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Nachrichten aus Mittelerde

Nachrichten aus Mittelerde

Titel: Nachrichten aus Mittelerde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher J. R. R.; Tolkien Tolkien
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Rändern des Himmels, das Schattengebirge zu erkennen glaubte, die Berge seiner Heimat. Abends jedoch sah Túrin nach Westen in die untergehende Sonne, wie sie rot im Dunst über den fernen Küsten versank, und das Tal des Narog dazwischen lag tief in Schatten. So begann der Aufenthalt Túrins, Húrins Sohn, in den Hallen Mîms, in Bar-en-Danwedh, dem Haus der Auslöse.
     
    (Zum Verlauf der Geschichte von Túrins Ankunft im Bar-en-Danwedh bis zum Fall Nargothronds siehe
Das Silmarillion
, Seite 227–240, und Anhang zu
Narn i Hîn Hûrin
, Seite 252f.)

Die Rückkehr Túrins nach Dor-lómin
    Schließlich kam Túrin, erschöpft von der Eile und von der Länge des Weges (denn er war vierzig Meilen und mehr gereist, ohne zu rasten), zugleich mit dem ersten Eis des Winters zu den Weihern von Ivrin, die ihn schon einmal geheilt hatten. Doch jetzt waren sie nur noch ein gefrorener Sumpf, und er konnte dort nicht mehr trinken.
    Von dort gelangte er zu den Pässen, die nach Dor-lómin führten, 20 bitterkalter Schnee kam aus dem Norden, und die Wege waren vereist und gefährlich. Obwohl dreiundzwanzig Jahre vergangen waren, seit er diesen Pfad gegangen war, hatte er sich ihm tief eingeprägt, so groß war der Schmerz bei jedem Schritt gewesen, mit dem er sich von Morwen entfernt hatte. So kehrte er schließlich in das Land seiner Kindheit zurück. Es war öde und kahl, und die wenigen Menschen waren unwirsch und sprachen die rauhe Sprache der Ostlinge; die alte Sprache war die von Sklaven und Feinden geworden.
    Deshalb war Túrin auf der Hut, bewegte sich unauffällig, vermummte sich und kam schließlich zu dem Haus, das er suchte. Es stand leer und dunkel, und nichts Lebendiges war in seiner Nähe. Morwen war fort, und Brodda, der Eindringling (der Aerin, Húrins Verwandte, gezwungen hatte, sein Weib zu werden), hatte ihr Haus geplündert und alles geraubt, was ihr an Gütern und Dienerschaft geblieben war. Broddas Haus stand dem alten Hause Húrins am nächsten; dorthin kam Túrin, von der Reise erschöpft und von Schmerz verzehrt, und bat um Obdach. Es wurde ihm gewährt, denn einige der freundlichen Sitten von einst hatte Aerin sich noch bewahrt. Man wies ihm einen Platz am Feuer unter den Dienern und einigen Landstreichern an, die beinahe ebenso düster und zerschunden aussahen wie Túrin; und er fragte sie nach Neuigkeiten aus dem Land.
    Da verfiel die Gesellschaft in Schweigen, einige wandten sich ab und blickten den Fremdling misstrauisch an. Aber ein alter Landstreicher mit einer Krücke sagte: »Wenn du unbedingt die alte Sprache sprechen musst, Meister, sprich leiser und frage nicht nach Neuigkeiten. Willst du wie ein Gauner geschlagen oder als Spion gehängt werden? Deinen Blicken nach könntest du nämlich beides sein.« Er rückte näher und sprach leise in Túrins Ohr: »Sie könnten aber auch bedeuten, dass du zu dem freundlichen Volk von einst gehörst, das in den goldenen Tagen mit Hador kam, bevor Wolfshaar auf den Köpfen spross. Einige aus diesem Volk sind hier, wenn sie jetzt auch zu Bettlern und Sklaven gemacht worden sind, und ohne Frau Aerin hätten sie weder dieses Feuer noch dieses Brot. Woher kommst du, und welche Auskünfte begehrst du?«
    »Es gab eine Frau namens Morwen«, erwiderte Túrin, »und vor langer Zeit habe ich in ihrem Haus gelebt. Nach langer Wanderschaft bin ich hierhergekommen, um freundliche Aufnahme zu finden, doch weder ihr Feuer noch ihre Hausbewohner sind jetzt hier.«
    »Und sind auch während der langen Jahre vorher nicht hier gewesen«, sagte der alte Mann. »Seit dem todbringenden Krieg war in jenem Haus das Feuer kärglich und die Zahl der Menschen klein; die Herrin gehörte nämlich zum alten Volk und war, was du sicherlich weißt, die Witwe unseres Herrn Húrin, Hadors Sohn. Dennoch wagte man nicht, sie anzurühren, denn man fürchtete sie. Sie war stolz und schön wie eine Königin, bevor der Kummer sie zugrunde richtete. Sie nannten sie Hexenweib und wichen ihr aus, und dieses Wort bedeutet in der neuen Sprache nichts anderes als Elbenfreundin. Doch man raubte sie aus. Sie und ihre Tochter hätten oft Hunger gelitten, wenn nicht Frau Aerin gewesen wäre. Man sagte, sie unterstütze sie heimlich und wurde dafür oft von Brodda, diesem Schuft, geprügelt, den sie in ihrer Bedrängnis geheiratet hatte.«
    »Und dieses lange Jahr und später?«, fragte Túrin. »Sind sie tot oder versklavt? Oder haben die Orks sie erschlagen?«
    »Man weiß es nicht mit Sicherheit«,

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