Nachruf auf eine Rose
nicht da, Miss …?» Fenwick zeigte der Schwester seinen Dienstausweis.
«Hay, Alice Hay. Was ist passiert?»
«Wir glauben, dass ihr Mann, Arthur Fish, tot ist.» Fenwick beobachtete Edith Wilmslows und Alice Hays Gesichter. Zweifellos traf die Nachricht beide Frauen völlig unvermutet, und beide hielten sich erschrocken die Hand vor den Mund.
«Wie ist er gestorben?», fragte die Schwester, die sich als Erste wieder gefasst hatte.
«Das wissen wir im Moment noch nicht, doch wir brauchen jemanden, der Mr Fish identifizieren kann. Hat er Kinder?»
«Ja, aber nicht in der Nähe. Ich werde es tun.» Nun, da sie den ersten Schrecken überwunden hatte, wirkte Alice Hay völlig ruhig und professionell, so dass Fenwick ihr Angebot dankend annahm.
«Ist Mrs Fish in der Lage, die Nachricht zu verkraften?»
«Wohl kaum, doch ihre Krankheit ist chronischer Natur, und ihr Zustand ist seit einigen Monaten stabil.» Die Krankenschwester hielt inne, tief in Gedanken. «Sie wird sich sowieso bald Sorgen machen, wenn er nicht kommt. Wenn ich darüber nachdenke, dann glaube ich schon, dass Sie es ihr sagen sollten. Doch lassen Sie mich zuerst den Arzt rufen. Ich habe seine Nummer für Notfälle.»
Sie warteten schweigend, während Alice Hay ihr kurzes Telefonat führte.
«Er ist meiner Meinung. Wenn wir bis zum Morgen warten, würde sie nur mehr Angst bekommen und das Risiko einer ernsten Reaktion wäre nur größer. Außerdem muss man es ihr ohnehin sagen. Bitte folgen Sie mir, ich werde Sie zu ihr bringen.»
Fenwick folgte Alice und bedeutete Cooper, bei Mrs Wilmslow zu bleiben und sie derweil zu beschäftigen.
«Wenn sie einmal blinzelt, so bedeutet das ja oder gut, dreimal heißt nein oder schlecht», rief ihnen die alte Frau hinterher. Sie würde sich auf keinen Fall an den Rand drängen lassen.
Die Kranke war in einem großzügigen Anbau im hinteren Teil des Hauses untergebracht: ein luftiges Zimmer, das an einen Wintergarten erinnerte und das den Blick auf einen Landschaftsgarten freigab. Die Utensilien zur Betreuung der Patientin waren in einem separaten Raum dahinter untergebracht, der mit Einbauschränken und einer Spüle ausgestattet war. Gegenüber befand sich ein behindertengerechtes Bad mit Toilette. Hier hatte man an nichts gespart, das sah Fenwick auf den ersten Blick.
Ein Nachtlicht tauchte das Tischchen neben dem Bett in einen freundlichen, milden Schein. Fenwick konnte nicht erkennen, ob die Frau im Bett wach war oder schlief. Er wartete, während die Schwester zu ihr sprach.
«Mrs Fish? Sind Sie wach? Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich Licht machte?» Alice drückte der Patientin sanft den Arm. «Ich bin’s, Alice. Es tut mir Leid, aber es ist etwas passiert, und Sie sollten das wissen.» Sie nahm die Hand der Kranken und fühlte unauffällig ihren Puls.
Fenwick setzte sich auf den Stuhl neben dem Bett und erklärte, wer er war.
Mrs Fishs erstaunlich schöne Augen blickten weit offen und ängstlich. In seiner Eigenschaft als Polizist war Fenwick darin geübt, schlechte Nachrichten zu überbringen, und so kam er gleich zur Sache.
«Mrs Fish. Es tut mir so Leid, aber ich habe eine sehr schlechte Nachricht für Sie.»
Der ängstliche Ausdruck in ihren Augen verstärkte sich, und die Schwester drückte tröstend ihre Hand. Fenwick sprach weiter, in dem Bewusstsein, dass das, was er zu sagen hatte, nicht besser werden würde, je länger er wartete.
«Es fällt mir nicht leicht, Ihnen dies zu sagen. Wir glauben, dass Ihr Mann heute Abend im Zug, auf der Rückfahrt nach Harlden, gestorben ist. Es tut mir so Leid.»
Als Fenwick erklärte, warum sie so gut wie sicher waren, dass es sich bei dem Mann, den sie gefunden hatten, um Arthur handelte, traten Tränen in ihre Augen, und eine dicke Träne rann langsam ihre Wange herunter. Bald war ihr ganzes Gesicht tränenüberströmt, und sie konnte sich noch nicht einmal über das Gesicht wischen. Lange sagte keiner ein Wort, bis die Schwester ihr mit einem sauberen Taschentuch sanft die Tränen abtupfte.
«Können wir uns ein bisschen unterhalten, Mrs Fish?»
Sie blinzelte einmal.
«Möchten Sie wissen, was geschehen ist?»
Wieder ein Blinzeln.
«Es sieht so aus, als wäre Ihr Mann nicht auf natürliche Weise gestorben. Wir glauben auch nicht, dass er Selbstmord begangen hat. Vielmehr deutet alles darauf hin, dass jemand ihn angegriffen und getötet hat.»
Sie starrte ihn einfach nur an. Nichts in ihren Augen deutete darauf hin, dass sie
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