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Nachrichten aus Mittelerde

Nachrichten aus Mittelerde

Titel: Nachrichten aus Mittelerde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher J. R. R.; Tolkien Tolkien
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fragte Morwen, und Túrin sagte: »Nein, doch ich habe Sador gern und empfinde Mitleid mit ihm.«
    Darauf sagte Húrin: »Es gehörte alles dir, Túrin, was du verschenkt hast: Liebe, Mitleid, und das Messer ist dabei das wenigste.«
    »Jedoch zweifle ich, ob Sador dieses Geschenk verdient«, sagte Morwen. »Er ist durch eigene Ungeschicklichkeit verkrüppelt, und er kommt seinen Pflichten schleppend nach, weil er viel Zeit auf überflüssige Dinge verschwendet, um die ihn niemand gebeten hat.«
    »Habe dennoch Mitleid mit ihm«, entgegnete Húrin. »Eine ehrliche Hand und ein aufrichtiges Herz können danebenschlagen, und ein solches Leid ist schwerer zu tragen als eine Wunde, die ein Feind geschlagen hat.«
    »Aber jetzt musst du dich mit einer zweiten Klinge gedulden«, versetzte Morwen, »damit das Geschenk auch ein wahres Geschenk ist und einen Verlust für dich bedeutet.«
    Nichtsdestoweniger bemerkte Túrin, dass Sador in der Folge freundlich behandelt wurde und jetzt den Auftrag erhielt, einen großen Sessel anzufertigen, auf dem der Hausherr in seiner Halle sitzen sollte.
     
    Es war an einem strahlenden Morgen des Monats Lothron, als Túrin von plötzlichem Trompetenschall geweckt wurde. Als er zur Tür rannte, sah er im Hof ein großes Gedränge von Männern zu Fuß und zu Pferde und in voller Kriegsausrüstung. Auch Húrin stand dort, erteilte Befehle, und Túrin erfuhr, dass sie heute nach Barad Eithel aufbrechen würden. Diese Männer waren Húrins Wachmannschaften und Hausknechte, doch alle Männer des Landes waren aufgeboten. Einige waren bereits mit Huor, dem Bruder seines Vaters, aufgebrochen, viele andere wollten sich unterwegs zum Fürsten von Dor-lómin gesellen und sich hinter seinem Banner zur großen Heerschau vor dem König begeben.
    Ohne Tränen nahm Morwen von Húrin Abschied und sagte:»Ich will beschützen, was du in meiner Obhut zurücklässt, was auch immer sein und geschehen wird.«
    Húrin antwortete: »Lebe wohl, Herrin von Dor-lómin. Wir reiten jetzt fort, und unsere Hoffnungen sind größer als jemals zuvor. Wir wollen daran glauben, dass die Feier zu dieser Wintersonnenwende fröhlicher sein wird als in allen anderen Jahren und dass ihr ein Frühling ohne Furcht folgt!« Darauf hob er Túrin auf seine Schulter und rief seinen Männern zu: »Lasst den Erben des Hauses Hador den Glanz eurer Schwerter sehen!« Und die Sonne ließ die Klingen fünfzig gezückter Schwerter aufblitzen, und der Hof hallte wider vom Schlachtruf der Edain des Nordens:
Lacho calad! Drego morn!
Licht, flamme auf! Nacht entfliehe!
    Dann sprang Húrin schließlich in den Sattel, sein goldenes Banner wurde entrollt, und wieder tönten die Trompetenklänge in den Morgen. So ritt Húrin Thalion davon in die Nirnaeth Arnoediad.
    Morwen und Túrin aber verharrten schweigend in der Tür, bis sie in weiter Ferne den schwachen, vom Wind getragenen Klang eines einzelnen Horns vernahmen: Húrin hatte den Hügelrücken überquert, und von dort konnte er sein Haus nicht mehr sehen.

Der Wortstreit zwischen Húrin und Morgoth
    Die Elben singen viele Lieder und erzählen viele Geschichten von der Nirnaeth Arnoediad, der Schlacht der Ungezählten Tränen, in der Fingon fiel und die Blüte der Eldar dahinwelkte. Erzählte man sie alle, würde das Leben eines Menschen nicht ausreichen, sie anzuhören. 2 Aber jetzt soll nur erzählt werden, was Húrin widerfuhr, dem Sohn Galdors und Herrn Dor-lómins, als er schließlich an den Ufern des Rivil auf BefehlMorgoths lebend ergriffen und nach Angband geschleppt wurde.
     
    Húrin wurde vor Morgoth gebracht, denn durch seine geheimen Künste und seine Kundschafter wusste dieser, dass Húrin die Freundschaft des Königs von Gondolin besaß, und er versuchte, ihn mit seinen Augen einzuschüchtern. Doch Húrin ließ sich nicht erschrecken und widerstand ihnen. Deshalb ließ ihn Morgoth in Ketten legen und einer langsamen Folter unterwerfen. Nach einer Weile jedoch ging er zu ihm und machte ihm ein Angebot: Er ließ ihm die Wahl, entweder frei zu gehen, wohin er wolle, oder den Rang und die Befehlsgewalt als einer seiner mächtigsten Hauptleute anzunehmen. Er brauche nur zu enthüllen, wo sich Turgons Festung befinde, und alles zu erzählen, was er über die Pläne des Königs wisse. Doch Húrin, der Standhafte, verspottete ihn und sagte: »Du bist blind, Morgoth Bauglir, du wirst es immer sein und nur das Dunkle sehen. Du weißt nicht, welchen Gesetzen die Herzen der Menschen folgen,

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