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Nacht der Dämonen

Titel: Nacht der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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so gar nicht wie gewohnt. »Schaut aus der Höhle.«
    Sonja spürte, wie sich bei diesem unirdischen Ton die Härchen auf ihrem Nacken aufstellten, und auch bei diesem neuen gelben Glühen seiner Augen. Aber sie folgte seiner deutenden Hand, wandte ihm den Rücken zu und trat ein paar Schritte aus der Höhle, vorbei an einigen Dombüschen, und schaute den Felshang hinunter in das breite, grasige Tal. Von dort her näherte sich ein großer Reitertrupp.
    »Erliks Herz!« Unwillkürlich umklammerte ihre Rechte den Schwertgriff.
    Tiamu schrie: »Oh, ihr Götter – nein!«
    Fast lautlosen Schrittes durchquerte Saureb die Höhle. Tiamu wich vor ihm zurück, vor dem unheimlichen gelben Glühen seiner Augen.
    »Wenn die Sonne jene Gipfel im Osten erreicht, wird Keldum uns mit seinen Männern schon ganz nahe sein.« Sonja beobachtete sein Gesicht, während er herankam und an der Höhlenöffnung stehen blieb und mit den gelben Augen wie in eine andere Welt zu blicken schien. »Sie werden kommen – und uns mit Zauberei beschirmt finden!«
    Sonja wartete, doch Saureb beachtete sie nicht, noch schien er mehr sagen zu wollen. So kehrte sie in die Höhle zurück und nahm Tiamu am Arm. Und nun schien Saureb sie zu beobachten.
    »Setz dich«, flüsterte sie dem Mädchen zu. »Du brauchst dich nicht zu fürchten – und ganz sicher nicht vor Saureb. Iß, Tiamu.« Sie deutete auf das Obst, das Brot und den Wein auf dem Tisch. »Wir können nichts anderes tun, während wir warten.«
    Tiamu war zu aufgeregt, auch nur einen Bissen hinunterzubringen, doch Sonja setzte sich und begann an einem reifen, aber sehr herben Apfel zu kauen. Saureb blieb hochaufgerichtet und reglos am Höhleneingang stehen, umrahmt vom Grau des erwachenden Tages.
    Langsam, ohne Eile, doch auch ohne Zögern, kroch das Tageslicht in die Höhle. Saureb blieb weiter unbewegt an der Höhlenöffnung. Die Schatten der Wände zogen sich zurück, die verrosteten Waffen in dem Gestell hinter Tiamu waren nun deutlich zu sehen. Sonja hatte ihr karges Frühstück beendet, ihr Schwert in der Scheide gelockert, und schritt nun an Saureb vorbei zu ihrem Pferd, um es für eine mögliche Flucht zu satteln. Unten im Tal stieg der Nebel auf, während im Osten die Sonne rot und stumpf allmählich hinter den fernen Gipfeln aufstieg und das Gras zu entflammen schien. Mit ihrer Sorge und Furcht stand Tiamu in der Mitte der Höhle, presste die Hände fast schmerzhaft zusammen, und starrte auf Saurebs dunkelbekleideten Rücken. Sonja kehrte zurück. Sie stellte sich neben Saureb und wandte auch ihren Rücken Tiamu zu.
    Zaghaft näherte das Mädchen sich ihnen.
    Die Sonne, jetzt eine goldene Kugel, schien auf den fernen Gipfeln aufgespießt zu sein, ehe sie sich in all ihrer leuchtenden Pracht weiter erhob. Noch widerstanden ihr die grauen Wolken, doch dank ihrer Kraft löste der Bodennebel sich im Tal auf.
    Und in einem langen Zug schlängelten sich die bewaffneten Reiter den Schieferhang empor.
    »Mitra!« hauchte Sonja. »Saureb – habt Ihr denn diese Höhle nicht vor ihrem Blick geschirmt?«
    Saureb antwortete nicht. Tiamu stellte sich dicht wie ein Schatten neben Sonja, verängstigt, aber auch neugierig.
    Die Reiter kamen immer näher, hin und wieder hinter vorhängenden Felsen oder den spärlichen Bäumen und Sträuchern des Hanges verborgen. Als sie schließlich nahe genug waren, dass Sonja mit Sicherheit Keldum an der Spitze des Trupps erkannte, hielt sie es für vernünftiger, sich zumindest ‚einstweilen in den Sichtschutz der Höhle zurückzuziehen.
    »Komm, Tiamu«, flüsterte sie und griff nach des Mädchens Arm.
    Tiamu schien beim Anblick der sich nähernden Soldaten wie gelähmt. »O Sonja, werden – werden sie uns sehen können?«
    »Komm«, entgegnete Sonja lediglich und zog das Mädchen mit sich ins Innere.
    Saureb, der sich nicht gerührt hatte, seit er sich vor Sonnenaufgang an den Eingang gestellt hatte, öffnete jetzt seine Kutte und brachte etwas zum Vorschein, das ein Stab aus Ebenholz zu sein schien, so dick wie ein Männerfinger und so lang wie ein Frauenarm. Jedes Ende krönte ein walzenförmiger, glühender Kristall vom gleichen Durchmesser des Stabes. Einer leuchtete in gespenstischem Gelb, der andere in schwelendem Rot. Bei diesem Anblick empfanden sowohl Sonja als auch Tiamu plötzlich unerklärliche Angst.
    Nun waren bereits die auf dem Gestein klappernden Hufe zu hören, das Fluchen einzelner Soldaten, scharrende Geräusche und hin und wieder ein Wiehern

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