Nachrichten aus Mittelerde
erschlagen hast.«
Die Frau stand auf und legte ihr Hand auf Túrins Arm. Sie sah auf das Blut, sie blickte Túrin an, und ihre Augen glänzten vor Freude. »Tötet ihn, Herr!«, sagte sie. »Tötet auch ihn! Und dann kommt mit mir. Wenn ich meinem Vater Larnach ihre Köpfe bringe, wird er erfreut sein. Andere Männer hat er für zwei ›Wolfsköpfe‹ gut belohnt.«
Aber Túrin sagte zu Andróg: »Ist es weit bis zu ihrem Haus?«
»Ungefähr eine Meile«, antwortete dieser. »Ein umzäuntes Gehöft dort drüben. Sie trieb sich außerhalb herum.«
»Geh jetzt schnell«, sagte Túrin, sich wieder der Frau zuwendend. »Sage deinem Vater, er soll besser auf dich aufpassen. Aber die Köpfe meiner Kameraden werde ich ihm zu Gefallen nicht abschlagen noch irgendetwas anderes tun.«
Mit diesen Worten steckte er sein Schwert in die Scheide. »Komm!«, sagte er zu Andróg. »Wenn du freilich deinen Hauptmannbegraben willst, musst du es selber tun. Aber beeile dich. Bald könnte sich großes Geschrei erheben. Bringe seine Waffen mit!« Dann ging er wortlos seines Weges. Andróg sah ihm nach und runzelte die Stirn, als grüble er über einem Rätsel.
Als Túrin zum Lager der Geächteten zurückkam, fand er sie unruhig und übelgelaunt, denn sie waren schon zu lange an einem Ort nahe den gut bewachten Gehöften gewesen, und sie murrten gegen Forweg. »Er spielt gefährliche Spiele auf unsere Kosten«, sagten sie. »Andere müssen für sein Vergnügen bezahlen.«
»Dann wählt einen neuen Hauptmann!«, sagte Túrin, der vor ihnen stand. »Forweg kann euch nicht länger anführen, denn er ist tot.«
»Woher weißt du das?«, fragte Ulrad. »Hast du beim selben Bienenstock Honig gesucht? Haben ihn die Bienen gestochen?«
»Nein«, erwiderte Túrin. »Ein Stich war genug. Ich habe ihn erschlagen. Aber Andróg habe ich verschont, und er wird bald hier sein.« Darauf erzählte er, was geschehen war, und tadelte alle Männer auf das schärfste, die solche Taten begingen. Während er noch sprach, kam Andróg zurück und trug Forwegs Waffen. »Siehst du, Neithan!«, rief er. »Es hat kein Geschrei gegeben. Vielleicht hofft sie, dich wiederzutreffen.«
»Wenn du deinen Scherz mit mir treibst«, sagte Turin, »werde ich bedauern, dass ich ihr deinen Kopf verweigert habe. Jetzt erzähle deine Geschichte, und fasse dich kurz.«
Darauf erzählte Andróg wahrheitsgemäß, was vorgefallen war. »Ich möchte wissen«, sagte er, »was Neithan dort zu suchen hatte. Gewiss nicht das, was wir suchten. Als ich dazukam, hatte er Forweg schon erschlagen. Der Frau gefiel das wohl, sie bot an, mit ihm zu gehen, und bat um unsere Köpfe als Brautgeschenk. Doch er wollte sie nicht und schickte sie fort. Ich weiß nicht, warum er einen solchen Groll gegen den Hauptmannhatte. Er ließ mir den Kopf auf meinen Schultern, wofür ich dankbar bin, wenn ich es auch nicht ganz begreifen kann.« »Ich bestreite hiermit, dass du zum Volk Hadors gehörst«, sagte Túrin, »du gehörst eher zu Uldor dem Verfluchten und solltest dich in Angband verdingen.« Dann wandte er sich an alle: »Aber jetzt hört mir zu! Ich stelle euch vor die Wahl, mich entweder an Forwegs Stelle zu eurem Anführer zu machen oder mich ziehen zu lassen. Diese Kameradschaft soll jetzt unter meinem Befehl stehen, oder ich werde sie verlassen. Wenn ihr mich aber töten wollt, so fangt an! Ich werde gegen euch alle kämpfen, bis ich tot bin – oder ihr!«
Viele Männer griffen zu den Waffen, doch Andróg rief: »Nein! Der Kopf, den er verschont hat, ist nicht ohne Verstand. Wenn wir miteinander kämpfen, wird mehr als einer umsonst sterben, bevor wir den besten Mann unter uns getötet haben.« Dann lachte er. »So wie es war, als er zu uns kam, so ist es jetzt wieder. Er tötet, um Platz zu schaffen. Hat es sich vorher bewährt, wird es das auch jetzt tun. Er könnte uns ein besseres Los bescheren, und wir brauchten nicht mehr um die Kehrichthaufen anderer Menschen herumzuschnüffeln.«
Algund der Alte sagte: »Er ist der beste Mann unter uns. Es gab eine Zeit, in der wir dasselbe getan hätten, wären wir mutig genug gewesen, doch wir haben sie vergessen. Er könnte uns am Ende nach Hause führen.«
Bei diesen Worten keimte in Túrin der Gedanke auf, dass er diese kleine Bande nutzen könnte, um sich eine eigene, freie Herrschaft zu errichten. Doch er blickte Algund und Andróg an und sagte: »Nach Hause, sagt ihr? Riesenhaft und kalt steht das Schattengebirge davor. Hinter ihm
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