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Nachrichten aus Mittelerde

Nachrichten aus Mittelerde

Titel: Nachrichten aus Mittelerde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher J. R. R.; Tolkien Tolkien
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ist ein gefährliches Unternehmen, Herrin von Dorlómin, das man wohl erwägen muss. Eine solche Ungewissheit könnte wahrhaftig von Morgoth geplant sein, um uns zur Unbesonnenheit zu verleiten.«
    Doch Morwen war erregt und rief: »Unbesonnenheit, Herr! Wenn mein Sohn hungrig in den Wäldern umherirrte, wenn er in Fesseln geschlagen wäre, wenn sein Körper unbestattet daläge, dann würde ich unbesonnen sein. Ich würde keine Stunde verlieren und mich auf die Suche nach ihm machen.«
    »Herrin von Dor-lómin«, erwiderte Thingol, »dies würde der Sohn Húrins sicherlich nicht wünschen. Er würde finden, dass du hier besser aufgehoben bist als in irgendeinem anderen verbliebenen Land: in der Obhut Melians. Um Húrins und Túrins willen werde ich dich in der dunklen Gefahr dieser Tage nicht draußen umherwandern lassen.«
    »Du hast Túrin nicht vor der Gefahr bewahrt, mich aber willst du von ihm fernhalten«, rief Morwen. »In der Obhut Melians! Ja, als eine Gefangene des Gürtels. Lange habe ich gezögert, bevor ich ihn betrat, und jetzt bereue ich es.«
    »Genug, Herrin von Dor-lómin«, sagte Thingol. »Wenn du so sprichst, so sollst du eines wissen: Der Gürtel ist offen. Aus freiem Willen bist du hierhergekommen, und es steht dir frei, zu bleiben oder zu gehen.«
    Darauf sagte Melian, die bisher geschwiegen hatte: »Gehe nicht von hier fort, Morwen. Du hast ein wahres Wort gesagt: Diese Ungewissheit stammt von Morgoth. Wenn du gehst, vollstreckst du seinen Willen.«
    »Furcht vor Morgoth wird mich nicht hindern, wenn mein Fleisch und Blut mich ruft«, antwortete Morwen. »Doch wenn du um mich fürchtest, Herr, dann überlasse mir einige deiner Leute.«
    »Über dich gebiete ich nicht«, sagte Thingol. »Aber meine Männer unterstehen allein meinem Befehl. Ich werde sie nach meinem eigenen Gutdünken aussenden.«
    Darauf sagte Morwen nichts mehr und ging hinweg. Thingol war es schwer ums Herz, denn ihm schien, als sei Morwens Gemüt von Todesahnungen überschattet. Er fragte Melian, ob sie Morwen nicht durch ihre Macht zurückhalten könne.
    »Gegen Böses, das sich nähert, vermag ich etwas auszurichten«, gab sie zur Antwort, »aber nichts gegen solche, die um jeden Preis fortgehen wollen. Dies ist deine Aufgabe.Wenn sie hierbleiben soll, musst du sie mit Gewalt zurückhalten. Doch vielleicht kannst du auf diese Weise ihren Starrsinn besiegen.«
     
    Morwen ging nun zu Nienor und sagte: »Lebe wohl, Tochter Húrins, ich gehe, um meinen Sohn zu suchen oder Gewissheit über sein Schicksal zu erlangen, weil niemand hier etwas tun, sondern abwarten will, bis es zu spät ist. Warte hier auf mich, bis ich – vielleicht – zurückkehre.«
    Da wollte sie Nienor, von Furcht und Kummer gepackt, zurückhalten, aber Morwen gab keine Antwort, ging in ihre Kammer, und als der Morgen graute, war sie fortgegangen.
    Nun hatte Thingol befohlen, dass niemand sie aufhalten oder ihr auf irgendeine Weise nachstellen sollte. Aber sobald sie fort war, stellte er eine Abteilung seiner verwegensten und geschicktesten Männer zusammen und berief Mablung zu ihrem Führer.
    »Folgt ihr nun rasch«, sagte er, »doch achtet darauf, dass sie euch nicht bemerkt. Wenn sie sich aber in der Wildnis befindet und ihr Gefahr droht, gebt euch zu erkennen. Wenn sie nicht umkehren will, beschützt sie, so gut ihr könnt. Doch ich möchte, dass einige von euch so weit wie möglich vordringen und nach bestem Vermögen alles auskundschaften.«
    So geschah es also, dass Thingol eine größere Truppe aussandte, als er anfangs beabsichtigt hatte, und darunter waren zehn Reiter mit Ersatzpferden. Die Männer folgten Morwen, und sie ging durch Region nach Süden und gelangte oberhalb der Dämmerseen an die Ufer des Sirion. Dort machte sie halt, denn der Sirion war breit und reißend, und sie kannte den Weg nicht. Deshalb mussten die Wächter sich notgedrungen zu erkennen geben; und Morwen sagte: »Will Thingol mich aufhalten? Oder schickt er mir spät noch die Hilfe, die er mir verweigerte?«
    »Beides«, antwortete Mablung. »Du willst nicht zurückkehren?«
    »Nein!«, sagte sie.
    »Dann muss ich dir helfen«, sagte Mablung, »wenn auch gegen meinen Willen. Der Sirion ist breit und tief, und es ist gefährlich für Mensch und Tier, ihn zu durchschwimmen.«
    »Dann bringe mich hinüber, auf welche Weise das Elben-Volk ihn auch immer zu überqueren pflegt«, sagte Morwen, »sonst werde ich versuchen, ihn zu durchschwimmen.«
    Deshalb führte Mablung sie

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