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Nachrichten aus Mittelerde

Nachrichten aus Mittelerde

Titel: Nachrichten aus Mittelerde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher J. R. R.; Tolkien Tolkien
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ihnen das Haus des Zwerges als ein schöner Ort, um dort zu wohnen. Allein Andróg war unzufrieden. »Je eher wir selbst über unser Kommen und Gehen bestimmen, desto besser«, sagte er. »Niemals zuvor haben wir einen Gefangenen, der uns übelgesinnt war, zu unseren Unternehmungen mitgenommen und wieder zurückgebracht.«
     
    An diesem Tag ruhten sie aus, reinigten ihre Waffen und setzten ihre Ausrüstung instand; freilich besaßen sie nur noch Lebensmittel für einen oder zwei Tage, und Mîm ergänzte ihreVorräte. Er überließ ihnen drei große Kochtöpfe und Brennmaterial und brachte auch den Inhalt des Sackes herbei. »Wertloses Zeug«, sagte er. »Das Stehlen nicht wert. Nur wilde Wurzeln.«
    Doch als sie gekocht waren, erwiesen sie sich als eine nahrhafte Speise, die fast wie Brot schmeckte. Die Geächteten waren sehr froh darüber, denn Brot hatten sie lange entbehrt, wenn sie es nicht gerade hatten stehlen können. Mîm sagte: »Wilde Elben kennen diese Wurzeln nicht, Grau-Elben haben sie nicht gefunden, und die Stolzen jenseits des Meeres lassen sich zum Graben nicht herab.«
    »Wie heißen sie?«, fragte Túrin.
    Mîm sah ihn von der Seite an. »Sie haben keinen Namen«, sagte er, »außer in der Zwergensprache, in die wir niemanden einweihen. Und wir zeigen den Menschen nicht, wie man sie findet, denn sie sind habgierig und verschwenderisch und würden nicht eher Ruhe geben, bis alle Pflanzen ausgerottet wären, während sie jetzt an ihnen vorbeigehen, wenn sie durch die Wildnis stolpern. Mehr wirst du von mir nicht erfahren. Doch solange eure Worte ohne Falsch sind und ihr weder stehlt noch spioniert, sollt ihr ausreichend an meiner Beute teilhaben.« Dann stieß er erneut ein kehliges Lachen hervor. »Sie sind von großem Wert«, fuhr er fort. »Wertvoller als Gold in der Hungerzeit des Winters, weil man sie aufspeichern kann, wie es Eichhörnchen mit Nüssen tun; wir waren bereits dabei, von den ersten reifen Wurzeln einen Vorrat anzulegen. Doch ihr seid Narren, wenn ihr glaubt, dass ich mich nicht von einer kleinen Ausbeute trennen wollte, selbst als es um mein Leben ging.«
    »Ich hab’s vernommen«, sagte Ulrad, der in den Sack geschaut hatte, als Mîm ergriffen worden war. »Doch du wolltest dich nicht von ihr trennen, und deshalb erstaunen mich deine Worte jetzt umso mehr.«
    Mîm drehte sich herum und sah ihn finster an. »Du bisteiner der Narren, die man im Frühling nicht beklagt, wenn sie im Winter zugrunde gegangen sind«, sagte er. »Ich hatte mein Wort gegeben, also musste ich zurückkommen, ob ich wollte oder nicht, mit oder ohne Sack, was immer ein gesetzloser und treuloser Mann darüber denken mag. Aber ich mag es nicht, wenn ich durch Gewalt oder Trug meines Eigentums beraubt werde, und sei es nur ein Schuhriemen. Wie könnte ich vergessen, dass du unter jenen warst, deren Hände mich in Fesseln legten und die mich so daran hinderten, noch einmal mit meinem Sohn zu sprechen! Immer, wenn ich das Brot der Erde aus meinem Vorrat austeile, sollst du leer ausgehen, und wenn du es doch isst, sollst du es nur der Freigebigkeit der Kameraden zu verdanken haben und nicht der meinen!«
    Mit diesen Worten ging Mîm fort, Ulrad jedoch, den Mîms Zorn in Furcht versetzt hatte, sagte hinter seinem Rücken: »Große Worte. Nichtsdestotrotz hatte der alte Schurke andere Dinge in seinem Sack, ähnlich geformt wie Wurzeln, aber härter und schwerer. Vielleicht gibt es außer dem Erdenbrot andere Dinge in der Wildnis, die die Elben nicht gefunden haben und von denen die Menschen nichts wissen sollen.« 19
    »Das ist möglich«, sagte Túrin. »Trotzdem hat der Zwerg zumindest in einem Punkt die Wahrheit gesprochen, als er dich nämlich einen Narren nannte. Warum musst du aussprechen, was du denkst? Wenn dir schöne Worte schon nicht über die Lippen wollen, so dient Schweigen unseren Absichten besser.«
    Der Tag verlief friedlich, und keiner der Geächteten hatte das Verlangen, das Versteck zu verlassen. Túrin erging sich ausgiebig auf dem grünen Rasen der Felsplatte, indem er von einem zum anderen Ende hin und zurück schritt. Er schaute nach Osten, Westen und Norden hinaus und war erstaunt, wie weit der Blick in der klaren Luft reichte. Im Norden erkannte er den Wald von Brethil und den Amon Obel, der grün in seinerMitte anstieg, und dorthin wurden seine Augen wieder und wieder gezogen, er wusste nicht, warum; sein Herz zog es nämlich eher in den Nordwesten, wo er, viele Meilen entfernt an den

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