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Nachruf auf eine Rose

Titel: Nachruf auf eine Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fenwick
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servieren. Wenig später kehrte sie mit drei Tassen und einem kleinen Kännchen Sahne, das neben der Zuckerdose arrangiert war, wieder. Fenwick tat so viel Zucker und Sahne in seine Tasse, dass der Kaffee über den Rand hinauslief. Dann begann er mit betonter Geschäftigkeit Papiere aus seiner Aktentasche zu ziehen, was Cooper ihn noch nie zuvor hatte tun sehen. Er schien ganz offensichtlich Schwierigkeiten zu haben, einen bestimmten Artikel zu finden, und Cooper beobachtete entsetzt, wie er seine Notizen, die Aktendeckel und sogar einen zusammengeklappten Regenschirm herauszog und das Ganze ohne Rücksicht auf das jungfräulich glänzende Ahornholz auf die Tischplatte knallte. Bei jedem Gegenstand, den er dem wachsenden Haufen hinzufügte, zuckte Sacks zusammen. Als ein kleiner Hefter auf dem Tischrand landete und runterzufallen drohte, musste Cooper sich zurückhalten, um nicht danach zu greifen.
    «Ah, da ist es.» Fenwick schien Sacks’ wachsendes Entsetzen nicht zu bemerken. «Na also. Kennen Sie jemand von diesen Leuten?»
    Mit einer ruckartigen Handbewegung schob er dem Anwalt einen Schnellhefter mit Fotografien über den Tisch hinweg zu, doch er verfehlte die Richtung, und der Hefter prallte gegen Fenwicks randvolle Kaffeetasse, woraufhin die Tasse umkippte und sich die milchigbraune Flüssigkeit wie ein See auf der edlen Tischplatte ausbreitete und auf den Rand zulief.
    «So passen Sie doch auf!»
    «Entschuldigen Sie vielmals. Hier, bitte.» Fenwick fummelte ein paar Papiertaschentücher aus einer Packung und warf sie Sacks zu. Seine Bewegungen waren so fahrig, dass er an das Sahnekännchen stieß und sich sein Inhalt in die Zuckerdose ergoss, die daraufhin ebenfalls umkippte. Eine hellbraune Zuckermasse vereinte sich mit dem verschütteten Kaffee und begann sich langsam aufzulösen.
    «Sie Idiot!» Sacks war außer sich. Wie gebannt starrte er einen Augenblick lang auf die klebrige Flüssigkeit vor ihm, die bereits in die Tischplatte einzuziehen begann und in Kürze, wenn er nicht schleunigst eingreifen würde, seinen extravaganten Teppich ruinieren würde. Er sprang auf und hechtete zur Tür.
    Kaum hatte er den Raum verlassen, fiel alle Schusseligkeit von Fenwick ab. Im Nu war er auf der anderen Seit des Tisches und blätterte rasch die Ledermappe durch.
    «Sir!»
    «Keine Sorge. Stellen Sie sich an die Tür und sagen mir Bescheid, wenn er wiederkommt.» Rasch überflog er das Geschriebene, wobei er hin und wieder innehielt, um einen Absatz genauer zu lesen.
    «Er kommt!»
    Als Sacks und seine Assistentin zurückkehrten, fanden sie Fenwick vor, wie er verzweifelt versuchte, dem Rinnsal, das unaufhörlich auf den beigen Teppich tropfte, Einhalt zu gebieten. Rasch beseitigte die Assistentin mit einem Schwamm und ein paar Lappen die schlimmste Schweinerei, und es gelang ihr gerade noch, den Teppich vor der größten Verwüstung zu bewahren. Der Hefter mit den Fotografien war jedoch hinüber.
    «Es tut mir Leid. Wir werden ein andermal wiederkommen und die Fotos mit Ihnen durchgehen.»
    Sacks musste sich sichtlich überwinden, Fenwick mit einem Mindestmaß an Höflichkeit zu verabschieden. Cooper, der hochrot vor Verlegenheit war, verließ so schnell er konnte die Anwaltskanzlei. Schweigend ging er neben dem Chief Inspector her und sprach erst, als sie in Fenwicks Wagen saßen und zurück zum Polizeipräsidium von Harlden fuhren.
    «Das war gegen die Vorschriften.»
    «Ja, das war es.»
    «Wir hatten keinen Durchsuchungsbefehl.»
    «Habe ich irgendetwas durchsucht? Ich kann mich nicht entsinnen.»
    «Sir!»
    «Was denn! Ich habe lediglich einen Blick auf die Unterlagen geworfen, die er offen auf dem Tisch hat liegen lassen. Wenn es sich auch nur im Entferntesten um vertrauliches Material gehandelt hätte, so hätte doch ein Rechtsanwalt wie Sacks sie mitgenommen!»
    Cooper schwieg. Seine Missbilligung war förmlich greifbar. Fenwick lenkte den Wagen in eine Parklücke, als Coopers Neugier schließlich doch die Oberhand gewann.
    «War was Interessantes dabei?»
    Fenwick wandte sich ab, um den Wagen zurückzusetzen, und unterdrückte den Anflug eines Lächelns.
    «Ja, das kann man wohl sagen. Kommen Sie mit in mein Büro.»
     
    Fenwick grüßte den wachhabenden Sergeant an der Pforte mit einer Handbewegung. Dieser bediente den Türöffner und entriegelte die elektronisch gesicherte Tür, die den für die Öffentlichkeit zugänglichen Teil von den Diensträumen trennte. Er sprintete die Treppe hoch, immer zwei

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