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Nachrichten aus Mittelerde

Nachrichten aus Mittelerde

Titel: Nachrichten aus Mittelerde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher J. R. R.; Tolkien Tolkien
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bin dort gewesen. Aber ich sage dir jetzt die Wahrheit. Ich habe sie keinem anderen gesagt und werde es auch künftig nicht tun: Ich weiß nicht, wo es liegt.«
    »Aber du ahnst es, du hast eine bestimmte Vermutung, denke ich«, sagte Morwen.
    »Kann sein«, erwiderte Húrin, »doch wenn nicht Turgon selbst mich von meinem Eid entbindet, darf ich diese Vermutung nicht aussprechen, selbst dir gegenüber nicht. Deshalb würde deine Suche vergeblich sein. Würde ich aber, zu meiner eigenen Schande, den Mund auftun, gelangtest du im besten Fall an ein verschlossenes Tor. Niemand wird es durchschreiten, es sei denn Turgon käme heraus, um in den Krieg zu ziehen (und dafür gibt es keine Hinweise, und man hoffe nicht darauf).«
    »Wenn deine Familie wenig Hoffnung bietet und deine Freunde dich abweisen«, sagte Morwen, »muss ich mit mir selbst zu Rate gehen, und dabei kommt mir Doriath in den Sinn. Als letzte Verteidigung wird der Gürtel Melians zerbrochenwerden, denke ich, und das Haus Beor wird in Doriath nicht geringgeschätzt. Bin ich nicht mit dem König verwandt? Immerhin war mein Vater ebenso ein Enkelsohn Bregors wie Beren, der Sohn Barahirs.«
    »Mein Herz ist Thingol nicht geneigt«, sagte Húrin. »Er wird König Fingon seine Unterstützung versagen, und ich weiß nicht, warum sich mein Gemüt verdüstert, wenn ich den Namen Doriath höre.«
    »Beim Namen Brethil wird mir ebenso schwer ums Herz«, sagte Morwen.
    Plötzlich lachte Húrin und sagte: »Da sitzen wir nun, reden über die Dinge, auf die wir keinen Einfluss haben, und über Schatten, die aus Träumen aufsteigen. Alles wird nicht so schlimm werden. Geschieht es aber doch, dann ist alles deinem Mut und deiner Klugheit anvertraut. Dann handle so, wie dein Herz es dir gebietet, aber handle schnell. Und wenn wir unsere Ziele erreichen, sind die Elben-Könige entschlossen, alle Lehen des Hauses Beor an die Erben zurückzugeben, und unserem Sohn wird eine prächtige Erbschaft zufallen.«
    Als Túrin in der Nacht im Halbschlaf lag, kam es ihm vor, als stünden seine Eltern neben seinem Bett, hielten brennende Kerzen in den Händen und blickten auf ihn herab. Doch ihre Gesichter konnte er nicht sehen.
     
    Am Morgen von Túrins Geburtstag überreichte Húrin seinem Sohn ein Elbenmesser zum Geschenk, dessen Griff und Scheide silbern und schwarz waren, und er sagte: »Erbe des Hauses Hador, hier ist ein Geburtstagsgeschenk. Aber gib darauf acht! Es ist eine furchtbare Klinge, und Stahl ist nur denen von Nutzen, die mit ihm umgehen können. Er ist gleichermaßen dazu bereit, die eigene Hand zu verletzen als irgendetwas anderes.« Und indem er Túrin auf einen Tisch setzte, küsste er ihn und sagte: »Du überragst mich schon, Sohn Morwens. Baldwirst du so groß sein wie ich und dabei auf eigenen Füßen stehen. An diesem Tag werden viele deine Klinge fürchten.«
    Darauf rannte Túrin aus dem Zimmer, ging allein umher und verspürte in seinem Herzen eine Wärme wie die Sonnenwärme, die in der kalten Erde alles zum Wachsen bringt. Er wiederholte für sich die Worte seines Vaters: Erbe von Hador. Aber auch andere Worte kamen ihm in den Sinn: Habe eine offene Hand, doch verschenke nur, was dir gehört. Und er lief zu Labadal und rief: »Labadal, es ist mein Geburtstag, der Geburtstag des Erben von Hador! Ich habe dir ein Geschenk gebracht zur Erinnerung an diesen Tag. Hier ist ein Messer, gerade so eines, wie du es brauchst. Es schneidet alles, was du willst, haarfein.«
    Darauf war Sador betrübt, denn er wusste wohl, dass Túrin an diesem Tag das Messer selbst zum Geschenk bekommen hatte; doch es galt unter Männern als kränkend, ein aus freiem Willen gegebenes Geschenk zurückzuweisen, aus welcher Hand es auch immer kam. Darauf sagte er ernst zu Túrin: »Du entstammst einer großherzigen Familie, Túrin, Sohn Húrins, und ich habe nichts getan, was dein Geschenk wettmachen könnte. Ich kann auch nicht hoffen, es in den Tagen, die mir geblieben sind, besser zu machen. Aber was in meiner Macht steht, werde ich tun.« Als Sador das Messer aus der Scheide zog, sagte er: »Das ist ein wirkliches Geschenk: eine Klinge aus Elbenstahl. Ich hatte schon fast vergessen, wie er sich anfühlt.«
    Húrin bemerkte alsbald, dass Túrin das Messer nicht trug, und fragte ihn, ob seine warnenden Worte ihm Furcht eingeflößt hätten. Túrin antwortete darauf: »Nein. Aber ich habe es Sador, dem Holzschnitzer, gegeben.«
    »Schätzt du das Geschenk deines Vaters so gering?«,

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