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Nacht Der Begierde

Nacht Der Begierde

Titel: Nacht Der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlene Teglia
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stehend, gehört habe, was für menschliche Ohren vollkommen unmöglich gewesen wäre.
    «Ich hätte gern einen Beweis von euch», sagte ich.
    Zach sah David an, der einen Schritt zurücktrat und schweigend begann, sich auszuziehen. Ich beschloss, dass es keinen Grund gab wegzuschauen, wenn er sich doch offenbar zeigen wollte, also sah ich ihm zu, wie er Hemd, Hose und schließlich alles andere auf den Boden warf. Er trug Boxershorts, die an ihm sogar sexy wirkten. Seine Brust und seine Schultern wirkten nackt noch kraftvoller, die Muskeln klar und gut ausgebildet, sein Bauch straff und flach, athletische Beine. Seine Muskeln sahen so aus, als seien sie echt und nicht durch Training im Fitnessstudio entstanden.
    Bei einem Wettlauf würde er mich locker abhängen.
    Ich sah weg, als er sich die engen Boxershorts über die Hüften schob. Es war mir peinlich. Zach, neben mir, wirkte konzentriert und ernsthaft, und das schien nicht daran zu liegen, dass er Ausstattungsvergleiche anstellte. Er strahlte Autorität aus und noch etwas anderes, das meine Haut kribbeln ließ.
    Nackt hockte David sich hin wie zu einem Sprint-Start. Ich kämpfte gegen ein überwältigendes Verlangen an, mich ihm sofort anzuschließen, so als ob er bei mir einen Reflex auslösen würde. Ich zwang mich dazu, aufrecht stehen zu bleiben, und blieb mühsam ruhig, während eine fremde Kraft mich durchströmte und nach einem Ventil suchte, das sie nicht fand.
    Davids Rückgrat schien sich zu verschieben, Muskeln und Sehnen dehnten sich, bewegten sich so, wie auchmeine sich zu bewegen sehnten. Fell wurde sichtbar. Und dann sah mich plötzlich ein großer schwarzer Wolf mit Davids grauen Augen an.
    «O Gott.» Ich taumelte und wäre über meine eigenen Füße gestolpert, wenn Zach mich nicht mit festem Griff an meinen Ellbogen gepackt hätte. «Und den hab ich geküsst?»
    «Du hast
was
?» Zach zog mich dichter an sich heran und blinzelte.
    Ich zuckte mit den Schultern. «Er ist in meine Wohnung eingestiegen. Wie haben uns geküsst. Auch mit der Zunge.» Zwei Zungen. Und wie sie gespielt haben.
    Der Wolf grinste. Er trottete auf mich zu, und ich hätte schwören können, dass er vorhatte, an meinem Schritt zu schnüffeln. Daran hinderte ich ihn mit einem rasch hochgezogenen Knie, und er öffnete seinen Kiefer zu etwas, das klang wie ein lautloses Lachen. Er stupste meine Hand an, worauf ich meine Finger kurz hinter dem Ohr in sein dickes Fell hineinwühlte. Es heißt ja immer, dass man Dinge erst richtig glaubt, wenn man sie sieht, aber real werden sie erst, wenn man sie berührt. Er fühlte sich warm, weich und lebendig an. Dann schoss er davon, auf kraftvollen Beinen, die ihn über die Wiese fliegen ließen.
    Neuri. Ich bebte und fragte mich, wie sich das wohl anfühlen mochte. Tief in meinem Innern tauchten plötzlich Fetzen eines Traumes auf, und mit einem Mal war alles wieder da.
Ich laufe auf vier Pfoten. Um mich herum sind andere Wölfe. Freude und ein Gemeinschaftsgefühl, das Echo unseres Triumphgesangs, der durch die Nacht zieht.
    «Werde ich mich auch so verändern?», fragte ich Zach mit schwacher Stimme. Ich überlegte, ob die seltsamen Regungen, die ich spürte, als David sich verwandelte, von der Wölfin in mir kamen, die versuchte, sich aus einem Körper zu befreien, der nicht wusste, wie er das zulassen konnte.
    «Ja, morgen Nacht. Aber je näher wir dem Vollmond kommen, umso näher bist du der Metamorphose und umso unangenehmer werden sich die Symptome für dich anfühlen.»
    Ich schluckte und nickte. Plötzlich war mir nicht mehr nach rennen zumute. Ich wollte mich hinsetzen und einfach nur den Kopf zwischen meine Knie stecken. Genauso, wie ich mich fühlte, muss ich auch ausgesehen haben, da Zach plötzlich besorgt wirkte und mich auf den Arm nahm. Ich hatte nichts dagegen.
    «Du solltest noch mehr Tee trinken.»
    Ich nickte und legte dann vorsichtig den Kopf auf seine Schulter. Ich würde mich in einen Werwolf verwandeln. In Anbetracht dessen fand ich nichts Schlimmes daran, noch mehr Eisenhut-Tee zu trinken.
    Die anderen bekam ich zu sehen, als Zach mich auf demselben Weg zurück ins Haus trug, den wir vorher genommen waren. Männer, die von meiner Altersklasse bis in die späten Dreißiger reichten, und jeder von ihnen war eine Freude fürs Auge. Dabei ging es nicht nur darum, dass sie überaus ansehnlich beschaffen waren; es war die Art, wie sie sich bewegten, das Spiel ihrer Muskeln und Sehnen, das Selbstvertrauen, jenes kaum zu

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