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Nachspielzeit: Eine unvollendete Fußballkarriere (German Edition)

Nachspielzeit: Eine unvollendete Fußballkarriere (German Edition)

Titel: Nachspielzeit: Eine unvollendete Fußballkarriere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Heinze
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Körper sicher nicht mehr mit. Außer man hat wirklich extrem gute Gene.
    Rauchen kam für mich auch nie in Frage. Einige Freunde von mir qualmen regelmäßig, mich hat das Gott sei Dank niemals gereizt. Allein schon weil ich es für paradox gehalten hätte, mich tagtäglich auf dem Platz abzurackern und in Form zu bringen, gleichzeitig mir abends aber eine Fluppe anzuzünden. Gleichwohl gibt es seltsamerweise weit mehr Fußballstars, die rauchen, als man denkt.
    In meinen vier Jahren in der Amateurmannschaft des FC Bayern spielten immer mal wieder Profis bei uns mit. Manchmal weil sie in der Bundesliga zu wenig Spielpraxis erhielten. Meistens allerdings, um sich nach einer Verletzung langsam wieder auf ihr altes Leistungsniveau zuzubewegen. Es gab Profis, die das wirklich ernst nahmen, mit einer gesunden Einstellung zu Werke gingen und starke Leistungen zeigten. Manche dagegen spielten fürchterlich schlecht, zeigten kein Engagement und waren eher Last als Hilfe für unsere Mannschaft.
    Der Knaller im Laufe der Jahre war allerdings ein durchaus verdienter Profi, der nach längerer Verletzung bei uns mitspielte. Er absolvierte die erste Halbzeit mehr schlecht als recht, und wir gingen in die Kabine, um den energischen Anweisungen des Trainers zu lauschen. Uns fiel auf, dass der Profispieler gar nicht unter uns saß. Fragend sahen wir uns an. Unser Blick fiel auf ein kleines Toilettenhäuschen, das inmitten der Umkleide stand und aus dem unverkennbar eine kleine Rauchwolke emporstieg. Der Kerl hatte sich tatsächlich in der Halbzeit eines Punktspiels eine Zigarette angezündet. Ich lache noch heute über diese Aktion, weil es einfach zu komisch war. Nüchtern betrachtet war es vielmehr zum Heulen, dass ein Mann, der mehrere Millionen im Jahr als Sportler verdiente, so etwas fertigbrachte.
Heute Abend sind die beiden dänischen Mädels und ich mit Joe, einem jungen Einheimischen, verabredet. Joe hat Holz im Wald gehackt und etwas zu trinken besorgt. Nach wenigen Minuten knistert auch schon das Lagerfeuer am Strand. Es wird ein wunderschöner Abend mit einer Menge Lachen, Singen und etwas zu viel Alkohol. Joe spielt Gitarre und gibt ein paar selbstkomponierte Lieder zum Besten. Es ist bereits tief in der Nacht, als ich mit den Mädels zurück zu unserem Homestay gehe. Wir drei sitzen draußen auf der kleinen Terrasse, nach einer Weile verabschiedet sich Inger auf ihr Zimmer. Lene und ich bleiben noch sehr lange dort.
Vielleicht ist das der Vorteil, wenn man Leute beim Reisen trifft. Man kennt sich nicht und wird sich vermutlich auch nie wiedersehen. So spricht man offener über alles, weil die Hemmschwelle viel kleiner ist. Und der Alkohol tut sein Übriges. Wir reden ungezwungen über Gott und die Welt. Lene ist sehr interessiert und gleichzeitig intelligent, es macht Spaß, sich mit ihr auszutauschen. Sie spricht sehr gut Englisch, streut aber immer wieder deutsche Begriffe ein, an die sie sich noch aus ihrer Schulzeit erinnert. Es klingt unglaublich liebenswürdig, wenn sie versucht, in meiner Landessprache zu reden. Irgendwann finden wir doch ein Ende und verabschieden uns in unsere Betten.

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    20.5.
    Das Vulkangleichnis
Das Aufstehen fällt schwer. Unser Kleinbus geht um acht Uhr morgens. Ich überlasse Renate, der Besitzerin der Anlage, zum Abschied alte FC-Bayern-Trainingsshirts und zwei eigene Trikots. Das Zeug hatte ich mitgenommen in der Absicht, es Leuten zukommen zu lassen, die es nötiger brauchen als ich. Mir tut es nicht wirklich weh, ich habe noch jeweils ein Ersatzexemplar zu Hause im Schrank als persönliche Erinnerung.
Renate kommt aus der Nähe von München, sie verschlug es vor mehr als zwanzig Jahren wegen ihres balinesischen Ehemannes hierher. Sie weiß von einigen einheimischen Jungs, die regelmäßig im Ort Fußball spielen und sich diebisch über die Klamotten freuen werden. Gut möglich also, dass so manchem Touristen demnächst auf Nordbali ein Einheimischer mit einem Heinze-Trikot und der Nummer zwei entgegenkommt. Eine lustige Vorstellung.
Ich fahre wieder zurück nach Ubud, denn meine große Vulkan-Tour steht an. Lene und Inger reisen ein Stück weiter hinunter in den Süden, wo ich die ersten Tage verbracht habe. Erst im Bus bemerke ich meinen Kater, den mir die letzte Nacht beschert hat. Ganz besonders weil der Fahrer einen auf Michael Schumacher macht und mit Bleifuß die kurvigen Bergstraßen rauf- und runterdüst. Ich bin hundemüde, kann aber nicht die Augen

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