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Nachrichten aus Mittelerde

Nachrichten aus Mittelerde

Titel: Nachrichten aus Mittelerde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher J. R. R.; Tolkien Tolkien
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er schließlich sagte: »Du hast dich selbst einen harten Mann genannt, Túrin. In der Tat: Du bist hart und verstockt. Jetzt bin ich an der Reihe: Wenn du den Langbogen wirklich an deiner Seite haben willst, suche ihn in Dimbar, denn dorthin werde ich zurückkehren.«
    Darauf verfiel Túrin in Schweigen, kämpfte mit seinem Stolz, der ihm die Rückkehr verbot, und ließ die Jahre an sich vorüberziehen, die hinter ihm lagen. Mitten aus dem Grübeln heraus sagte er plötzlich zu Beleg: »Dem Elbenmädchen, das du erwähnt hast, habe ich wegen seiner rechtzeitigen Aussage viel zu verdanken, doch ich kann mich nicht an sie erinnern. Warum hat sie mich beobachtet?«
    Beleg blickte ihn befremdet an: »Warum wohl?«, sagte er. »Túrin, hast du während der ganzen Zeit mit deinem Herzen und der Hälfte deines Gedächtnisses weit weg gelebt? Du bist mit Nellas durch die Wälder Doriaths gestreift, als du ein Knabe warst!«
    »Das ist lange her«, erwiderte Túrin. »Auch meine Kindheit, wie mir nun scheint, liegt weit zurück, und ein Schleier bedeckt sie, ausgenommen die Erinnerung an mein Vaterhaus in Dorlómin.Aber warum hätte ich mit einem Elbenmädchen umherziehen sollen?«
    »Vielleicht um zu lernen, was sie dir beibringen konnte«, sagte Beleg. »Nun denn, Kind der Menschen, es gibt in Mittelerde noch anderes Leid als das deine und Wunden, die nicht von Waffen herrühren. Wahrlich, ich beginne zu glauben, dass Elben und Menschen sich nicht begegnen oder sich miteinander abgeben sollten.«
    Túrin schwieg, doch lange betrachtete er Belegs Gesicht, als sei darin die Lösung seiner rätselhaften Worte zu lesen. Nellas aus Doriath jedoch sah ihn niemals wieder, und seine Gestalt verflüchtigte sich vor ihr. 12

Von Mîm, dem Zwerg
    Nachdem Beleg fortgegangen war (dies war im zweiten Sommer nach Túrins Flucht aus Doriath), 13 kamen für die Geächteten schlechte Zeiten. Der Jahreszeit unangemessen begann es zu regnen, und in größerer Zahl als zuvor kamen Orks aus dem Norden und entlang der alten Südstraße herbei und sorgten für Unruhe an den Westgrenzen Doriaths. Es gab dort wenig Sicherheit und Ruhe, und die Geächteten waren viel öfter Gejagte als Jäger.
    Eines Nachts, als sie halb schlummernd und ohne Feuer in der Dunkelheit lagen, überdachte Túrin sein Leben, und es schien ihm, als könne er ihm eine Wendung zum Besseren geben.
    »Ich muss irgendeine sichere Zuflucht finden«, dachte er, »und Vorbereitungen gegen Winter und Hunger treffen«; und am nächsten Tag führte er seine Männer weit fort, weiter als sie sich bisher vom Teiglin und den Marken Doriaths entfernt hatten. Nachdem sie drei Tage lang gewandert waren, machten sieam westlichen Rand der Wälder im Tal des Sirion halt. Dort, wo das Land zu den Moorgebieten aufzusteigen begann, war es trockener und kahler.
    Bald danach, als das graue Licht eines regnerischen Tages verblasste, geschah es, dass Túrin und seine Männer in einem Dickicht von Hulstbäumen Schutz suchten; dahinter erstreckte sich eine baumlose Fläche, auf der viele große Steine in ungeordneten Haufen beisammenlagen. Es war still, nur der Regen tropfte von den Blättern. Plötzlich stieß eine der Wachen einen Ruf aus, und aufspringend sahen sie drei grauvermummte Gestalten, die sich verstohlen zwischen den Steinen zu schaffen machten. Jede war mit einem großen Sack beladen, bewegte sich aber dennoch schnell.
    Túrin schrie ihnen zu, stehen zu bleiben, und seine Männer rannten wie Jagdhunde auf sie los; aber sie setzten ihren Weg fort, und obwohl Andróg Pfeile auf sie abschoss, verschwanden sie in der Dämmerung. Einer blieb zurück, weil er ein schlechter Läufer oder schwerer beladen war, und wurde rasch gepackt und niedergeworfen. Obwohl er um sich schlug und biss wie ein Tier, hielten viele kräftige Hände ihn am Boden fest. Doch Turin kam hinzu und schalt seine Männer. »Was habt ihr da?«, fragte er. »Warum so grob? Er ist alt und schmächtig. Was ist gefährlich an ihm?«
    »Er beißt«, sagte Andróg und zeigte seine blutende Hand. »Es ist ein Ork oder einer aus ihrer Sippe. Tötet ihn!«
    »Er verdient nichts Besseres«, sagte ein anderer, der den Sack geöffnet hatte, »denn er hat unsere Hoffnungen enttäuscht: nichts als Wurzeln und kleine Steine.«
    »Nein«, sagte Túrin, »seht den Bart. Ich glaube, es ist nur ein Zwerg. Lasst ihn aufstehen und sprechen.«
     
    Auf diese Weise geriet Mîm in die Geschichte von den Kindern Húrins. Mühsam richtete er sich

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