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Nachruf auf eine Rose

Titel: Nachruf auf eine Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fenwick
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bleiben.
    «Dieses Gerücht ist mir auch schon zu Ohren gekommen. Haben Sie irgendwelche Beweise?»
    «Nein.»
    «Mein Onkel ist tot. Selbst wenn etwas dran ist, sind es doch nur alte Kamellen. Deswegen ist sie noch lange keine Mörderin.»
    «Das nicht, aber man hat sie mit Graham am Morgen seines Todes gesehen. Wir haben einen Augenzeugen.»
    Fenwick starrte auf Alexanders breiten Rücken und wartete auf eine Antwort, doch der Mann schwieg.
    «Sie nehmen das mit bemerkenswerter Gelassenheit auf, Mr Wainwright-Smith.»
    «Mir bleibt ja wohl nichts anderes übrig.»
    Alexanders Reaktion kam ihm falsch vor und er fragte sich, wie viel er in Wirklichkeit über Sallys Vergangenheit wusste. Sally hatte ihn angelogen, hatte behauptet, ihrem Mann nichts gesagt zu haben, doch vielleicht sagte Alexander auch nicht die Wahrheit. Was, wenn er über ihre Vergangenheit Bescheid gewusst hatte, auch über ihr Verhältnis mit seinem Onkel? Angenommen, er hätte von diesem Verhältnis gewusst und es stillschweigend geduldet oder sogar gefördert? Alexander war der Hauptbegünstigte im Testament seines Onkels und war sogar sein Nachfolger in der Firma geworden. Vielleicht war er nur zu bereit gewesen, einen hohen Preis für sein Erbe zu zahlen.
    Fenwicks Miene verriet nichts von seinen Gedanken, doch er betrachtete sein Gegenüber mit neuem Argwohn. Er erhob sich, um zu gehen. Bevor er die Tür erreicht hatte, rief Alexander ihm nach:
    «Wir sind übrigens dabei, eine gerichtliche Verfügung zu erwirken, wegen der Rückgabe der Firmenunterlagen aus Arthur Fishs Haus. Ich rechne damit, dass wir Erfolg haben werden.»
    Fenwick drehte sich lächelnd um. Er vertraute darauf, dass Miles Cator mittlerweile genügend Beweismaterial ausgegraben hatte, um die Herausgabe der Papiere zu verhindern. Er war sich sicher, den Gewinner in diesem Tauziehen zu kennen.

42B 36
    Als Alexander endlich nach Wainwright Hall zurückkehrte, lag das Haus völlig dunkel da. Obwohl es ihm nach seinem Gespräch mit Fenwick nicht mehr gelungen war, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, hatte er sich dennoch bewusst Zeit gelassen. Er hatte darüber nachgedacht, wie er mit der sehr realen Bedrohung, die die Polizei darstellte, umgehen sollte, insbesondere was er mit Sally tun sollte. Wenn es ihr tagsüber schlecht ergangen war, könnte sie jetzt in jeder nur erdenklichen Verfassung sein – von völliger Erstarrung bis hin zu explosiver Gewalttätigkeit –, doch wie auch immer es ihr ging, er würde mit ihr sprechen und ihr erklären müssen, warum er fort musste.
    Er fand sie in der Küche, wo sie dösend vor dem Holzherd saß, eine halb leere Ginflasche und eine leere Chipstüte vor sich auf dem Tisch. Er war sich sicher, dass das ihr ganzes Abendessen gewesen war.
    «Sally!», rief er von der Tür aus.
    «Hm, was ist?»
    «Ich bin’s, Sal. Bin wieder zurück.» Er hatte seinen väterlichen Tonfall angeschlagen, der in den meisten Fällen Wirkung zeigte.
    «Du bist spät dran. Ich habe das Essen in den Kühlschrank gestellt.»
    «Ich habe schon im Büro gegessen, danke. Wir müssen uns unterhalten, wegen der Polizei.»
    «Ich habe nichts verraten, Alex, ganz ehrlich.»
    «Was hast du nicht verraten?»
    «Wegen Graham. Sie haben mir eine Menge Fragen gestellt, und ich war so verwirrt – manchmal dachte ich, sie würden über Graham sprechen, dann stellten sie plötzlich eine Frage wegen des Testaments. Sie waren überall, aber ich habe kein Wort gesagt!»
    «Braves Mädchen. Mach dir keine Sorgen, denn ich habe für dich den besten Strafverteidiger im ganzen Land engagiert. Er kommt morgen früh hierher, um mit dir zu reden. Er heißt Michael Ebutt, und er wird sich um dich kümmern. Er hat bereits die Polizei angerufen und für morgen Mittag einen Termin bestätigt. Er trifft dich dann dort.»
    «Ich will, dass du dich um mich kümmerst. Ich will mit dir weg von hier. Habe schon fast alles gepackt.» Ihre Stimme klang tränenschwer; er trat zu ihr und legte seine Arme um sie. In diesem Zustand wusste er genau, wie er sie nehmen musste, und er würde jetzt versuchen, so viel wie möglich daraus zu machen.
    «Das können wir nicht tun, das weißt du doch. Denk daran, wie wichtig es ist, genauso weiterzumachen wie bisher. Wir haben das alles schon einmal überstanden. Du tust, was du tun musst, und ich tue, was ich tun muss. Sobald Grahams Nachlass geregelt ist, werden wir sehr, sehr reich sein und können uns auf unserer eigenen Insel niederlassen, so wie wir

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