NachSchlag
schienen wir so fremdartig, als kämen wir von der Venus. Mindestens. Wir: Echte Randexistenzen, mit allen Wassern der Absonderlichkeit gewaschen.
Herbst und Winter waren immer unsere schönste Zeit. Das leicht Morbide, die tiefgoldenen Sonnenstrahlen, Nebelteiche am Morgen und diese feuchte schwarze Erde im Wald, die nach Moder und Pilzen roch.
Ganz besonders liebten wir den Advent, und wenn die Adventssonntage verregnet waren, war unser Glück perfekt. Das anheimelnde Geräusch, mit dem der Regen sich gegen die schrägen Fensterscheiben unserer Dachwohnung warf … dieses zarte Prasseln, böig wiederkehrend. Schnee gab es ja im Dezember schon längst nicht mehr. Wenn es überhaupt jemals in einem Winter schneite, das hatte ja schon absoluten Seltenheitswert.
An jenem ersten Advent erwachte ich und die ganze Wohnung duftete bereits nach Weihnachtsgebäck. Koriander, Zimt, Mandeln, Tannennadeln, Leder … hmmm … Moment mal, Leder?
Josy kam zu mir, legte kurz den Finger auf die Lippen und sagte dann: »Sssshht, du brauchst nicht zu reden. Hände auf den Rücken, Süße.« Und ich gehorchte. Im nächsten Moment spürte ich die Manschetten sich um meine Gelenke winden wie lederne Schlangen und mein Herzschlag beschleunigte sich. Wie oft hatten wir darüber schon gesprochen? Ohne es je in die Tat umzusetzen. Dass Josy nun einfach so damit anfing, schockte mich nicht wenig. Gleichzeitig stieg warme Erregung in mir auf, ließ meinen Mund trocken werden.
Ich war nackt, und nachdem sie mich gefesselt hatte, drehte Josy mich sanft auf den Rücken und strich über meine festen weißen Brüste. Sie kniete neben mir. Sie ist nicht mehr jung, aber meistens merke ich ihr das nicht an. Ihr Gesicht mit den tiefblauen leuchtenden Augen und der markanten Nase sprüht vor Lebendigkeit, macht die Fältchen und Linien zu tanzenden Schriftzeichen inmitten der Antlitzlandschaft.
Meine Brüste haben große caramelfarbige Höfe, aber kleine Spitzen, die sich nun verlangend aufrichteten … doch Josy wandte ihre Aufmerksamkeit erst einmal dem Gesamtkunstwerk zu. Sie zog mich in die Höhe, bis ich am Bettrand saß.
»Augen zu«, wisperte sie an meinem Ohr, und ich gehorchte auch diesmal. Ein glattes reibendes Geräusch … der Lederduft verstärkte sich. Weil das Leder sich diesmal meinem Gesicht näherte. Ein Halsband. Mit geübter Hand legte sie es mir an, und ich erahnte mehr als ich ihn spüren konnte: den großen Metallring, der dranhing.
Mein Herz klopfte. Vor Liebe, vor Lust, vor leiser Furcht. Dass sie das wirklich tat … schon lange hatte ich mir ein Halsband gewünscht. Wir hatten auch dies in unsere Unterhaltungen mit einbezogen, doch stets war dabei ein spöttisches Funkeln in Josys Augen erschienen, und sie hatte die Brauen hochgezogen.
Ich hob die Lider und sah sie an, erwartete, dies wieder zu sehen, erwartete, davon ernüchtert zu werden … aber nichts dergleichen. Es wirklich zu tun, erregte sie ebenfalls, ich sah es an ihrem piratinnenhaften Gesichtsausdruck … wie der fein gezeichnete Mund lächelte, wie sich ihr Kinn vorschob … mhm … ja, es WIRKLICH in die Tat umzusetzen, machte Josy an, während sie das bloße Darüber-Reden als etwas albern empfunden hatte – insbesondere die Sache mit dem Halsband!, Vergessen schien dies. Jetzt musterte sie mich streng, prüfte den Sitz des Bandes. Alles war richtig.
Dann fragte sie: »Hab ich dir vielleicht erlaubt, die Augen zu öffnen?« Ihre Stimme klang metallisch.
Ich schluckte, spürte dieses Schlucken ganz anders, intensiver, durch das eng angezogene lederne Band um meinen Hals.
»Nein«, sagte ich kleinlaut.
Mit einem winzigen Lächeln, das um meine Lippen spielte.
Unversehens waren wir in unser Spiel hineingeglitten, zum allerersten Mal.
»Nuuuun«, antwortete Josy, das Wort genießerisch in die Länge ziehend, »dafür bestrafe ich dich noch. Aber nun darfst du dich erst einmal anschauen.«
Sie führte mich zu unserem großen Spiegel, der im kombinierten Schlaf-Wohnzimmer an der Wand hing.
Da betrachtete ich mich und atmete schwer vor Seligkeit … ich sah das Halsband mit dem Ring, sah vor meinem geistigen Auge auch schon, wie Josy eine Leine daran befestigte und mich auf allen Vieren durch die Wohnung laufen ließ, … lange zärtlich gehegte Träume, flaumig in ihren Kokons, die sich jetzt entpuppten und Flügel bekamen.
Meine Freundin trat hinter mich und legte mir die Arme um den Leib, streichelte mich am Bauch, an den Lenden … dann streiften
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