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Nachruf auf eine Rose

Titel: Nachruf auf eine Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fenwick
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dass erneut Mitarbeiter des Jugendamts da gewesen waren. So entschied Frank Bates, dass es besser wäre, seine Tochter wieder zur Schule zu schicken. Sie hatte seit über einer Woche kaum etwas gegessen, hatte chronischen Durchfall, weil sie das Wasser aus dem Hundenapf getrunken hatte. Nach ein paar Stunden waren die Lehrer sich sicher, dass da irgendetwas nicht stimmen konnte, und die Rektorin hat dann schließlich die Polizei gerufen.»
    Fenwick berichtete, wie George Wicklow versucht hatte, das Kind mit einem Schokoriegel und einem Sandwich zum Reden zu bringen, und wie die beiden Beamten, gerade als sie aufbrechen wollten, von oben dieses Geräusch gehört hatten.
    «Der kleine Junge und das Baby starben. Sally, die damals acht Jahre alt war, kam in ein Kinderheim. Ihr Vater wurde des Mordes angeklagt und zu lebenslanger Haft verurteilt; die Mutter bekam zwei Jahre Haft wegen Beihilfe zum Mord.»
    «Guter Gott, meine arme Sally! Sie hat mir das niemals erzählt, doch das erklärt vieles … ihr zwanghafter Drang, Vorräte zu horten; ihr Sparfimmel und ihr Geiz selbst jetzt, wo wir reich sind; ihre plötzlichen Stimmungsumschwünge, ihre Wutausbrüche. Das arme Kind. Ich hoffe, dieses Schwein ist im Gefängnis verreckt!»
    Alexanders Worte zeugten von solcher Heftigkeit und so abgrundtiefem Hass, dass Fenwick ihn überrascht anblickte. In diesem Mann schwelten Gefühle, die man nur zu leicht übersehen konnte. Fenwick sah, wie Alexander ein Gedanke kam, der ihm vor Bestürzung den Atem zu nehmen schien.
    «Er ist doch nicht etwa entlassen worden?»
    «Nein, er sitzt in einem Hochsicherheitstrakt, und es ist sehr wahrscheinlich, dass er dort auch den Rest seines Lebens bleiben wird.»
    «Wie konnte er so etwas tun? Haben Sie ihn gesehen? Was hat er gesagt, hat er irgendeine Erklärung abgegeben?»
    «Nein, dazu sind solche Psychopathen meistens nicht in der Lage. Aber ich habe noch nicht zu Ende erzählt.»
    Er schilderte, wie Sally von einer Pflegefamilie zur nächsten weitergereicht wurde, wie sie weiteren Missbrauch erlitt; er erzählte von Sallys eigenem gestörten Verhalten, das sie wieder zurück ins Heim brachte. Aus Alexanders Kommentaren schloss er, dass er Teile dieser Geschichte bereits kannte.
    «Als sie sechzehn war, hat sie das Kinderheim verlassen und ist zu ihrem damaligen Freund gezogen, hat ihn dann bestohlen und schließlich sogar versucht, ihn zu töten.»
    Alexander setzte zu einem Protest an, doch Fenwick fiel ihm ins Wort.
    «Das ist die Wahrheit, Alexander. Sergeant Cooper hat mit dem Mann gesprochen und seine Narbe gesehen. Kurz nach diesem Vorfall hat sie die Gegend dann verlassen. Wo sie dann hingegangen ist, wissen wir nicht, doch wir nehmen an, dass sie auf der Straße gelebt und sich mit Prostitution über Wasser gehalten hat.»
    «Prostitution! Das ist mir neu, doch wenn es so war, dann könnte ich es sogar verstehen. Sie musste ja von irgendetwas leben. Ich wünschte, sie hätte mir das alles erzählt! Aber höchstwahrscheinlich hat sie ihre Vergangenheit verdrängt, um überhaupt lebensfähig zu sein, und sich auf die Zukunft konzentriert, unsere Zukunft.»
    «Mr Wainwright-Smith! Um Himmels willen, verstehen Sie denn immer noch nicht? Ich habe es doch nun deutlich genug gemacht: Die Frau, die Sie lieben und die Sie zu kennen glauben, ist nicht echt. Sie wurde quasi von Geburt an darauf abgerichtet, Männern zu gefallen und diese zu manipulieren. Ihre Frau ist keine normale Frau. Sie ist das Werk eines bösen, kranken Mannes und einer Mutter, die so schwach war, als habe es sie nie gegeben. Ich habe mit Polizeipsychologen gesprochen, und sie haben ein Profil von ihr erstellt. Ich werde Ihnen ein paar Passagen daraus vorlesen.»
    Behutsam zog Fenwick den Bericht aus einem braunen Umschlag und blätterte auf die zweite Seite.
    «Das ist der Part, der so verfasst wurde, dass auch wir ihn verstehen können. Hören Sie zu. Eine Person , die als Kind eine derartig extreme Form von Missbrauch erfährt , wächst zwangsläufig mit einem stark verzerrten Weltbild , ebensolchen Werten und niedriger Selbstachtung auf , was die Person in irgendeiner Form zu kompensieren sucht und was unweigerlich zu einer Art von Persönlichkeitsstörung führt . Sie wird sich selbst verachten , weil sie eine Frau ist – wie ihre Mutter – , gibt sich jedoch höchstwahrscheinlich so selbstbewusst und souverän , dass sich auch Menschen in ihrer unmittelbaren Umgebung täuschen lassen . Sie wird sich

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