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Nachrichten aus Mittelerde

Nachrichten aus Mittelerde

Titel: Nachrichten aus Mittelerde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher J. R. R.; Tolkien Tolkien
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stark und tapfer und fand sich in den Wäldern besser zurecht als sie. Sie vertrauten ihm, denn er war nicht habgierig und dachte kaum an sich selbst. Aber sie fürchteten ihn auch wegen seiner plötzlichen Wutausbrüche, die sie selten verstanden. Nach Doriath konnte er nicht zurückkehren, oder wollte es nicht, weil er stolz war; zu Nargothrond war nach dem Fall Felagunds niemandem der Zutritt erlaubt. Er mochte sich nicht dazu herablassen, zu dem niederen Volk Haleths nach Brethil zu gehen, und nach Dor-lómin wagte er sich nicht, denn es war völlig eingeschlossen, und ein einzelner Mann konnte in diesen Zeiten, wie er glaubte, nicht darauf hoffen, über die Pässe des Schattengebirges zu gelangen. Deshalb blieb Túrin bei den Geächteten, weil menschliche Gesellschaft die Mühsal des Lebens in den Wäldern leichter ertragen ließ. Weil er sein eigenes Leben führen wollte und er sich nicht an jedem ihrer Streifzüge beteiligen konnte, unternahm er wenig, um sie von bösen Taten abzuhalten. Doch manchmal erwachten Mitleid und Scham in ihm, und dann war er in seinem Zorn gefährlich. So lebte er bis zum Ende des Jahres, durchlitt Hunger und Not, bis die Zeit der Regung kam, der ein lieblicher Frühling folgte.
    Wie schon erzählt wurde, gab es in den Wäldern südlich des Teiglin noch einige Gehöfte, auf denen zwar nur wenige, aber verwegene und wachsame Menschen lebten. Obwohl sie die Geächteten nicht im Geringsten liebten und wenig Mitleid mit ihnen hatten, ließen sie ihnen im bitteren Winter dennoch Nahrung zukommen, indem sie diese an Orten niederlegten,die den Wolfsmännern bekannt waren. Auf diese Weise hofften sie Überfällen durch die Rotten der Hungernden zu entgehen. Aber von den Geächteten ernteten sie dafür weniger Dank als vom Wild und den Vögeln, und ihre Hunde und Zäune schützten sie besser. Jedes Gehöft verfügte nämlich über hohe Hecken, die das bebaute Land umgaben, jedes Haus hatte zudem Gräben und Palisaden, und von Haus zu Haus führten Pfade, über die die Menschen durch Hornsignale Hilfe und Unterstützung bei Gefahren herbeirufen konnten.
    Mit dem Anbruch des Frühlings war es für die Wolfsmänner gefährlich, sich in der Nähe der Häuser der Waldmenschen herumzutreiben, die sich zusammentun und sie zu Tode hetzen konnten. Deshalb wunderte sich Túrin, dass Forweg seine Männer nicht in den Süden führte. Dort gab es nämlich keine Menschen mehr und deshalb mehr Nahrung und Kurzweil und keine Gefahr. Bald darauf vermisste er eines Tages Forweg und dessen Freund Andróg. Er fragte, wo sie sich aufhielten, doch seine Gefährten lachten.
    »Unterwegs in eigenen Geschäften, glaube ich«, sagte Ulrad. »Sie werden bald zurück sein, und dann werden wir aufbrechen. In aller Eile vermutlich, denn wir können von Glück sagen, wenn ihnen der Bienenschwarm nicht auf den Fersen ist.«
    Die Sonne schien, und die jungen Blätter waren grün. Der Anblick des verwahrlosten Lagers der Geächteten verdross ihn, und Túrin wanderte allein tief in die Wälder. Gegen seinen Willen erinnerte er sich an das Verborgene Königreich, und ihm war, als höre er den Widerhall der Blumennamen Donaths, gesprochen in einer alten, fast vergessenen Sprache. Doch plötzlich hörte er Schreie, und aus einem Haseldickicht rannte eine junge Frau hervor. Ihre Kleider waren von Dornen zerrissen, sie war in großer Angst, und strauchelnd fiel sie keuchend zu Boden. Sogleich sprang Túrin mit gezogenem Schwert in das Dickicht und hieb einen Mann nieder, der, die Frau verfolgend,durch die Zweige brach. Und im gleichen Augenblick, als er den Streich führte, sah er, dass dieser Mann Forweg war.
    Aber als er noch dastand und verwundert auf das blutige Gras blickte, stürzte Andróg hinzu und blieb ebenso erstaunt stehen. »Eine böse Tat, Neithan«, sagte er und zog sein Schwert. Doch Túrin bezwang seinen Ärger und sagte ruhig zu Andróg: »Wo also sind die Orks? Hast du sie hinter dir gelassen, um der Frau zu helfen?«
    »Orks?«, fragte Andróg. »Narr! Nennst du dich nicht selbst einen Geächteten? Geächtete kennen kein Gesetz außer ihrem eigenen. Geh deine eigenen Wege, Neithan, und lass uns die unseren gehen.«
    »Das will ich tun«, versetzte Túrin. »Aber heute haben sich unsere Wege gekreuzt. Du wirst diese Frau mir überlassen oder Forwegs Schicksal teilen.«
    Andróg lachte. »Ich bin nicht darauf erpicht, mich allein mit dir zu messen. Aber unsere Kameraden könnten dir übel nehmen, dass du Forweg

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