Nachrichten aus Mittelerde
schon lange.«
Aber Túrin zeigte keine Freude über diese Neuigkeit und saß lange schweigend da, denn bei Belegs Worten überfiel ihn erneut Düsterkeit. »Lasse diese Nacht vorübergehen«, sagte er endlich. »Dann werde ich meine Entscheidung treffen. Wie auch immer sie ausfällt, morgen müssen wir dieses Lager verlassen. Nicht alle, die nach uns suchen, sind uns wohlgesinnt.«
»Nein, niemand ist es«, fügte Andróg hinzu und warf einen bösen Blick auf Beleg.
Am Morgen nahm Beleg, dessen Schmerzen schnell abgeklungen waren, Túrin beiseite und sprach mit ihm in der alten Elbensprache.
»Ich habe bei dir mehr Freude über meine Nachricht erwartet«, sagte er. »Jetzt willst du sicherlich nach Doriath zurückkehren?« Und er suchte auf jede mögliche Weise, Túrin zur Heimkehr zu bewegen, doch je mehr er in ihn drang, desto mehr zauderte Túrin. Nichtsdestoweniger befragte er Beleg eingehend nach Thingols Urteil. Darauf berichtete ihm Beleg alles, was er wusste. Schließlich sagte Túrin: »Dann hat sich Mablung als der Freund erwiesen, der er einst zu sein schien?«
»Eher als ein Freund der Wahrheit«, entgegnete Beleg. »Und das war am Ende das Beste. Aber warum, Túrin, hast du ihm nicht erzählt, dass Saeros dich überfallen hat? Alles hätte einen anderen Verlauf genommen.« Mit einem Seitenblick auf die Männer, die in der Nähe des Höhleneingangs herumlungerten, fügte er hinzu: »Und du hättest deinen Helm weiterhin in Ehren tragen können und wärst nicht so tief gesunken.«
»Kann sein, wenn du es ein Absinken nennst«, erwiderte Túrin. »Kann sein. Aber so ging es nun einmal, und die Worte blieben mir im Halse stecken. Ohne dass er mich fragte, war in Mablungs Augen ein Vorwurf wegen einer Tat, die ich nicht begangen hatte. Wie der Elbenkönig sagte: Mein Menschenherz war stolz. Und stolz ist es noch immer, Beleg Cúthalion.Es kann noch nicht ertragen, nach Menegroth heimzukehren und dort die mitleidigen und entschuldigenden Blicke zu spüren, wie man sie einem unartigen Kind zuwirft, das sich gebessert hat. Ich bin kein Knabe mehr, sondern ein Mann gemäß meiner Art. Das Schicksal hat mich hart gemacht.«
Diese Worte betrübten Beleg.
»Was also willst du tun?«, fragte er.
»Frei leben«, gab Túrin zur Antwort. »Eben dieses wünschte mir Mablung, als wir uns trennten. Ich denke, die Gnade Thingols wird nicht so weit reichen, um diese Gefährten meines Falls mit einzuschließen. Ich aber will mich jetzt nicht von ihnen trennen, falls sie bei mir bleiben wollen. Ich habe sie auf meine Weise gern, ein wenig sogar die Verworfensten unter ihnen. Sie sind Menschen wie ich, und in jedem von ihnen schlummert etwas Gutes, das wachsen kann. Ich glaube, dass sie bei mir bleiben wollen.«
»Du siehst sie mit anderen Augen als ich«, sagte Beleg. »Wenn du versuchst, sie vom Bösen abzubringen, werden sie dich enttäuschen; vor allem einer von ihnen.«
»Wie kann ein Elbe über Menschen urteilen?«, fragte Túrin.
»So wie er über alle Taten urteilt, wer sie auch immer begangen hat«, erwiderte Beleg, doch mehr sagte er nicht und schwieg über Andrógs Bösartigkeit, der er seine üble Behandlung in erster Linie verdankte. Da er Túrins Gemütszustand durchschaute, fürchtete er, dieser werde ihm nicht glauben. Er fürchtete auch, ihre alte Freundschaft zu verletzen und Túrin auf seinen bösen Weg zurückzutreiben.
»Ein freies Leben, sagtest du, Túrin, mein Freund«, fuhr er fort. »Was verstehst du darunter?«
»Über meine eigenen Männer zu befehlen und auf meine Weise Krieg zu führen«, gab Túrin zur Antwort. »Aber zumindest was den Krieg betrifft hat meine Meinung sich geändert: Ich bereue jeden Schwertstreich, außer denen, die gegen denFeind der Elben und Menschen geführt wurden. Aber vor allem anderen wollte ich, du wärst an meiner Seite. Bleib bei mir!«
»Wenn ich bei dir bliebe, würde ich der Freundschaft gehorchen und nicht der Klugheit«, sagte Beleg. »Mein Herz sagt mir, dass es besser wäre, wir kehrten nach Doriath zurück.«
»Trotzdem, ich werde nicht dorthin gehen«, sagte Túrin.
Darauf bemühte Beleg sich noch einmal, ihn zu überreden, in den Dienst König Thingols zurückzukehren. Er sprach davon, wie sehr man seiner Kraft und seines Mutes in den Nordmarken Doriaths bedürfe, berichtete vom neuerlichen Einfall der Orks, die aus Taur-nu-Fuin über den Pass von Anach nach Dimbar hinuntergekommen seien. Aber alle seine Worte waren vergeblich, so dass
Weitere Kostenlose Bücher