Nachspielzeit: Eine unvollendete Fußballkarriere (German Edition)
bleibt und sich nicht seiner Herkunft besinnt. Ich denke, dass es vielen erfolgreichen Leuten so ergeht. Diese permanente Gier danach, ständig noch mehr materielle Dinge anzuhäufen, als man ohnehin schon hat, kann auf Dauer nicht zufriedenstellen. Wirklich beneiden und auch bewundern tue ich nur die, die erfolgreich sind, ihre Ziele erreichen und dabei trotzdem die wichtigen Dinge des Lebens noch immer zu schätzen wissen.
Abends geht es erneut in das Zeltrestaurant, und es schmeckt wieder himmlisch. Überhaupt muss ich eine Lanze für das Essen brechen. Sowohl hier als auch auf Bali. Das Zeug könnte ich mir das ganze Jahr reinschaufeln. Viel Reis und Nudeln, dazu leckeres Fleisch, meist Hühnchen. Immer angenehm aromatisch gewürzt und knackig angebraten. Wahlweise auch mal frischen Fisch dazu. Wie beim Asiaten daheim, nur um drei Klassen besser und wesentlich preiswerter. Umgerechnet rund drei Euro legt man auf den Tisch für einen frischgepressten Fruchtsaft, dazu die Hauptspeise und noch ein Dessert mit Kaffee.
Morgen soll es dann so weit sein, ich ziehe weiter Richtung Gili Islands. Ina hat denselben Plan, also beschließen wir kurzerhand, uns gemeinsam auf den Weg zu machen.
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27.5.
Strandfußball
Am Morgen geht es ein Stück nördlich nach Bangsal, einer kleinen Hafenstadt. Ein Boot so klein wie eine Nussschale bringt uns auf Trawangan, die Hauptinsel der Gilis. Am Ufer steige ich barfuß direkt ins flache, lagunenblaue Wasser. Ich komme mir wie ein Abenteurer vor, der nach langer Reise vom Wind wahllos an eine paradiesische Insel gespült wurde.
Ina und ich finden ein Homestay, das noch zwei Einzelzimmer übrig hat. Zwar ein paar Minuten Fußweg vom Strand entfernt, dafür ist der Preis mehr als fair. Mein Zimmer ist geräumig und schön eingerichtet, mit einem großzügigen Bett samt übergespanntem Moskitonetz. Am meisten angetan hat es mir aber meine kleine Terrasse mit Hängematte, in der ich erst einmal genüsslich Probe liege. Urlaubsfeeling pur, hier fühle ich mich auf Anhieb wohl.
Der Herr der sieben Meere. Meine Ankunft auf Gili Trawangan.
Nach dem Mittagessen führt unser erster Weg natürlich an den Strand. Der strahlend helle, feinkörnige Sand fühlt sich herrlich an unter den Füßen, und das Wasser bietet so ziemlich alle Blautöne an, die ich mir vorstellen kann. Die Nachbarinsel liegt in so kurzer Sichtweite, dass man fast versucht ist, einfach hinüberzuschwimmen. Einzig die Ruhe an diesem wunderschönen Fleck Erde fehlt. Denn es tummeln sich unzählige Leute hier aus aller Herren Länder, sie räkeln sich in der Sonne oder spielen im Sand. Als ich sehe, dass zwei Typen einen Ball hin und her kicken, kann ich nach einer Weile nicht anders, als mitzumachen. Eigentlich wollte ich mich nur gemütlich bräunen, aber der Spieltrieb wird dann irgendwann doch zu groß. Wie wir da vergnügt versuchen, den Ball in der Luft zu halten, scheinen wir eine einladende Wirkung auf unsere Umwelt zu haben. Unsere Gruppe wächst und wächst. Irgendwann sind wir genug, um ein Spiel auf zwei Tore zu starten. Einer der Kerle arrangiert flugs einen Gegner, ausnahmslos bestehend aus Einheimischen, die anscheinend nur auf einen Kontrahenten gewartet haben.
Wir sind ein wahrlich bunter Haufen. Zwei Engländer, ein Franzose, ein Holländer, ein Brasilianer. Und ich halte sozusagen die deutsche Fahne hoch. Später kommt noch ein Belgier dazu. Es ist brutal anstrengend, im Sand zu spielen, nicht annähernd zu vergleichen mit dem gewohnten Fußball auf Rasen. Auch der Ball verhält sich logischerweise komplett anders auf dem unebenen Boden. Mal bleibt er in einer Mulde stecken, mal ändert er unvorhergesehen die Richtung, weil er über einen Hügel rollt. Die Devise lautet daher, eher in der Luft spielen als am Boden. Was uns nach einer Weile ganz gut gelingt. Es macht einen ungeheuren Spaß, hier zu kicken. Ich blühe förmlich auf und gerate immer mehr in Spiellaune, verteile Beinschüsse, spiele öffnende Pässe, lege Tore auf und mache selbst welche. Natürlich gegen nicht gerade hochkarätige Konkurrenz, aber das ist mir egal. Entgegen allen Vorurteilen harmoniere ich als Deutscher ausgerechnet am besten mit einem Engländer aus Manchester.
Überhaupt ist mir dieses Match ein erneuter Beweis, dass Fußball eine Art universelle Sprache darstellt. Man kommt wahnsinnig schnell ins Gespräch, egal, aus welchem Teil der Erde die Spieler stammen. Da werden schon nach kurzer Zeit die
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