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Nachrichten aus Mittelerde

Nachrichten aus Mittelerde

Titel: Nachrichten aus Mittelerde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher J. R. R.; Tolkien Tolkien
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näher«, sagte Brodda stirnrunzelnd, doch Aerin erbleichte.
    Darauf schritt Túrin an die vornehme Tafel, stand davor und verbeugte sich. »Ich bitte um Vergebung, Frau Aerin«, sagte er, »dass ich auf diese Weise bei Euch eindringe, doch mein Anliegen ist dringend und hat mich von weit hergeführt. Ich suche Morwen, Herrin von Dor-lómin, und Nienor, ihre Tochter. Doch ihr Haus ist leer und ausgeplündert. Was könnt Ihr mir darüber sagen?«
    »Nichts«, sagte Aerin in großer Furcht, denn Brodda beobachtete sie scharf. »Nichts, außer, dass sie verschwunden ist.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Túrin.
    Da sprang Brodda vor, und sein Gesicht war rot vor Zorn und Trunkenheit. »Kein Wort mehr!«, schrie er. »Soll mein Weib vor meinen Augen der Lüge geziehen werden, von einem Bettler, der die Sprache der Sklaven spricht? Hier gibt es keine Herrin von Dor-lómin. Was aber Morwen betrifft, so gehört sie zum Sklavenvolk und ist geflohen, wie es Sklaven tun. Tue das Gleiche, und tue es schnell, oder ich werde dich an einem Baum aufhängen lassen!«
    Da sprang Túrin auf ihn los, zog sein schwarzes Schwert, packte ihn bei den Haaren und zwang seinen Kopf in den Nacken. »Niemand soll sich rühren«, sagte er, »oder dieser Kopf wird seine Schultern verlassen! Frau Aerin, ich würde Euch ein zweites Mal um Vergebung bitten, wenn ich glaubte, dass dieser Lump Euch jemals etwas anderes als Schlechtes angetan hat. Doch jetzt sprecht und weist mich nicht zurück! Bin ich nicht Túrin, Fürst von Dor-lómin? Soll ich es Euch befehlen?«
    »Gebietet über mich«, antwortete sie.
    »Wer plünderte Morwens Haus?«
    »Brodda«, sagte sie.
    »Wann floh sie und wohin?«
    »Vor einem Jahr und drei Monaten. Herr Brodda und andere Ostlinge aus dieser Gegend unterdrückten sie aufs schlimmste. Vor langer Zeit war sie aufgefordert worden, in das VerborgeneKönigreich zu kommen, und schließlich ging sie fort. Die dazwischenliegenden Länder waren nämlich eine Zeit lang vom Bösen frei, dank der Tapferkeit des Schwarzes Schwertes aus dem südlichen Land, wie man sagte; doch das ist jetzt vorbei. Sie hoffte, ihren Sohn dort zu finden, der sie erwartete. Doch wenn Ihr Túrin seid, dann, fürchte ich, ist alles schiefgegangen.«
    Da lachte Túrin bitter. »Schiefgegangen?«, schrie er. »Ja, immer ging alles schief: so schief wie Morgoth gewachsen ist!« Und plötzlich schüttelte ihn schwarze Wut, denn ihm wurden die Augen geöffnet, die Fesseln von Glaurungs Bann fielen von ihm ab, und er erkannte die Lügen, mit denen er getäuscht worden war. »Bin ich hergekommen, durch Arglist getäuscht, um hier entehrt zu sterben, ich, der ich zumindest mutig vor den Toren Nargothronds hätte sterben können?« Und es war ihm, als höre er aus der Nacht rings um die Halle die Rufe Finduilas’.
    »Ich werde hier nicht als Erster sterben!«, rief er. Er ergriff Brodda und mit der Kraft, die ihm Qual und Zorn verliehen, hob er ihn in die Höhe und schüttelte ihn wie einen Hund. »Morwen aus dem Sklavenvolk, hast du gesagt? Du Sohn gemeiner Feiglinge, Dieb, Sklave von Sklaven!« Mit diesen Worten schleuderte er Brodda mit dem Kopf voran über seinen eigenen Tisch, so dass er genau in das Gesicht eines Ostlings flog, der aufstand, um Túrin anzugreifen.
    Bei diesem Sturz brach Brodda sich das Genick; und Túrin sprang hinterdrein und erschlug drei weitere Männer, die sich duckten, weil sie waffenlos waren. Die Halle geriet in Aufruhr. Die Ostlinge, die dort saßen, wollten auf Túrin losgehen, doch viele Männer des alten Volkes sammelten sich um ihn: Lange waren sie zahme Knechte gewesen, doch jetzt erhoben sie sich schreiend zum Aufstand. Im Nu tobte in der Halle ein heftiger Kampf; obwohl die Sklaven den Dolchen und Schwertern nichts entgegenzusetzen hatten als Fleischmesser und ähnlicheDinge, die sie erhaschen konnten, gab es auf beiden Seiten viele Tote, ehe noch Túrin mitten in das Getümmel sprang und die letzten Ostlinge erschlug, die in der Halle übriggeblieben waren.
    Dann lehnte er sich an eine Säule, schöpfte Atem, und das Feuer seines Zorns wurde zu Asche. Aber Sador, der Alte, kroch zu ihm und umklammerte seine Knie, denn er war tödlich verwundet. »Dreimal sieben Jahre und mehr! Lange haben wir auf diese Stunde gewartet«, sagte er. »Aber jetzt geht, Herr, geht! Geht und kehrt nicht zurück, es sei denn mit einer großen Streitmacht. Sie werden das Land gegen Euch aufhetzen. Viele sind aus der Halle geflohen. Geht, oder

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