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NachSchlag

NachSchlag

Titel: NachSchlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Ippensen
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ihre Wange.
    Alsdann hielt er ihr, die gespannt den Atem anhielt, wiederum die DVD vor die Nase.
    »Sag mal, Lea, machst du noch immer diese ganz bestimmte Performance, du weißt schon …? Bei der du Dutzende von CDs unter deinen coolen Stiefeln zertrittst?«
    Hörbar stieß sie die Luft aus.
    »Ja – ich habe es zumindest vor …«
    Sein Lächeln wurde zu einem charmanten Grinsen, als er ihr die DVD – das einzige Beweisstück! – in die Hand drückte. Mit einer Bestimmtheit, die ihr zeigte, dass keine weiteren Kopien des Datenträgers existierten.
    »Dann nimm auch diese Silberscheibe.«
    »Aber … aber …!«, stieß Lea fassungslos hervor. »Das kannst du doch nicht tun … denn … denn …« Sie geriet förmlich ins Stammeln.
    Er betrachtete sie aufmerksam.
    »Das kann ich nicht tun? Weshalb?«
    »Weil … nun, dein Motto! Dein Wahlspruch, dein heiliger Satz: Was Recht ist, muss Recht bleiben!« Es klang geradezu empört. Als sei das liebgewonnene Bild von Armand, das sie pflegte, auf einmal in kleine Stücke zerfallen.
    Lässig zuckte der Beamte die Achseln. »Du hast dich geändert, wieso um alles in der Welt sollte sich nicht auch bei mir etwas getan haben? Alles, was ich von dir will, ist dein Geständnis.«
    Jetzt gestattete Lea sich vollständige Entspannung.
    Alles was er von mir wollte, war mein Geständnis, und das habe ich jetzt abgelegt, plapperte die Stimme der Begeisterung in ihr, stolz und froh (
so einfach davongekommen zu sein
, flüsterte es klammheimlich im Hintergrund), und sie wollte das ausdrücken, wollte Armand danken und dann … was? Die wiedergefundene Freiheit genießen, so weitermachen wie bisher, ihr Leben nahtlos da aufnehmen, wo Armand es unterbrochen hatte, sie konnte so tun, als sei nichts geschehen. Ihre Wunden und Striemen würden heilen und keinerlei dauerhafte Spuren zurücklassen.
    Sie hatte es geschafft.
    Sie sah auf und begegnete seinem Blick.
    Und die Dankesworte erstarben, erfroren auf ihrer Zunge.
    Sie sah eine solche Eisfremdheit im Ausdruck seiner Augen, dass sie beinahe auf der Stelle auf die Knie gesunken wäre … es imponierte ihr unwahrscheinlich, jäh schoss ihr durch den Kopf,
nun weiß ich besser als je zuvor, weshalb ich ihm damals verfallen bin und wieso ich ihn heute immer noch

    Das letzte Wort verbot sie sich zu denken.
    Sie wurde feucht, und zugleich kroch frische Furcht in ihr hoch wie eine junge Schlange aus dem Ei.
    Sie hatte Armand unterschätzt.
    Sich zu früh gefreut.
    Es war noch immer nicht vorbei.
    Es fing erst an.

IV.
    »Dein
vollkommenes
Geständnis«, sagte er sanft. »Was denkst du, Lea, weshalb ich eben im Präsens gesprochen habe? Ich sagte nicht etwas wie: ich
wollte
nur dein Geständnis, und das hast du soeben abgelegt. Oh nein! Ich
will
dein
ganzes
Geständnis, und das habe ich noch nicht.« Bei den letzten Worten wurde seine Stimme wieder messerscharf.
    Lea schluckte, sah sich panisch um wie ein Tier in der Falle … sie war zwar nackt, doch im Augenblick ohne Fesseln, und es sah fast so aus, also wolle sie einen Versuch machen, zum Lastenaufzug zu hechten – was natürlich lachhaft gewesen wäre, ein in blinder Angst gestarteter Fluchtversuch, dem Armand rasch ein Ende gesetzt hätte.
    Sie versucht ihre innere Mauer wieder aufzubauen!, dachte ihr Freund und ermahnte sich selbst, ruhig und souverän zu bleiben
.
    »Jedes Detail, jede Kleinigkeit möchte ich hören. Wir haben viel Zeit, Lea. Erzähl mir, weshalb genau du das getan hast – wieso du es tun musstest.«
    »Und wenn nicht?«, fauchte Lea. Die Silberscheibe sprang annähernd geräuschlos zu Boden.
    Er packte sie fest am Haar und zog sie zu sich heran.
    »Du weißt, was dann passiert.«
    Einen winzigen Augenblick lang drohte ihr schwarz vor Augen zu werden.
    Noch eine weitere langwährende Folterung dieser Art …? Oh nein, NEIN-NEIN … Die Furcht drohte ihr Gehirn zu lähmen – sie hatte keine Ahnung, wie es ihr gelang, nicht augenblicklich um Gnade zu betteln und alles, wirklich alles preiszugeben …
    Trotz der Folgen des zermürbenden Verhörs war sie noch fähig zu kämpfen.
    Armand spürte das … mit einer Hand hielt er sie weiterhin am Schopf im Genick fest, während sein muskulöser Körper sich an den ihren drückte und seine andere Hand ihre beiden Handgelenke auf den Rücken drehte und festhielt.
    »Was genau ging dabei in dir vor?«, fragte er, nun wieder sanft.
    Leas Furcht schwand, schrumpfte, zerging, wurde zu einer Feder, die sein Atem wegblies.

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