NachSchlag
Auftritte reifer, tiefer und packender wurden … sie baute mehr – nun wahrhaft erlebte – Erotik in ihre Vorstellungen ein, und wann immer er dabei war – und er war oft Zuschauer – sah er mit Stolz, dass sie wieder ein Element aus ihrem Spiel verwendet hatte … verfremdet natürlich, aber umso ergreifender. Manchmal integrierte sie die Striemen, die Armand auf ihrem Körper hinterlassen hatte, als echte Kunstwerke in ihre Körperbemalung …
Die anderen Besucher waren davon gleichfalls hingerissen.
Und die Initiatoren des kleinen, ums Überleben kämpfenden Werktheaters zeigten sich begeistert. Leas Selbstbewusstsein als Künstlerin stieg, was Armand interessiert verfolgte … nur in anderer Hinsicht schien sie sich nicht weiterzuentwickeln.
Lange täuschte er sich jedoch darüber oder versuchte es. Manchmal kam er dahinter, dass Lea Schwächen hatte, von denen er kaum etwas ahnte … einmal beispielsweise holte er sie ab im Theater und fand sie da in einer kichernden, süßlich duftenden Rauchwolke, inmitten ihrer Kollegen.
Er wedelte die Schwaden Marihuana-Dunst beiseite.
Der blondgefärbte Stefan grinste ihn blöde an. »Na, wollen Sie uns nun alle verhaften?«, spottete er. Lea hatte ihren Freund inzwischen »offiziell« bei ihren Kollegen eingeführt und erklärt, die Szene damals sei »nur ein Spiel« gewesen.
Armand ging nicht auf den jungen Mann ein, packte nur Lea fest am Arm und nahm sie mit sich.
»Machst du das öfter?«
»Einen Joint rauchen? – Nein.« Mit großen, unschuldigen Augen schaute sie ihn unverwandt an.
Und in seiner Gegenwart schien sie auch niemals ein Drogenproblem zu haben.
Außer, natürlich, man zählte dazu, dass sie süchtig war nach Schmerz, nach Erniedrigungen … Es war ihm oft vergönnt, unter seinen Schlägen und süßen Folterungen ihre wahre Stimme zu hören, ihr melodiöses Wimmern und ihre Bettelrufe in perfekt schönem Klang, genau wie er sich das gewünscht hatte, und wann immer das geschah, waren sie sich sehr nah; wenn sie einander während der Session dann auch noch tief in die Augen schauten, verschmolzen sie gleichsam miteinander.
Daneben hatten sie auch tollen Sex miteinander. Armand drang gerne und oft in zwei ihrer Öffnungen ein; er wies sie an, die noch nicht zugänglich gemacht dritte zu trainieren und schenkte ihr zwei entsprechende Spielzeuge. Sie fügte sich dem halb erregt, halb widerwillig, er ging darauf aber nicht weiter ein, befahl es ihr und musste erleben, dass sie sich dagegen oftmals sträubte. Wenn er sie befragte, gab sie zu, nur nachlässig oder gar nicht trainiert zu haben, und er bestrafte sie dafür.
Das genossen sie wieder beide unbändig und Armand verzichtete darauf, allzu streng mit ihr zu sein.
Sie hatten ja noch Zeit … eines Tages würde ihre Rosette bereit sein für seinen Schwanz.
Sie hatten genügend Zeit. Glaubte er damals.
Doch obwohl sich ihre Beziehung geil und befriedigend gestaltete, wusste er, da blieben viele geheime verschwiegene Anteile in Lea, die sie für sich behielt und nicht preisgab, ihm nicht zeigte und es auch nicht unter sehr grausamen Folterungen getan hätte, das spürte er.
Er kam nicht wirklich an sie heran.
Das fraß an ihm und seinem Stolz.
Ein einziges Mal sah er Leas Mutter aus einiger Entfernung, sah sie und ihre Tochter auf der anderen Straßenseite. Grell flammten Hass und Abscheu in ihm auf, so als handle es sich um sein eigenes alkoholabhängiges Wrack von einer Mutter.
Er konnte sehen, wie die kleine, gebückt gehende, knochige Frau ihre dürren Finger um Leas Arm krallte.
Lea schaute ziellos umher, sie streifte auch Armands Gestalt, einige Dutzend Meter entfernt.
Sie musste ihn erkannt haben.
Aber sie tat so, als sei er ein Fremder für sie.
Und nur ein paar Wochen später musste er realisieren, dass er das offenbar tatsächlich für sie geblieben war, trotz allem, was sie zusammen erlebt und miteinander geteilt hatten.
Denn Lea entschied sich für ihre Mutter, als diese krank wurde … (
krank?, dachte er wütend, ach was, nur ein Druckmittel, eine Art Erpressung um die Tochter an sich zu binden, wieso erkennt Lea das nicht!?
), und sie behauptete, keine Zeit mehr zu haben und die erotischen Spiele mit Armand auch nicht mehr zu wollen.
Ihre schönen türkisgrünen Augen waren kälter noch als das Eis der Arktis, als sie ihm das ins Gesicht sagte. Sie hatten die gleiche Farbe wie Eisberge an manchen Stellen, so frostig, dass keine Sonne es auch nur antauen konnte. An
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