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Nachrichten aus Mittelerde

Nachrichten aus Mittelerde

Titel: Nachrichten aus Mittelerde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher J. R. R.; Tolkien Tolkien
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auf, kniete zu Túrins Füßenund bat um sein Leben. »Ich bin alt«, sagte er, »und arm. Ich bin nur ein Zwerg, wie du gesagt hast, und kein Ork. Mein Name ist Mîm. Lasse mich nicht grundlos töten, Herr, wie die Orks es tun würden.«
    Túrin empfand Mitleid mit ihm, doch er sagte: »Arm scheinst du zu sein, Mîm, obgleich mich dies bei einem Zwerg wundert. Doch ich denke, wir sind noch ärmer: heimatlose Menschen ohne Freunde. Wenn ich dir sagte, dass wir niemanden aus Mitleid verschonen, wenn wir in großer Not sind, was würdest du uns anbieten, um dich freizukaufen?«
    »Ich weiß nicht, was du verlangst, Herr«, sagte Mîm vorsichtig.
    »Im Augenblick wenig genug!«, sagte Túrin und sah ihn verbittert an, während ihm der Regen in die Augen lief. »Einen sicheren Platz zum Schlafen außerhalb der nassen Wälder. Ohne Zweifel nennst du einen solchen Platz dein Eigen?«
    »Ich habe einen solchen Platz«, erwiderte Mîm, »aber ich kann ihn als Auslöse nicht hergeben. Ich bin zu alt, um unter offenem Himmel zu leben.«
    »Du brauchst dich um dein Alter nicht zu sorgen«, sagte Andróg und trat vor, in der unverwundeten Hand ein Messer. »Ich kann dir diese Sorge abnehmen.«
    »Herr!«, schrie Mîm darauf in großer Angst. »Wenn ich mein Leben verliere, verliert ihr auch euren Unterschlupf, denn ohne mich werdet ihr ihn nicht finden. Ich kann ihn euch nicht überlassen, aber ich will ihn mit euch teilen. Es ist jetzt mehr Platz darin als früher, denn viele haben uns für immer verlassen.« Und er begann zu weinen.
    »Dein Leben sei dir geschenkt, Mîm«, sagte Túrin.
    »Zumindest bis wir zu seinem Schlupfwinkel kommen«, sagte Andróg.
    Doch Túrin wandte sich an ihn und sagte: »Wenn uns Mîm ohne Betrug zu seiner Wohnung bringt und diese für uns geeignetist, dann hat er sein Leben freigekauft. Und er soll von keinem Mann getötet werden, der zu mir gehört. Das schwöre ich.«
    Darauf umklammerte Mîm Túrins Knie und sagte: »Mîm wird dein Freund sein, Herr. Zuerst dachte ich, du seist ein Elbe, wegen deiner Sprache und deiner Stimme. Aber wenn du ein Mensch bist, ist es besser. Mîm liebt die Elben nicht.«
    »Wo ist deine Wohnung?«, fragte Andróg. »Sie muss wirklich vortrefflich sein, wenn Andróg sie schon mit einem Zwerg teilen muss. Andróg mag nämlich keine Zwerge. Von dieser Rasse aus dem Osten sind meinem Volk nur wenige gute Geschichten zu Ohren gekommen.«
    »Urteile über mein Heim, wenn du es siehst«, erwiderte Mîm. »Aber auf dem Weg dorthin werdet ihr Licht brauchen, ihr Stolper-Menschen. Ich werde rechtzeitig zurück sein und euch führen.«
    »Nein, nein!«, sagte Andróg. »Das wirst du nicht erlauben, nicht wahr, Hauptmann? Du würdest den alten Halunken niemals wiedersehen.«
    »Es wird dunkel«, sagte Túrin. »Er soll uns ein Pfand dalassen. Sollen wir deinen Sack und seinen Inhalt hierbehalten, Mîm?«
    Aber als er dies hörte, fiel der Zwerg mit kummervoller Miene erneut auf die Knie.
    »Wenn Mîm vorhätte, nicht zurückzukommen, würde er dann wegen eines Sackes mit alten Wurzeln zurückkommen?«, sagte er. »Ich werde zurückkommen. Lass mich gehen!«
    »Das werde ich nicht tun«, antwortete Túrin. »Wenn du dich von deinem Sack nicht trennen willst, musst du bei ihm bleiben. Eine Nacht unter Blättern wird vielleicht dein Mitleid mit uns wecken.« Doch Túrin und auch andere Männer bemerkten, dass für den Zwerg der Inhalt des Sackes wertvoller war, als er es auf den ersten Blick zu sein schien.
     
    Sie führten den alten Zwerg zu ihrem armseligen Lager, und während er ging, murmelte er in einer fremdartigen, rauhen Sprache vor sich hin, die ein uralter Hass misstönend zu machen schien. Als sie ihm jedoch die Beine fesselten, verstummte er plötzlich. Diejenigen, welche Wache hielten, sahen ihn die ganze Nacht wie einen Stein still und stumm dahocken. Nur seine schlaflosen Augen glitzerten, wenn er sie durch die Dunkelheit schweifen ließ.
    Bevor es Tag wurde, hörte der Regen auf, und Wind regte sich in den Bäumen. Die Morgendämmerung war heller als an vielen anderen Tagen, und eine leichte Brise aus dem Süden machte den Himmel um die aufgehende Sonne weit, hell und klar. Mîm saß noch immer unbeweglich da, als sei er tot, denn jetzt waren seine schweren Lider geschlossen, und das Morgenlicht enthüllte, wie zusammengeschrumpft und altersschwach er war. Túrin stand vor ihm und blickte auf ihn herab. »Jetzt haben wir Licht genug«, sagte er.
    Mîm öffnete

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