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Nacht Der Begierde

Nacht Der Begierde

Titel: Nacht Der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlene Teglia
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um etwasruhiger zu werden. Es wäre wenig hilfreich, wenn ich in Panik verfiele. Ich musste einen klaren Kopf behalten. Das begann damit, dass ich meine Umgebung einschätzen musste.
    Ein schneller Blick sagte mir, dass wir uns noch im Wintergarten befanden. Jetzt, wo ich bei vollem Bewusstsein war, verschlug mir der Anblick des Raumes fast den Atem. Ein Boden aus Terrakottafliesen, Bäume und Blumen in schönen Töpfen, weichgepolsterte Sessel und Sofas, so einladend locker und zufällig verteilt, wie es nur ein Profi kann.
    Ich fühlte mich wie in der Fotoreportage eines Magazins für Innenarchitektur. Wenn das Zachs Haus war, dann hatte ich recht gehabt. Er hatte Geld. Ich war ein bisschen neidisch, nicht so sehr auf sein Bankkonto als vielmehr auf diesen Raum. Das war genau das, was ich mir wünschen würde, wenn Geld keine Rolle spielen würde.
    Es war, wovon ich geträumt hatte. Letzte Nacht.
    Ich blinzelte und drehte mich um, hoffend, dass ich jetzt keine blauen Fliesen sehen würde, die der Reihe nach die Mondphasen darstellten und sich wie ein gezackter Pfad durch den ganzen Raum zogen. Ich sah sie. Mein Herz pochte, und meine Haut prickelte angesichts des Wiedererkennens, während mein Gehirn verzweifelt nach einer rationalen Erklärung suchte.
    Eine fiel mir auch gleich ein, und ich hielt mich erleichtert daran fest. Wahrscheinlich saß ich tatsächlich in der Fotoreportage einer Hochglanzzeitschrift. Denn dies war genau die Sorte Haus, die immer in «Architectural Digest» oder «Better Homes and Gardens» vorgestellt wurde. Bestimmt hatte ich dort irgendwann einmal ein Bild dieses Raumes gesehen, und es hatte sich mir nachhaltig eingeprägt. Und insofern hatte Zach mit seiner Frage, ob ich manchmal von ihnen träumen würde, in Verbindung mitden merkwürdigen Mondfliesen meine Traum-Episode von gestern Nacht ausgelöst.
    «Gefällt es dir?», fragte Zach. «Ich beginne hier gern den Tag.»
    Ich war begeistert. Ich hätte einiges darum gegeben, so etwas zu besitzen. Aber laut sagte ich: «Es ist hübsch. Ein ungewöhnliches Fliesenmuster.» Ich war gespannt, wie er den Ball aufnehmen würde, den ich ihm zugespielt hatte.
    Aber er ging mit keinem Wort auf die symbolische Bedeutung ein. Stattdessen stand er auf und streckte mir eine Hand entgegen. «Möchtest du gern den Garten ansehen? Du bist ja passend angezogen.»
    Na klar, warum nicht? Ich konnte mir ja immerhin mal den Garten anschauen, bevor ich zusammenbrechen würde. Obwohl ich mich wirklich überhaupt nicht unwohl fühlte. Ich hätte sofort einen Marathon laufen können. Hatte er mir mit dem Eisenhut einen Bären aufgebunden?
    Jeans, Fleecepulli und Turnschuhe waren warm und bequem genug für einen Spaziergang an diesem sonnigen Tag. Statt einer Antwort reichte ich Zach meine Hand, und David ließ mich los.
    Es war ein merkwürdiges Gefühl, so als ob der eine mich dem anderen übergeben hätte. Denn ich war ja nicht einer Einladung zum Mittagessen gefolgt, und insofern wollten sie natürlich sicherstellen, dass ich nicht plötzlich losrennen und in mein Auto springen würde. Für Zach könnte es ganz schön heikel werden, wenn ich in einer Notaufnahme zu Protokoll geben würde, er hätte mir eine tödliche Dosis verabreicht.
    Zachs Hand war warm und kräftig. Durch den Wintergarten führte er mich zu einer Tür, die nach draußen führte. Der Garten sah selbst mitten im Winter beeindruckend aus. Vor uns befand sich ein Brunnen mit steinernen Figuren. Auf einem Kiesweg gingen wir um ihnherum. Zachs Schritt war zügig, und ich hatte keinerlei Mühe, ihm zu folgen. David blieb neben uns. Wir kamen an niedrigen Bänken und Lauben vorbei, sogar an einem richtigen Labyrinth aus akkurat gestutzten Hecken, bis sich vor uns eine große Wiese erstreckte, die in der Ferne an den Waldrand stieß.
    «Wollen wir um die Wette laufen?», fragte mich Zach, und die Herausforderung blitzte in seinen Augen.
    «Damit sich das Gift besser in meinem Kreislauf verteilt und mich schneller umbringt?»
    «Ich habe dich nicht vergiftet. Fühlst du dich etwa so?»
    «Nein.» Ich wollte es zwar den beiden gegenüber nicht zugeben, aber so gut hatte ich mich schon einen ganzen Monat lang nicht mehr gefühlt. Pure Energie prickelte in meinem Blut, und meine Muskeln vibrierten vor Bewegungsdrang.
    «Lauf mit uns.» Zach ließ meine Hand los und wartete darauf, was ich tun würde. David kam dazu und stellte sich auf meine andere Seite, sodass wir eine Art Startlinie

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