen besuchen.‹
Und damit empfahl ich mich, denn ich wollte Thorin nicht mehr Gelegenheit zum Nachdenken geben, als Bilbo sie haben sollte. Der Rest der Geschichte ist euch wohlbekannt – aus Bilbos Sicht. Hätte ich den Bericht geschrieben, hätte er sich freilich anders angehört. Er wusste nicht von allem, was vor sich ging: zum Beispiel, wie ich dafür sorgte, dass die Ankunft einer so großen Zwergengesellschaft in Wasserau, abseits der Hauptstraße und gegen ihre Gewohnheit, ihm nicht so rasch zu Ohren kam.
Es war am Morgen des Dienstag, am 25. April 2941, als ich Bilbo einen Besuch machte; und obwohl ich mehr oder weniger wusste, was zu erwarten stand, muss ich gestehen, dass meine Zuversicht erschüttert wurde. Ich begriff, dass die Dinge weit schwieriger werden würden, als ich gedacht hatte. Aber ich gab nicht nach. Am nächsten Tag, dem 26. April, brachte ich Thorin und seine Gefährten nach Beutelsend; mit großen Schwierigkeiten, was Thorin anging – er zauderte bis zum letzten Augenblick. Und natürlich war Bilbo vollkommen verblüfft und benahm sich lächerlich. Von Anfang an entwickelte sich alles wirklich außerordentlich schlecht für mich; und die unglückselige Angelegenheit betreffend den ›berufsmäßigen Dieb‹, die sich in den Köpfen der Zwerge festgesetzt hatte, machte alles nur schlimmer. Ich war dankbar, dass ich Thorin gesagt hatte, wir alle würden über Nacht in Beutelsend bleiben, weil wir Zeit brauchten, Mittelund Wege zu erörtern. Dies bot mir eine letzte Möglichkeit. Wenn Thorin Beutelsend verlassen hätte, bevor ich ihn allein sprechen konnte, wäre mein Plan verdorben gewesen.«
(Man wird sehen, dass einige Elemente dieser Unterhaltung in der späteren Version in die Auseinandersetzung zwischen Thorin und Gandalf in Beutelsend aufgenommen wurden.
Von diesem Punkt an folgt die Erzählung in der späteren Version der früheren sehr eng, die deshalb hier nicht weiter zitiert wird; ausgenommen sei eine Passage am Ende. In der früheren Version hält Frodo fest, dass Gimli lachte, als Gandalf aufhörte zu sprechen.)
»Sogar jetzt noch«, sagte er, »hört es sich widersinnig an, dass alles mehr als gut ausging. Natürlich, ich kannte Thorin; und ich wünsche mir, ich hätte dort sein können, aber zur Zeit deines ersten Besuches bei uns war ich abwesend. Und es wurde mir nicht erlaubt, an der Fahrt teilzunehmen: zu jung, sagten sie, obgleich ich mit meinen zweiundsechzig Jahren glaubte, für alles geeignet zu sein. Nun, ich bin froh, die ganze Geschichte gehört zu haben. Falls sie vollständig ist. Ich nehme nicht im Ernst an, dass du uns selbst jetzt alles erzählst, was du weißt.«
»Natürlich nicht«, sagte Gandalf.
(Und danach befragt Meriadoc Gandalf weiter nach Thráins Karte und Schlüssel; und im Verlauf seiner Antwort (das meiste davon ist in der späteren Version beibehalten, wenn auch an anderer Stelle der Erzählung) sagte Gandalf):
»Es war neun Jahre, nachdem Thráin sein Volk verlassen hatte, dass ich ihn fand, und er war damals mindestens fünf Jahre in den Bergwerken Dol Guldurs gewesen. Ich weiß nicht, wie er so lange durchhielt und wie er diese Dinge während all seiner Qualen versteckt halten konnte. Ich glaube, dass die Dunkle Macht von ihm nichts anderes begehrte als nur den Ring, und, nachdem sie ihn bekommen hatte, den zugrunde gerichteten Gefangenen nicht weiter behelligte, sondern ihn in die Bergwerke warf, wo er toben konnte, bis er starb. Ein kleines Versehen; doch es erwies sich als verhängnisvoll, wie es mit kleinen Versehen des Öfteren geschieht.«
IV DIE JAGD NACH DEM RING
(1)
Von der Reise der Schwarzen Reiter, gemäß dem Bericht, den Gandalf Frodo gab
G ollum wurde im Jahr 3017 in Mordor gefangen genommen und nach Barad-dûr gebracht, wo er ausgefragt und gefoltert wurde. Nachdem Sauron von ihm erfahren hatte, was er wollte, ließ er ihn frei und schickte ihn wieder fort. Er traute Gollum nicht, denn er erahnte in ihm etwas Unbezähmbares, das nicht einmal durch den Schatten der Furcht zu besiegen war, außer man hätte ihn vernichtet. Doch Sauron spürte den abgrundtiefen Groll Gollums gegen jene, die ihn »geraubt« hatten, und da er annahm, dass er sie suchen würde, um sich zu rächen, hoffte er, dass seine Späher auf diese Weise zum Ring
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