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Nachspielzeit: Eine unvollendete Fußballkarriere (German Edition)

Nachspielzeit: Eine unvollendete Fußballkarriere (German Edition)

Titel: Nachspielzeit: Eine unvollendete Fußballkarriere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Heinze
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müssen, so war ich zumindest von regelmäßiger Spielzeit ausgegangen. Ich wollte mich über viele Einsätze für bessere Vereine empfehlen, das war der alleinige Sinn der ganzen Sache, und ich hatte daher auch nur für ein Jahr unterschrieben. Und dann das.
    Ich fühlte mich zurückversetzt in meine abschließende Zeit beim FC Bayern und war wieder an einem altbekannten Ort angelangt, nämlich auf dem harten Sitz der Auswechselbank. Auch mental steckte ich erneut in einer Situation, in die ich unter keinen Umständen noch mal kommen wollte.
    Wieder trainierte ich die Wochen danach wahnsinnig ehrgeizig, denn ich wollte es dem Trainer zeigen. Aber der wollte es partout nicht sehen. Trotz guter Leistungen blieb ich bis auf weiteres außen vor. Natürlich war die Lage erneut niederschmetternd für mich. Allerdings kam das alles nicht ganz so überraschend, das war dann doch der große Unterschied zu meinem Bankdasein vor ein paar Monaten. Denn hier, in Unterhaching, hatte mein Bauchgefühl von Anfang an nichts Gutes erahnen lassen. Ungerecht fand ich es trotzdem.

    Im Regen stehend. Meine Zeit in Unterhaching.
    Quälend lange Wochen strampelte ich mich wie blöd im Training ab. Wie ein Hamster im Laufrad, der aber keinen Strom erzeugt. Nur einmal spielte ich die zweite Halbzeit, weil sich ein Konkurrent leicht verletzte. Und ich machte meine Sache richtig gut, das gab auch der Trainer nach dem Spiel zu. Gebracht hat es mir rein gar nichts. Ich wurde in den Partien danach nicht einmal für eine einzige Minute eingesetzt.
    Das konnte und wollte ich nicht verstehen, und ab hier begann sich so langsam Resignation breitzumachen, auch wenn ich dagegen ankämpfte. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt, dass ich überragend trainieren konnte und dennoch draußen sitzen würde. Erst am elften Spieltag spülte mich eine wahre Flut an Verletzungen in die Startelf. Der Trainer konnte fast nicht mehr anders, als mich aufzustellen. Gegner waren die Offenbacher Kickers, genau wie bei meinem traurigen Abschiedsspiel für meinen Ex-Club. Keine Ahnung, was genau mit mir los war. Die Umstände waren zwar mehr als unglücklich, aber die Chance war da, und in diesem Spiel hätte ich trotzdem für mich eine Wende herbeiführen können. Aber ich fiel wieder in mein altes Muster zurück. Ich spürte, dass ich absolut keine Rückendeckung bekam, und die Gedanken schossen mir auf dem Platz nur so durch den Kopf. Schon beim Einlaufen auf das Feld fühlte ich mich, als hätte man mir eine bleierne Ritterrüstung angelegt. Und so spielte ich dann auch. Ich war langsam und fahrig in meinen Aktionen, zeigte alles in allem keine gute Leistung. Es war nicht so, dass ich auf meiner Seite überrollt wurde, dafür war mein Gegenspieler zu schwach. Aber viel gelang mir nicht. Und das reichte dem Trainer. So als hätte er nur darauf gewartet, nahm er mich kurz nach der Pause, für meinen Geschmack doch sehr frühzeitig, vom Platz.
    Und dann geschah etwas Einmaliges, für Außenstehende vielleicht Unerklärliches. Ich ging Richtung Bank, bekam eine Trainingsjacke von unserer lieben Physiotherapeutin gereicht, zog mir diese über und setzte mich hin. Ich fühlte mich leer, die Enttäuschung hatte alles in mir weggefegt. Wie paralysiert starrte ich auf das Geschehen vor mir auf dem Platz. Doch dann war mir urplötzlich völlig egal, was dort ablief. Besser gesagt, ich beobachtete es einfach ganz gelassen und ohne Wertung. Als hätte mir innerlich jemand einen Gongschlag verpasst, der mich aufwecken sollte, durchströmte mich ein wunderschönes, wohltuendes Gefühl. Paradoxerweise in einer meiner schwärzesten Stunden. Sicherlich kein Zufall. Es war ein magischer Moment für mich, mit einem Mal sah ich alles ganz klar. Ich akzeptierte einfach meine Situation und lehnte mich nicht mehr dagegen auf. Ich sah ein, dass ich auf der Bank saß, weil es eben so sein sollte. Und ich spürte ganz deutlich, dass sich, egal, was ich tat, die Situation nicht ändern konnte. Sie schien einfach so vorhergesehen zu sein. Punkt. Vor allem aber spürte ich, dass es in Ordnung war, so wie es war. Und dass all das Leiden und Grübeln vergeudete Zeit darstellten. Denn manche Dinge nehmen einfach ihren Lauf, und man kann sie nicht ändern. Mir kamen auch ganz banale Dinge in den Sinn, an die man sich viel zu selten erinnert. Ich habe genug zu essen, bin kerngesund, habe tolle Freunde und überhaupt viele nette Leute um mich herum. Mir steht die ganze Welt offen, der Fußball ist

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