Nachspielzeit: Eine unvollendete Fußballkarriere (German Edition)
nicht mehr oder ließ vereinbarte Termine mit meinem Berater platzen.
Es tat unheimlich weh, diese Entwicklung über mich ergehen zu lassen. Alles, was ich mir in jahrelanger, harter Arbeit aufgebaut hatte, schien innerhalb kürzester Zeit zusammenzubrechen.
Heute Nachmittag will ich die Wasserfälle in der Gegend erkunden, eine Sache, die mich von Anfang an gereizt hat. Nach zähen Verhandlungen gibt mir mein Fahrer zu verstehen, dass wir kurz zu ihm nach Hause müssten, um eine neuere Maschine abzuholen. Sein Dorf läge ohnehin nur fünf Minuten von Lovina entfernt, also stimme ich naiv zu. Irgendwann landen wir an einer Art Waldeingang, quasi das Tor in den Dschungel. Ein winziger Schotterweg, gerade so breit wie unsere Reifen, führt leicht bergab durch das Gestrüpp. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir uns gleich auf die Nase legen, doch mit einem äußerst ausgeprägten Gleichgewichtssinn balanciert uns der Kerl die paar hundert Meter zu seinem kleinen Haus. Dort weist ihn seine Frau auf der Veranda gleich darauf hin, dass die neue Maschine nicht hier sei. Nach etwa zehn Minuten kommt eine Frau mit dem modernen Motorbike angefahren. Kurzerhand wird sie als neuer Fahrer auserkoren, und mein eigentlich angeheuerter Kollege macht sich aus dem Staub. Soll mir recht sein, wenn es jetzt nur endlich losgeht.
Die Dame im mittleren Alter heißt Ari. Eine äußerst liebenswürdige Person, die viel lacht und kichert. Wir tuckern eine gefühlte Ewigkeit zu ihrem Haus, um Helme zu besorgen. Na schön, ein Kopfschutz schadet sicher nicht. Ari hat einen fünfjährigen Sohn. Der Kleine ist mir gegenüber zunächst sehr schüchtern. Doch als ich mit ihm einen Tennisball quer durch das Wohnzimmer kicke, blüht er sofort auf. Er lacht bei jedem Schuss laut auf wie eine heulende Sirene und freut sich, wenn er den Ball trifft. Ein sehr goldiger Junge. Zu meinem Erstaunen nehmen wir den Kleinen kurzerhand mit auf die Maschine. Zu Dritt auf einem Motorbike legen wir los. Ari sitzt in der Mitte, ich hinter ihr. Der Kleine steht vorne und hält sich mit seinen kleinen Händchen am Lenker fest. Ein lustiges Bild. Aber halt, tanken müssen wir auch noch schnell.
Und dann ist es tatsächlich so weit. Etwa eineinhalb Stunden später als geplant tuckern wir nach Ambengan. Das ist ein kleines Dorf, ziemlich weitab vom Schuss. Die Straße hier ist schwer befahrbar, aber Ari hat das Moped voll im Griff. Nur bei einem zu steilen Anstieg macht das Gefährt nicht mehr mit. Zumindest nicht mit uns allen. Ich steige flugs ab, und die beiden knattern mit der sich hörbar quälenden Maschine den Hügel hinauf. Danach hole ich sie zu Fuß ein, und weiter geht die wilde Fahrt durch abgelegene Dörfer. Der Wasserfall in Ambengan ist nicht sonderlich atemberaubend, aber er hat trotzdem seinen Reiz. Besonders weil er ziemlich unberührt wirkt. Außer mir findet sich kein einziger Tourist dort. Nur ein paar braungebrannte, einheimische Kinder planschen im Auffangbecken. Der Wasserfall ergießt sich über wie Treppen gestufte, lehmfarbene Felsen. Er ist nicht besonders steil oder hoch, aber schön und das Wasser traumhaft klar.
Ari, meine treusorgende Reiseleiterin, samt ihrem Kleinen.
Nächstes Ziel sind die Git-Git-Wasserfälle. Laden an Laden mit Souvenirs drängt sich entlang des stufigen Weges, und alle paar Meter wird man von einem Händler angequatscht. Es ist ein beschwerlicher und nerviger Fußmarsch. Keine Frage, der Ort hier ist eine klassische Touristenstätte, alles andere als unberührt. So ganz anders als in Ambengan. Der Wasserfall ist allerdings wahrlich eine Attraktion. Aus etwa vierzig Metern Höhe stürzt die Flut senkrecht gen Boden und klatscht dann mit lautem Getöse auf eine Art Bucht inmitten des dichtwuchernden Dschungels. Ein beeindruckendes Naturschauspiel. Ich gehe so nah wie möglich an dieses Wasserungetüm. Gerade so weit, dass mich die Gischt sanft besprenkelt, wie wenn man durch einen ganz fein eingestellten Rasensprenger läuft. Ari hält meine Wenigkeit in dieser wunderschönen Umgebung fotografisch fest, bevor wir uns auf den Weg zurück zum Parkplatz begeben.
Doch dann setzt plötzlich sintflutartiger Regen ein. Klitschnass kommen wir an das Bike und fahren los. Ari hat für sich und den Kleinen eine Regenjacke dabei, so clever war ich leider nicht. Zum ersten Mal auf Bali friere ich. Genauer gesagt ist mir sogar lausig kalt. Meine kurze Hose und mein T-Shirt kleben an meiner nassen Haut, dazu schlägt mir der
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