Nachspielzeit: Eine unvollendete Fußballkarriere (German Edition)
des Trainers fehlte noch, zugegeben ein nicht ganz unwichtiger Aspekt.
Duisburg war meine letzte zufriedenstellende Option, ein Wechsel zu den «Zebras» hätte für mich die gesamte Lage mit einem Schlag ins Positive drehen können. Sonst war nichts mehr übrig geblieben von der ehemaligen Herrlichkeit an Interessenten. Einzig die SpVgg Unterhaching hatte schon vor Wochen ein konkretes Angebot vorgelegt. Immerhin vor den Toren des wunderschönen München gelegen und mit einer guten Erinnerung behaftet, hatte ich doch in deren Stadion das Finale um die Deutsche Meisterschaft mit der A-Jugend gewonnen. Aber es wäre eben wieder nur dritte Liga und das Gehalt nicht annähernd vergleichbar mit der Duisburger Offerte. Ohne dem Verein zu nahe treten zu wollen, aber Unterhaching war in dieser Situation eine absolute Notlösung, von der ich hoffte, sie nicht in Anspruch nehmen zu müssen. Ich hatte Unterhaching so lange hingehalten wie möglich, aber nun drängten sie verständlicherweise auf eine Entscheidung. Deadline war morgen um zehn Uhr, ansonsten würde das Angebot endgültig zurückgezogen werden. Die Lage war also so einfach wie gleichzeitig nervenaufreibend. In der Regel habe ich einen guten und festen Schlaf. In dieser Nacht tat ich fast kein Auge zu.
Morgens um Viertel nach acht klingelte mein Handy. Ich holte tief Luft und drückte auf die Annehmen-Taste. Mein Berater teilte mir mit, dass Duisburg soeben abgesagt hatte. Der Trainer hatte sich gegen mich ausgesprochen. Offiziell, weil er mich nicht gut genug als Spieler kannte. Vielleicht war das sogar tatsächlich der Grund. Was auch immer die entscheidende Ursache war: Absage bleibt Absage. Mir zog es regelrecht den Boden unter den Füßen weg. Mein letzter Hoffnungsschimmer war verflogen.
Aber viel Zeit zum Nachdenken blieb mir nicht. Denn um zehn Uhr musste ich bereits bei Unterhaching im Büro stehen. Natürlich machte ich vor dem Manager dort gute Miene zum bösen Spiel, mir blieb schließlich nichts anderes übrig. Aber der Moment, als ich meine Unterschrift unter den Vertrag setzte, fühlte sich grausam an. Auf der rund zehnminütigen Heimfahrt hätte ich in meinem Auto am liebsten laut losgeheult. Eigentlich sollte mein Wechsel ein positiver Neuanfang werden nach den fürchterlichen letzten Monaten. Ich aber war völlig am Boden zerstört. Denn ich wollte diesen Wechsel überhaupt nicht.
Und genau so lief es dann auch für mich bei Unterhaching. In der Vorbereitung blühte ich noch förmlich auf, ich trainierte und spielte sehr gut. Höhepunkt war ein Testspiel gegen den Hamburger SV, wo ich eine ganz starke Leistung ablieferte. Nicht nur das, für mich war es eine Genugtuung zu sehen, dass ich an guten Tagen durchaus auch auf höchstem Niveau bestehen konnte. Dass selbst ein Jonathan Pitroipa oder Eljero Elia arge Probleme mit mir als Gegenspieler bekam und erst einmal an mir vorbeikommen musste. Aber mit dem Trainer wurde ich dennoch von Anfang an nicht warm. Bereits vor meiner Verpflichtung hatte ich ein längeres Gespräch mit ihm geführt, und schon damals wurde ich zwischen den Zeilen das Gefühl nicht los, dass er nicht voll und ganz von mir überzeugt war, sondern mich nur als Ergänzung sah. Das sollte sich später leider schmerzhaft bestätigen.
Die ersten beiden Spiele bestritt ich als linker Verteidiger. Ich spielte nicht so gut, wie ich es erwartet hatte, vor allem nach meiner starken Vorbereitung. Allerdings ging es der gesamten Mannschaft so. Wir holten jeweils nur einen Punkt und hinkten damit unseren Ansprüchen gleich zu Beginn deutlich hinterher. Anschließend schieden wir mit einer indiskutablen Leistung sang- und klanglos gegen Arminia Bielefeld aus dem DFB-Pokal aus. Ich erwischte einen schlechten Tag, wie der gesamte Rest der Truppe. Wir kickten alle sehr dürftig, ohne Ausnahme. Aber es traf nur mich. Im nächsten Spiel saß ich auf der Bank. Der eigentliche Linksverteidiger war von einer langen Verletzung genesen und nahm meinen Platz ein. Damit hatte ich fast gerechnet, denn er war ein ordentlicher Spieler und genoss zusätzlich als Vizekapitän ein hohes Ansehen im Verein. Allerdings ging ich fest davon aus, dass ich dafür auf rechts rücken würde. Der Kollege dort spielte zwar mit viel Einsatz und Leidenschaft, war aber, milde ausgedrückt, nicht unbedingt gesegnet mit fußballerischer Klasse. Doch es kam anders als gedacht. Also saß ich mal wieder draußen. Wenn ich schon diesen Vereinswechsel hatte vollziehen
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