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Nachruf auf eine Rose

Titel: Nachruf auf eine Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fenwick
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sechs wäre ich frei. Morgen früh wäre auch gut.»
    «Ich werde darüber nachdenken.» Blites brüske Verabschiedung zeigte keinerlei Wirkung bei Claire, was ihn nur noch mehr verärgerte, und kaum dass sie durch die Tür war, fing er an, ihre Mitarbeit zu kritisieren und darüber zu lamentieren, dass ihr Fall sich langsam in nichts aufzulösen schien. Seine angedeutete Kritik an Fenwicks Führungsstil verärgerte Nightingale, doch sie war so klug, darüber hinwegzugehen.
    «Die Gegenüberstellung wird uns weiterbringen, Sir.»
    «Darauf würde ich mich lieber nicht verlassen, Constable. Ich habe schon früher mit schwachsinnigen Zeugen zu tun gehabt.» Er merkte nicht, wie Nightingale bei seiner Wortwahl das Gesicht verzog. «Die sind ein gefundenes Fressen für die Verteidigung, glauben Sie mir. Im Moment ist das nur leider alles, was uns noch bleibt.»
    Seit Fenwick ihn das letzte Mal gesehen hatte – das war an dem Morgen nach Graham Wainwrights Ermordung –, schien Alexander Wainwright-Smith um Jahre gealtert und auch um einiges dünner geworden zu sein, und die Härte, die er hinter der jovialen Fassade vermutet hatte, trat nun deutlich zu Tage. Fenwick hatte sich vorgenommen, nicht lange um den heißen Brei herumzureden.
    «Ich werde Ihnen eine Geschichte erzählen, Alexander, die Geschichte eines achtjährigen Mädchens; was das Leben ihr zumutet – und was aus ihr wird. Sie sollten mir gut zuhören.»
    «Falls Sie Sally meinen, Chief Inspector, so weiß ich darüber Bescheid. Vor unserer Heirat hat sie mir alles erzählt.»
    Fenwick erinnerte sich an sein Gespräch mit Sally in der Küche von Wainwright Hall. Also hatte sie ihn damals auch angelogen, doch er musste ganz sicher gehen, ob Alexander die volle Wahrheit kannte.
    Er berichtete ihm von Sallys Kindheit: davon, dass sie von Geburt an misshandelt und missbraucht worden war; von der unbekümmerten Art, mit der ihr Vater ein achtjähriges Mädchen seinen Freunden zur Verfügung gestellt hatte. Er sprach ruhig und sachlich, führte die Tatsachen auf und schmückte nichts aus.
    Wainwright-Smith lauschte, zunächst gleichmütig, dann mit wachsendem Entsetzen. Fenwick erzählte von einem Bruder und einer kleinen Schwester, noch ein Säugling, und wie diese Kinder sich einer immer stärker ausufernden Gewalt gegenübersahen.
    «Sie hat nie etwas von Geschwistern erzählt. Ich dachte, sie sei ein Einzelkind wie ich.»
    «Das ist sie jetzt auch. Ich werde Ihnen erzählen, was geschah. Trotz dieser furchtbaren Erfahrung hat Sally es geschafft zu überleben. Sie war clever, wusste, wie sie es anstellen musste. Sie fing an zu stehlen, einerseits um zu überleben, andererseits um ihrem Vater zu gefallen. Sie wischte das Blut auf, machte die Küche sauber, wenn ihr Vater betrunken aus dem Pub kam und wieder einmal einen seiner Wutanfälle hatte. Sie war seinen Freunden zum Gefallen. Doch mit acht änderte sich ihr Leben grundlegend.»
    «Warum erzählen Sie mir das alles?»
    «Weil Sie das wissen sollten. Bitte hören Sie mir zu.»
    Fenwick erinnerte sich an jedes Detail aus den Berichten der Polizei und des Jugendamts. Er beschrieb, wie die Eltern die Kinder systematisch verhungern ließen, wie Frank Bates immer gewalttätiger wurde. Bis er so leichtsinnig war, sie so zu misshandeln, dass die Lehrer in Sallys Schule auf ihre blauen Flecken aufmerksam wurden.
    «Das Mädchen hat nur überlebt, weil sie Lebensmittel gestohlen hat. Bei jeder Gelegenheit nahm sie Süßigkeiten, Obst, egal was, aus den Schulranzen ihrer Klassenkameraden. Dann fing sie an, auch etwas in Geschäften mitgehen zu lassen. Beim Mittagessen in der Schule nahm sie zweimal nach, und sie brachte Essen, das sie organisiert hatte, mit nach Hause, um es ihrem Bruder zu geben, wenn sie Gelegenheit hatte, ihm etwas zuzustecken.» Bei Fenwicks letzten Worten legte Alexander sich vor Entsetzen die Hand vor den Mund, doch er schwieg, um Fenwick nicht zu unterbrechen. «Eines Tages erwischte ihr Vater sie, als sie versuchte, den Geschwistern etwas Essbares zuzustecken; und da sperrte er die anderen beiden Kinder in eine Kammer unter dem Dach, so dass er ihr Weinen nicht mehr hören musste. Er verprügelte Sally so heftig, dass sie nicht zur Schule gehen konnte, band sie an den Heizkörper in der Küche, wo sie auf dem Fußboden neben dem Hundekorb schlief. Doch ihre Lehrer machten sich Sorgen und riefen immer wieder bei ihrer Mutter an.
    Sallys Mutter war ihrem Mann hörig, und sie erzählte ihm,

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