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Nachspielzeit: Eine unvollendete Fußballkarriere (German Edition)

Nachspielzeit: Eine unvollendete Fußballkarriere (German Edition)

Titel: Nachspielzeit: Eine unvollendete Fußballkarriere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Heinze
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mir klar, dass es jetzt auch mal gut ist. Klar bin ich sauer, aber er hat immerhin sein Bestes gegeben. Und ändern kann man es ohnehin nicht mehr, also schalte ich einen Gang runter. Und sage mir, dass selbst das irgendeinen Sinn haben wird.
    Die fehlgeschlagene Tour könnte man mit meiner eigenen Fußballkarriere vergleichen, sie steht wie ein Symbol für die letzten Jahre. Es mag überheblich oder realitätsfern klingen nach meiner letzten, katastrophalen Saison, aber ich bin mir ganz sicher, dass ich es in die Bundesliga hätte schaffen können, wenn gewisse Dinge einen anderen Lauf genommen hätten. Tief in mir drin weiß ich das. Ich hätte es draufgehabt, genauso wie ich es auch auf den Vulkangipfel hätte schaffen können. Das macht es nicht unbedingt leichter zu verarbeiten. Letztendlich durfte ich lediglich eine Weile reinschnuppern in die große Fußballwelt. Zu mehr sollte es aus irgendeinem Grund am Ende nicht reichen.
    Es sollte einfach nicht sein. Das mag abgedroschen klingen, ist aber so. So viele Dinge liefen wie von Zauberhand gegen mich, egal, was ich auch versuchte. Das war kein Zufall mehr. Bei meiner Vulkantour hinderte mich ein neunzehnjähriger Londoner am Gipfelsturm, im Fußball bestimmten andere Leute, Verletzungen und auf gewisse Weise auch ich mich selbst. Ich konnte mich abstrampeln, wie ich wollte, ich sollte den letzten Schritt partout nicht bewältigen. Manchmal ist das wohl so im Leben und schwierig zu ertragen. Aber mein Scheitern, das selbst für das schnelllebige Fußballgeschäft enorm zügig und besonders hart vonstattenging, hat einen Sinn für mich. Dessen bin ich mir absolut sicher, und dieses Wissen gibt mir Trost. Welcher Sinn das genau ist, weiß ich allerdings heute noch nicht.

[zur Inhaltsübersicht]
    21.5.
    Kindliche Freude
Um halb sechs in der Früh erreiche ich mein Zimmer in Ubud. Einigermaßen fit schlüpfe ich mittags in meine immer noch fast blütenreinen Klamotten von der Vulkantour und marschiere, dieses Mal in Turnschuhen, los. Ich wandere eben heute ein bisschen drauflos, wenn das gestern schon nicht geklappt hat.
Ich folge einer Route aus meinem schlauen Reiseführer, die mich in das Umland von Ubud bringen soll. Raus aus der belebten Stadt, hinaus in die umliegenden Dörfer. Nach einer Weile lande ich tatsächlich mitten in der Pampa. Kurz vor einem Reisfeld begegne ich einer uralten Frau, die vor ihrem Haus steht und mich zu sich heranwinkt. Wir wechseln ein paar Worte, dann bietet mir die grauhaarige Oma eine Kokosnuss an. Ich erwarte, dass sie mir eine Nuss bringt und ich ihr ein paar Groschen dafür zahle. Aber weit gefehlt.
Die Oma bittet mich hinter das Haus und zeigt auf ein paar Palmen. Daran hängen eindeutig Kokosnüsse. Ich bin kurzzeitig verwirrt, bis ich kapiere, dass die Nuss erst einmal gepflückt werden will. Also am Service muss die betagte Dame noch ein wenig arbeiten. Immerhin streckt sie sich nun einer der Palmen entgegen, eine kleine Machete in der Hand haltend. Die Aktion ist aber völlig sinnlos, denn zwischen der am tiefsten hängenden Kokosnuss und ihrem fuchtelnden Arm liegen noch gut und gerne zwei Meter. Anscheinend muss ich da selbst ran.
Ich lasse mir von ihr das Messer in die Hand drücken und klettere wie ein Schimpanse den Baum hinauf. Besser gesagt, ich versuche es. Für den ersten Schritt finde ich eine kleine Kerbe im Stamm, in die ich meinen Fuß setzen kann. Danach aber gestaltet sich die Sache ungleich schwieriger. Ich robbe mich noch ein Stück nach oben wie an einer Feuerwehrstange, den Stamm mit beiden Händen und Beinen fest umklammert. Während ich mich da so hochhangele, geht mir langsam die Kraft aus, außerdem rutsche ich immer wieder mit den Füßen weg. Doch zum anvisierten Ziel ist es nicht mehr weit.
Ich nehme meine Mini-Machete und versuche eine Nuss abzuschlagen. Allerdings bekomme ich zu wenig Druck hinter meine Bewegung, zudem scheint das Messer seit Menschengedenken keinen Schleifstein mehr gesehen zu haben. Damit müsste man stundenlang auf den Baum einschlagen, damit sich etwas tut. Einen Versuch gönne ich mir aber noch. Als ich gerade erneut ausholen will und eine Hand vom Baum löse, rutsche ich mit meinen Füßen ruckartig weg. Ich stürze von der Palme hinab und lande unsanft auf dem Rücken wie ein hilfloser Käfer. Zum Glück ist der Boden hier weich. Trotzdem, mir reicht’s. Ich klopfe mir den Dreck vom T-Shirt und verzichte dankend auf eine weitere Kletterpartie. Ich verabschiede mich von

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