Nachspielzeit: Eine unvollendete Fußballkarriere (German Edition)
schließen, denn gleichzeitig ist mir richtig schlecht. Aufgrund meines Zustandes kann ich dieses Mal die phänomenale Aussicht leider nicht in angemessenem Maße würdigen, bin aber dennoch davon überzeugt, dass allein sie mich die Fahrt ohne Komplikationen überstehen lässt. In Ubud angekommen, gebe ich den Kopenhagenerinnen noch letzte Tipps für die schönsten Strände im Süden und sage Lebewohl. Der Abschied von den beiden fällt mir sogar ein wenig schwer.
Doch ich habe ein Ziel vor Augen, den Gunung Agung. Mein altes Homestay ist ausgebucht, aber in der Anlage direkt daneben ist noch ein Zimmer frei. Ich schmeiße meinen dicken Rucksack in die Ecke und lasse mich erschöpft auf das Bett fallen. Ich höre gerade noch den altbekannten dreisten Hahn aus der Nachbarschaft singen, da schlafe ich schon, wie auf Knopfdruck, ein.
Anschließend bringe ich meine Klamotten in eine nahe gelegene Wäscherei. Dann laufen die Vorbereitungen für den Abend an. Proviant einkaufen. Mit einer Menge zu trinken, etwas Obst und einem Sandwich kehre ich von meiner Bummeltour zurück. Die Nachwirkungen der letzten Nacht am Lagerfeuer sind noch immer nicht ganz abgeklungen. Eine optimale Vorbereitung auf die mühsame Besteigung eines stattlichen Vulkans sieht anders aus. Aber ich bin dennoch guter Dinge, dass ich das schaffen werde.
Am späten Abend geht die Fahrt los zum Fuß des Gunung Agung. Amar ist pünktlich erschienen. Rund eine Stunde vor Mitternacht erreichen wir den Besakih-Tempel. Ein würdiger und passender Startpunkt. Der Tempel wird auch Muttertempel genannt und ist das heiligste Haus der Götter auf der gesamten Insel. Besakih ist aber viel mehr eine riesige Anlage als ein Einzelkomplex, bestehend aus Dutzenden aneinandergereihten Gotteshäusern. Unser Fahrer lässt uns auf dem Parkplatz davor aussteigen. Dort treffen wir auf unseren Guide, dessen Namen ich mir, auch nach mehrfachem Nachfragen, beim besten Willen nicht merken kann. Er erscheint mir zu meiner Überraschung ein wenig jünger als ich und schüchtern, aber dennoch freundlich zu sein. Wir schreiten die mächtigen Treppen der Tempelanlage hinauf, alle drei mit Taschenlampen ausgestattet. Die Luft ist kühl und rein, der Sternenhimmel über uns unfassbar klar, die mächtige Silhouette des Vulkans zu erahnen. Es riecht förmlich nach Abenteuer. Alles ist angerichtet für meine große Tour auf das Dach Balis. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht genieße ich die ersten Schritte.
Unser Guide macht zweimal halt an einem Tempel. Er zieht sich einen Sarong über, geht in das Gebäude und bittet mit kleinen Geldgaben von uns um die Segnung der Götter für uns drei. Diese traditionelle Huldigung soll die Besteiger des Vulkans vor Gefahren schützen und sie wieder heil hinuntergeleiten. Ein bisschen göttlicher Beistand kann sicher nicht schaden.
Gleich zu Beginn gelangen wir in einen dichtbewachsenen Wald. Das überrascht mich, denn ich hatte mir einen Vulkan als frei stehenden Bergkegel vorgestellt, ohne eine derartige Vegetation. Der Plan sieht vor, dass wir kurz vor Sonnenaufgang nach sechs bis sieben Stunden Marsch am Ziel sind. Um diese Zeit hat man die beste Aussicht und einen atemberaubenden Blick auf Bali, heißt es. Ich kann es kaum erwarten, auf dem Gipfel als höchster Mensch Balis zu stehen, das Gefühl von Freiheit tief einzuatmen, den Blick über die Insel schweifen zu lassen und malerische Fotos zu knipsen, mit denen ich später einmal mächtig angeben kann.
Aber zunächst müssen wir uns durch den Wald kämpfen, um uns dann Richtung Gipfel aufmachen zu können. Unser Pfad ist gerade so breit wie eine Person, sodass wir hintereinander, wie im Gänsemarsch, gehen. Ein wenig mulmig ist mir schon, denn dieser Wald wirkt unheimlich. Man sieht nur wenige Meter nach vorne, weiter reicht der Lichtkegel der Taschenlampe nicht. Drumherum nichts als Dschungel. Ich will gar nicht wissen, was sich hier so alles tummelt, und hoffe inständig, dass die Viecher genauso wenig Wert auf eine Begegnung mit mir legen wie ich mit ihnen. Immer mal wieder zucke ich kurz zusammen, wenn ich auf den Pfad vor meinen Füßen leuchte. Der Waldboden ist durchzogen von herumliegenden Ästen und Wurzeln, die sich durch die Erde graben. Auf den ersten Blick haben sie häufig die Gestalt einer Schlange, zumindest in meiner Phantasie, und vor Schlangen habe ich zugegebenermaßen große Angst. Daher bin ich auch froh, dass wir unseren Guide dabeihaben, der wird schon aufpassen.
Mit
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