Nachspielzeit: Eine unvollendete Fußballkarriere (German Edition)
Karriere Pastor in seiner Heimat zu werden. Schon heute unterstützt er Wohltätigkeitsprojekte in Brasilien, will aber mittelfristig eine eigene Einrichtung eröffnen. Hier in Deutschland engagiert sich Zé tatkräftig für eine christliche Organisation, die sich speziell an Fußballer richtet. Eine Art Bibelkreis für Kicker, wo in gemütlicher Runde bei Pizza oder chinesischem Essen über die Heilige Schrift, aber auch über eigene Probleme im Alltag gesprochen wird.
Ich selbst würde mich nicht als tiefreligiösen Menschen im klassischen Sinne bezeichnen. Weder gehe ich regelmäßig in die Kirche, noch lese ich vor dem Einschlafen die Bibel. Doch wenn ich auch nicht auf eine bestimmte Religion fixiert bin, so bin ich dennoch sehr gläubig und spirituell geprägt. Daher hat mich dieses Vertrauen in Gott, das Zé seine Stärke zu verleihen scheint, sehr berührt. Wenn man mit ihm spricht, wird ohne viele Worte klar, was er damit meint, dass Gott sein Vater und bester Freund ist.
Als wir mit Unterhaching in der Vorbereitung gegen den HSV spielten, wo Zé inzwischen unter Vertrag stand, erkannte er mich zu meiner großen Freude sofort wieder. Er spielte aufgrund einer leichten Erkältung nicht, ließ mir aber nach dem Spiel ein Trikot mit seinem Namen zukommen. Es hängt eingerahmt bei mir an der Wand.
Leon verabschiedet sich zum Surfen, während ich aufbreche nach Senggigi, in den Osten von Lombok. Wir tauschen E-Mail-Adressen aus und wollen uns vielleicht in ein paar Tagen erneut irgendwo treffen, wenn es sich zeitlich ergibt.
Auf der Fahrt in dem Kleinbus kann ich mir bei Tageslicht ein Bild von der Insel machen. Die Umgebung ist ähnlich atemberaubend und grün wie auf Bali, vielleicht einen Tick unspektakulärer. Und es kommt mir alles eine Nummer kleiner, dafür aber auch ein wenig ruhiger und weniger überlaufen vor.
Hier auf Lombok bestimmt der Islam das Leben der Menschen und nicht der Hinduismus. Obwohl weniger als hundert Kilometer von Bali entfernt, herrscht hier doch eine etwas andere Atmosphäre. Die Leute scheinen ebenso freundlich zu sein, wirken auf mich grundsätzlich aber ein Stück weit reservierter und weniger entspannt als die Balinesen. Nach kunstvollen Tempeln sucht man natürlich vergebens. Stattdessen taucht immer mal wieder eine Moschee auf, viele mit golden bemaltem Kuppeldach, das glänzend in der Sonne reflektiert.
In Senggigi finde ich ein sehr günstiges Einzelzimmer, allerdings äußerst spartanisch eingerichtet. Fast schon obligatorisch fehlen eine Toilettenspülung und leider auch ein Waschbecken. Meinen Schlafsack schaue ich fast schon verliebt an, als ich ihn auspacke, denn ohne ihn müsste ich auf einem widerlichen Laken pennen. Und bei dem Schimmel an den Wänden sollte man besser nicht länger als ein paar Tage bleiben. Aber sei’s drum, ich mache hier schließlich einen auf Backpacker. Und der kann überall schlafen.
Am Nachmittag erkunde ich den örtlichen Strand. Es ist zwar gewohnt heiß, aber fast die ganze Zeit bewölkt, nur selten kämpft sich die Sonne durch, dafür nieselt es immer mal wieder. Dabei will ich doch meine noch immer vorhandene T-Shirt-Bräune endlich loswerden. Verärgert stapfe ich zurück auf mein Zimmer. Dann mache ich eben wenigstens etwas für die Fitness. Ich schmeiße mich in meine Sportklamotten und gehe zurück Richtung Strand. Es ist bereits kurz vor Sonnenuntergang. Clever habe ich also gewartet, bis die größte Hitze vorbei ist. Dachte ich zumindest. Denn von einem Temperaturunterschied merke ich rein gar nichts, als ich mich in Bewegung setze. Am Anfang lege ich noch enthusiastisch los und jogge mit beschwingt hüpfenden Schritten wie eine Gazelle am Ufer entlang. Aber nach wenigen Minuten komme ich eher wie ein afrikanischer Waldelefant daher, der sich in der Wüste verirrt hat. Die Schwüle ist erdrückend und der Sand so weich, dass ich mit meinen Füßen mehr einsinke als vorwärtskomme. Aber ich tue, was ich kann, um mein Tempo einigermaßen zu halten. Begleitet werde ich als Belohnung von einem wundervollen Panorama. Beim Joggen einen Sonnenuntergang am Strand zu erleben, kann ich nur empfehlen. Doch schon bald ist Schicht im Schacht, ich bin kaputt für heute. Immerhin eine halbe Stunde habe ich durchgehalten. Danach gönne ich mir sofort eine kalte Dusche. Äußerst erfrischend nach der Plackerei, auch wenn das Wasser so aussieht, als sollte man es zum Zähneputzen besser nicht verwenden.
Wenig später sitze ich unter einem
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