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Nachrichten aus Mittelerde

Nachrichten aus Mittelerde

Titel: Nachrichten aus Mittelerde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher J. R. R.; Tolkien Tolkien
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Dieser Ort wurde Ephel Brandir genannt; denn Brandir, der Sohn Handirs, war nun ihr Fürst, seit sein Vater erschlagen worden war. Brandir war ein friedliebender Mann, der seit einem Unglücksfall in seiner Kindheit lahmte. Überdies war er von sanftem Gemüt, liebte Holz mehr als Metall, und die Kenntnis der Dinge, die in der Erde wuchsen, zog er anderem Wissen vor.
    Aber einige der Waldmenschen jagten noch immer die Orks an ihren Grenzen. Und so geschah es, dass Túrin den Lärm eines Handgemenges hörte, als er dorthin kam. Er eilte hinzu, und vorsichtig durch die Bäume näher schleichend, sah er eine kleine Gruppe von Männern, die von Orks umringt war. Sie wehrten sich verzweifelt, mit dem Rücken gegen eine Baumgruppe, die für sich allein auf einer Lichtung stand. Doch die Orks waren in der Überzahl, und die Waldmenschen hatten kaum Hoffnung, zu entfliehen, wenn nicht Hilfe kam. Deshalb vollführte Túrin trampelnd und polternd im Unterholz einen großen Lärm und rief dann, als führe er viele Männer an, mit lauter Stimme: »Ha! Dort sind sie! Folgt mir alle! Heraus jetzt und zugeschlagen!«
    Darauf wandten sich die Orks bestürzt um, und dann sprang Túrin hervor, tat so, als winke er Männern zu, die ihm folgten, und die Schneide Gurthangs flackerte in seiner Hand wie eine Flamme. Diese Klinge war den Orks allzu gut bekannt, und noch bevor er mitten zwischen sie sprang, zerstreuten sie sich und flohen. Dann eilten die Waldmenschen zu seiner Unterstützung herbei, gemeinsam jagten sie die Feinde in den Fluss, und nur wenige von ihnen gelangten ans andere Ufer.
    Schließlich machten sie am Flussufer halt und Dorlas, Anführer der Waldmenschen, sagte: »Du jagst sehr schnell, Herr, doch deine Männer lassen sich Zeit, dir zu folgen.«
    »Nein«, erwiderte Túrin. »Wir handeln alle zusammen wie ein Mann, und so werden wir nicht voneinander getrennt.«
    Da lachten die Männer aus Brethil und sagten: »Nun, ein solcher Mann wiegt viele Männer auf. Wir schulden dir großen Dank. Aber wer bist du, und was tust du hier?«
    »Ich tue nichts, außer dass ich meinem Handwerk nachgehe, Orks zu erschlagen«, sagte Túrin. »Und ich wohne dort, wohin mein Handwerk mich führt. Ich bin der Wilde Mann aus den Wäldern.«
    »Dann komm mit und wohne bei uns«, sagten sie, »denn wir wohnen in den Wäldern, und wir brauchen solche Handwerker. Du würdest willkommen sein.«
    Túrin blickte sie sonderbar an und sagte: »Sind denn noch Menschen übrig, die es dulden, dass ich ihre Türen verdunkle? Aber, Freunde, ich habe noch ein ernstes Anliegen: Ich muss Finduilas finden, Orodreths Tochter aus Nargothrond, oder wenigstens Neuigkeiten über sie erfahren. Ach, viele Wochen sind vergangen, seit sie aus Nargothrond weggeführt wurde, aber ich suche sie noch immer.«
    Darauf blickten sie ihn voll Mitleid an, und Dorlas sagte: »Suche nicht länger. Ein Ork-Heer kam nämlich von Nargothrond zu den Teiglin-Stegen, was uns schon lange bekannt war. Wegen der großen Zahl von Gefangenen, die mitgeführt wurden, marschierte es sehr langsam. Da dachten wir, unseren kleinen Teil zum Krieg beizutragen; mit allen Bogenschützen, die wir aufbieten konnten, lauerten wir den Orks auf und hofften, einige Gefangene zu retten. Aber, ach! Sobald sie angegriffen wurden, erschlugen die abscheulichen Orks zuerst die Frauen unter ihren Gefangenen. Und die Tochter Orodreths spießten sie mit einem Speer an einen Baum.«
    Túrin stand da wie jemand, der tödlich getroffen ist. »Woher weißt du das?«, fragte er.
    »Weil sie zu mir sprach, bevor sie starb«, sagte Dorlas. »Sie sah uns an, als ob sie jemanden suche, den sie erwartete, und sie sagte: ›Sagt es dem Mormegil, dass Finduilas hier ist.‹ Mehr sagte sie nicht. Doch wegen ihrer letzten Worte betteten wir sie dort zur Ruhe, wo sie starb. Sie liegt in einem Grab unweit des Teiglin. Es ist nun ein Monat seitdem vergangen.«
    »Bringt mich dorthin«, sagte Túrin, und sie führten ihn zu einem kleinen Hügel an den Teiglin-Stegen. Dort legte er sich nieder, und ein Dunkel befiel ihn, dass sie dachten, er sei tot. Doch Dorlas blickte auf den daliegenden Túrin nieder, wandtesich dann an seine Männer und sagte: »Zu spät! Welch jämmerliches Missgeschick. Denn seht: Hier liegt der Mormegil selbst, der große Hauptmann von Nargothrond. Wir hätten ihn an seinem Schwert erkennen müssen, wie die Orks es taten.« Der Ruhm des Schwarzen Schwertes aus dem Süden hatte sich nämlich überall

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