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NachSchlag

NachSchlag

Titel: NachSchlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Ippensen
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deren Grund kleine Saphire funkelten. Er schaute sie unverwandt an, bis sie glaubte, seine Blicke wie warmen Atem auf ihrer Haut zu fühlen.
    »Du hast eine wundervolle Stimme«, sagte Yonathan. »Ich bin sicher, dass du dich hervorragend als Callerin eignest – und genau deshalb habe ich mich für dich eingesetzt.«
    An seiner linken Hand blitzte ein goldener Siegelring mit einem blauen Stein; seit der Zeit mit Armand wusste Lea, was das bedeutete. Oder jedenfalls bedeuten konnte, wenn jemand seinen Ring links trug. Sie starrte darauf und errötete, woraufhin Yonathans Lächeln etwas Wissendes bekam.
    Rasch flüchtete Lea vor ihm in den hellen Tag.
    Er behielt recht – binnen kurzem war Lea der Star auf der Line, bekam mehr und mehr Stammkunden, so dass sie selbst in der notorisch schlecht bezahlten Telefonsexbranche recht gut verdiente. Eigenartigerweise hatte sie auch Spaß an dem leicht bizarren »Schmuddeljob«, es war wie eine fortgesetzte Akustik-Performance, und es bereitete ihr Vergnügen, sich in die Hirne und Seelen der Anrufer einzufühlen, den Männern zu dienen, ihnen ein paar schöne Momente zu geben, sie mit ihrer Stimme zu streicheln.
    Doch letztlich blieb es für sie Erotik ohne Seele, reines Geschäft. Es war Heimarbeit, und in den arbeitsfreien Zeiten zwang sie sich, nicht an Yonathan zu denken. Dessen sanfte und zugleich dominante Ausstrahlung wie ein magnetisches Feuer für sie war.
    Sie entzog sich ihm konsequent, immer wieder, und stachelte damit seinen Jagdtrieb umso mehr an.
    Und bei ihr ist es nicht aufgesetzt, sondern echt
, dachte Armand. Sie spielt nicht, sie kokettiert nicht, sondern bietet uns Jägern einen wahrhaftigen Kampf und Beutezug … Er spürte eine plötzliche, unerwartete Verbundenheit mit Yonathan und lächelte versonnen. Dann lauschte er wieder Leas klangreicher Stimme, wie sie sachlich, aber mit Wärme von der ersten Zeit mit ihrem neuen Herrn und Liebhaber erzählte.
    Im Reden fasste sie sich kurz.
    In Gedanken aber durchlebte sie jeden einzelnen Moment noch einmal, auch das, was sie Armand NICHT erzählte. Jeden Moment, der prägend und wichtig gewesen war.
    Was die Erotikline »Sweet & Dirty« von anderen Lines unterschied war, dass die Callerinnen regelmäßig Schulungen bekamen, und die waren sogar honoriert, wenn auch eher bescheiden.
    Dafür sowie wegen der monatlichen Abrechnungen erschien Lea daher häufig in dem alten, weitläufigen Haus, und so begegnete sie auch Yonathan immer wieder. Mit ihren Kolleginnen und auch mit Anna, der Chefin, konnte sie nur wenig anfangen – ihn mochte sie, doch hüllte sie sich nach wie vor in ein Gewand aus Sprödigkeit, wann immer sie und Yonathan sich über den Weg liefen.
    Das Haus der Erotikline war wirklich gut ausgestattet; es gab sogar einen Entspannungsraum, ein kleines Wellness-Center mit Swimmingpool, in dessen Genuss aber nur Callerinnen kamen, die sehr gut waren. Also gehörte Lea auch bald dazu.
    Eines Tages, nach einer Schulung, saß Lea ein wenig erschöpft auf einer Bank im Flur und überlegte, ob der Swimming- oder Whirlpool ihr wohl guttun würde. Sie war noch unentschlossen. In einer vagen, diffusen Stimmung. Sie schloss die Augen und rieb sich die Schläfen, dann die Nasenwurzel, schließlich presste sie ihre Fingerspitzen fest in die Augenbrauen.
    »Kopfschmerzen?«, fragte eine freundliche, wohlbekannte Stimme.
    Lea schlug rasch die Augen wieder auf. Leise wie eine Raubkatze war Yonathan aufgetaucht, und obwohl er ihr ganz lässig gegenüberstand, spürte sie, dass die Atmosphäre zwischen ihnen zu knistern begann.
    »Ja«, murmelte sie mit bereits wieder gesenktem Blick.
    »Ich weiß, wie das ist«, meinte er mitfühlend. »Wenn du dich mir anvertrauen magst …« Hier legte er eine Pause ein, die sie veranlasste, ihm wieder in die Augen zu schauen, »dann zeige ich dir einen Raum, in dem man sich wunderbar entspannen kann.«
    Kurz darauf waren sie in einem Zimmer neben dem eigentlichen Wellnessbereich, den Lea bereits kannte; dort duftete es zart nach Rosenöl oder etwas ähnlichem, und ein bequemer Massagestuhl stand in der Mitte des Raumes, neben einer ebenfalls komfortabel aussehenden Liege.
    Leas Augen wanderten vom Stuhl zur Liege, und obwohl Yonathan für sie mittlerweile ein naher Bekannter war, fühlte sie sich auf einmal so befangen wie ein junges Mädchen bei seinem ersten Rendezvous.
    Yonathan grinste sonnig, als er ihre Unsicherheit registrierte, und führte sie zu dem Massagesessel. Er bat

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