Nachruf auf eine Rose
Stufen auf einmal, und ließ Cooper weit hinter sich zurück. Als er sicher war, dass der Sergeant außer Sicht war, blieb er stehen und rieb sich das rechte Knie. Die restlichen Stufen ging er in gemächlichem Tempo hinauf. Als der Sergeant keuchend sein Büro betrat, hatte Fenwick sich längst von seinem Spurt erholt.
«Wer ist Ihrer Meinung nach der zuverlässigste – und ehrlichste – Anwalt, den wir kennen?»
Dankbar für die Verschnaufpause dachte Cooper über Fenwicks Frage nach.
«Hm, schwer zu sagen.» Er kratzte sich am Kopf und ließ sich ächzend auf Fenwicks hartem Besucherstuhl nieder. «Cook? Der Mann ist zwar ein Arschloch, aber man kann sich auf ihn verlassen.»
«Guter Gedanke. Geben Sie mir bitte das Telefonbuch rüber.»
Nach dreimaligem Läuten wurde abgehoben und Cooper hörte die distinguierte Stimme mit dem schottischen Akzent.
«Andrew. Lang ist’s her. Was kann ich für Sie tun?»
«Ich brauche Hilfe von jemandem, der Einblick in die hiesigen Anwaltskanzleien hat.»
«Wie schmeichelhaft. Und weiter?»
«Was wissen Sie über einen gewissen Mr Sacks?»
«Der ist relativ neu hier, teuer und ein ziemlich überheblicher Bursche. Sehr clever, hat Haare auf den Zähnen. Nicht gerade jemand, den man sich zum Feind machen sollte.»
«Aha.» Fenwicks Tonfall sprach Bände.
«Zu spät, hm? Auch egal. Sie werden das überleben. War das alles?»
«Nein, eins noch. Kemp and Kemp: Was erzählt man sich über sie?»
Cook schwieg lange, bevor er zu einer Antwort ansetzte.
«Diese Frage ist schon schwerer zu beantworten. Schneiden Sie das Gespräch mit?»
«Natürlich nicht.»
«Warum fragen Sie?»
«Die Kanzlei hat ein paar Leute vertreten, die ziemlich plötzlich gestorben sind. Mindestens einer der Todesfälle gibt uns zu denken.»
«Wainwright’s also. Sehr interessant. Was soll ich Ihnen sagen? Aber bevor ich antworte: Ihnen ist hoffentlich klar, dass ich das nie offiziell wiederholen würde. Okay, da gibt es ein paar Gerüchte über die werten Mandanten von Kemp and Kemp, Wainwright Enterprises. Nichts Konkretes …»
«Inwiefern?»
«Schmutziges Geld. Solange ich denken kann, vertritt die Kanzlei die Interessen von Wainwright Enterprises und der Familie. Wainwright’s ist ein seltsames Unternehmen, dort scheint ständig Hochkonjunktur zu herrschen. In guten wie in schlechten Zeiten, die Firma erwirtschaftet immer Gewinne.»
«Würden Sie einen ehemaligen Mandanten von Kemp vertreten – sagen wir, ein Mitglied des Wainwright-Clans?»
«Wahrscheinlich nicht.» Er legte eine Pause ein. «Nein, streichen Sie das. Mit Sicherheit nicht.»
«Sie haben uns sehr weitergeholfen, Richard. Vielen Dank!»
«Keine Ursache. Ach ja, da fällt mir noch was ein, auch ein Gerücht. Im Golf-Club erzählt man sich, Kemp würde auf fremdem Revier jagen. Man will ihn gesehen haben in Begleitung einer Frau, die offenbar keine Ähnlichkeit mit seiner Frau aufweisen soll.»
«Ich verstehe. Weiß man, wer das gewesen sein soll?»
«Da hab ich leider keine Ahnung … Aber vielleicht kann Ihnen James FitzGerald weiterhelfen – von der FitzGerald Finanzberatung in der High Street. Den habe ich hin und wieder mit Kemp und ein paar Leuten von Wainwright’s zusammen gesehen.»
Nachdenklich legte Fenwick den Hörer auf. Cooper sah ihn mit neuem Respekt an.
«Wie sind Sie auf Kemp gekommen?»
«Sacks’ Gesichtsausdruck, als er seine piekfeine Ledermappe durchblätterte. Er ist da auf etwas gestoßen, was er besser im verschlossenen Aktenschrank hätte lassen sollen. Da sitzt er vor uns, wühlt in seinen Papieren in der festen Überzeugung, dass er und seine Kanzlei absolut nichts zu verbergen haben, und dann wird ihm plötzlich klar, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Die Erkenntnis stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. Und ich wollte herausfinden, was es war.»
«Also war das mit dem Kaffee Absicht?»
«Cooper!» Fenwick setzte eine Miene beleidigter Entrüstung auf, die gleich darauf in ein verschwörerisches Grinsen überging.
«Und was haben Sie nun gefunden?»
«Ein Memo von Sacks an seine Partner, in dem er sie davon unterrichtet, dass Graham Wainwright vorhat, zu Sacks zu wechseln. Eine Kostenkalkulation über das zu erwartende Honorar – über fünfzehntausend Pfund. Doch dann hieß es dort: Angesichts der Familiengeschichte dieses Mandanten und in Anbetracht der Tatsache , von welcher Kanzlei der Mandant kommt , schlage ich vor , dass wir die Angelegenheit bei der nächsten
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