Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nachruf auf eine Rose

Titel: Nachruf auf eine Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fenwick
Vom Netzwerk:
überhörte seine Bemerkung. «Nicht weit von hier hat es heute Abend noch einen Mord gegeben, Tracy Grey, auch sie war Prostituierte.»
    «Warum hast du das nicht gleich gesagt, du Idiotin. Die beiden Fälle könnten zusammenhängen.»
    «Die Umstände sind völlig anders, Sir. Doch Sie haben Recht, ich hätte das gleich erwähnen sollen.» Und das hätte ich auch getan, wenn du nicht so verdammt beschäftigt gewesen wärst, mich anzumachen. Sie entfernte sich. Spontan öffnete sie die Badezimmertür. Die Badewanne war bis zum Rand mit sauberem Wasser gefüllt, auf dessen Oberfläche getrocknete Rosen- und Lavendelblüten schwammen. Eine fast heruntergebrannte Kerze flackerte ein letztes Mal. Auf der Ablage neben der Wanne lag ein aufgeschlagenes Buch, und daneben stand ein einsames Glas mit etwas darin, das wie Wodka aussah. Nightingale, die sich mit solchen Sachen auskannte, sah sofort, dass die Frau sich auf ein ausgedehntes, ruhiges Bad vorbereitet hatte. Bevor jemand sie brutal ermordet hatte.
    «Nightingale, kommen Sie runter und befragen Sie die Nachbarn. Nun machen Sie schon. Das hier ist keine Sightseeing-Tour, sondern eine Ermittlung.»
    Sie ignorierte Pinks aggressiven Tonfall und verließ rasch das Haus, um Mr und Mrs Wells zu besuchen. Ein uniformierter Constable hatte ihnen bereits mitgeteilt, dass ihre Nachbarin tot war, und das ältere Ehepaar saß da wie erstarrt. Keiner sagte ein Wort.
    Sie boten Nightingale eine Tasse Tee an, die sie dankend annahm. Dann ließ sie sich in einen von Mrs Wells’ bequemen Sesseln niedersinken. Sofort merkte sie, dass sie das lieber nicht hätte tun sollen, denn eine Welle der Müdigkeit drohte sie zu überrollen. Sie hatte Mühe, die Augen offen zu halten.
    Doch Mrs Wells stellte sich als eine äußerst brauchbare Zeugin heraus, eine Frau mit einer scharfen Beobachtungsgabe, die das Wesentliche einer Sache sofort erfasste, und Nightingale wurde etwas wacher.
    «Amanda ist vor neun Monaten eingezogen. Habe sie nicht viel zu Gesicht bekommen, sie lebte ziemlich für sich. War immer freundlich, aber kein geselliger Typ.»
    «Haben Sie je einen Ehemann oder einen Liebhaber zu Gesicht bekommen, jemanden, der ihr nahe stand?»
    Mrs Wells schwieg. Sie schien nicht recht zu wissen, was sie sagen sollte.
    «Nein, niemanden, der regelmäßig gekommen wäre. Doch Besuche bekam sie schon.»
    «Männerbesuche?»
    Die ältere Frau nickte und wich Nightingales Blick aus.
    Nightingale drängte sie nicht. Sie wussten ja bereits, welchen Beruf das Opfer ausgeübt hatte.
    «Können Sie den einen oder anderen dieser Besucher beschreiben?»
    «Nein, das ist ja das Merkwürdige. Bis heute Abend haben wir fast nie etwas von diesen Besuchern mitbekommen. Sie war immer sehr diskret: ein leichtes Klopfen und schon ließ sie sie herein. Nicht wie heute. Das hat mich auch so stutzig gemacht. Dieses laute Gepolter. Bisher hat sich noch nie jemand so aufgeführt.»
    «Also haben Sie den Besucher von heute Abend gesehen. Wie hat er ausgesehen?»
    «Er war schmächtig, dünn, blondes Haar. Mehr konnte ich nicht erkennen, doch sie schien ihn zu kennen. So viel konnte ich sehen.»
    «Wie das?»
    «Na ja, Geoff hatte die Tür einen Spalt geöffnet – wir hatten die Kette vorgelegt –, und wir wollten ihn schon bitten, etwas leiser zu sein, als sie die Tür öffnete und sagte: ‹Ach, du bist’s›, und ihn hereinließ.»
    «Sie sagten ‹ihn›: Sind Sie sicher, dass es ein Mann war?»
    Die beiden Eheleute wechselten einen erschrockenen Blick.
    «Also mit absoluter Sicherheit kann ich das nicht sagen. Die Person war nicht besonders groß, also hätte es durchaus eine Frau sein können. Was meinst du, Geoff?»
    «Ich weiß nicht. Ich habe angenommen, es wäre ein Mann, aber … Ich habe natürlich das Gesicht nicht gesehen, und vom Körperbau her hätte man das nicht sagen können.»
    «Was ist passiert, nachdem Amanda die Person hereingelassen hatte?»
    Mrs Wells berichtete von den Stimmen, die sie gehört hatte. Laute Stimmen, die auf einen Streit hindeuteten. Dann hatten sie eine Frau ganz entsetzlich schreien hören und sofort die Polizei alarmiert. Sie konnten nicht sagen, ob die Haustür noch einmal geöffnet und geschlossen wurde. Bis zum Eintreffen der Polizei war weiter nichts geschehen.
    Das war alles, was Nightingale von Mr und Mrs Wells in Erfahrung bringen konnte, und widerwillig machte sie sich auf den Weg zu Detective Sergeant Pink.

21B 15
    Genau um die gleiche Zeit, etwa vierzig

Weitere Kostenlose Bücher