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Nacht der Füchse

Titel: Nacht der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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    H. Himmler

    Ein bemerkenswertes Dokument. Noch erstaunlicher aber war der Umstand, dass es eine zusätzliche Unterschrift trug: Adolf Hitler, Führer und Reichskanzler.
    »Offensichtlich besaß er einen gewissen Einfluss«, sagte Martineau trocken und reichte Carter den Brief.
    »Nun ja, der Schweinehund ist tot«, sagte Munro, »aber un­ sere Pariser Leute konnten ihm noch einige nützliche Informa­ tionen entlocken, ehe er uns verließ.«
    »Darauf möchte ich wetten«, sagte Martineau und zündete sich eine Zigarette an.
    »Himmler schickt etwa ein Dutzend solcher Sonderbeauf­ tragter in ganz Europa herum. Diese Männer sollen überall Todesängste verbreiten. Streng geheim. Niemand kennt sie. Unsere Fälschungsabteilung sitzt schon an einem kompletten Satz Dokumente für dich. SD-Ausweis, eine Kopie dieses Brie­ fes, was immer du brauchst. Auf den Namen Max Vogel. Um die Sache zu schmieren, haben wir dich ein bisschen befördert – zum Standartenführer.« Er wandte sich an Sarah. »Entspricht einem Colonel.«
    »Ich verstehe«, sagte Martineau. »Ich erscheine auf Jersey und jage allen einen Todesschrecken ein.«
    »Mein lieber Freund, du weißt so gut wie ich, dass nichts Furcht erregender ist als ein zum Revolutionär gewordener Lehrer im Ledermantel. Angefangen mit Lenin. Außerdem musst du zugeben, dass du einen ausgezeichneten Nazi abgibst, Harry.«
    »Und das Kind?«, fragte Martineau. »Wie passt die Kleine ins Bild?«
    »Du brauchst jemanden, der dich bei Mrs. de Ville und die­ sem Gallagher ins rechte Licht rückt. Sarah ist mit der Dame verwandt und kennt den Mann. Noch etwas – sie war zuletzt vor sechs Jahren auf Jersey, möglicherweise in Zöpfen und bunten Socken, denn damals war sie dreizehn. Doch ist sie sich selbst noch ähnlich genug, dass Helen de Ville und Gallagher sie erkennen müssten, andererseits aber so verändert, dass sie bei Außenstehenden als Fremde durchgeht, besonders wenn wir sie präpariert haben.
    »Was soll das heißen?«
    »Nun ja, zwischen Frankreich und Jersey herrscht ein ziem­
    lich lebhafter Verkehr an Nachtschattengewächsen.«
    »Huren, meinst du? Du willst sie doch nicht im Ernst als Hu­ re verkaufen?«
    »Die meisten höheren deutschen Offiziere in Frankreich ha­ ben französische Freundinnen. Warum dich zur Ausnahme machen? Vor allem spricht Sarah ausgezeichnet Französisch mit bretonischem Akzent, den sie von ihrer Großmutter hat. Wenn unsere Leute in Berkley Hall mit ihr fertig sind, ihr eine andere Haarfarbe und die richtigen Sachen verpasst haben…«
    »Du meinst, sie in eine kleine französische Hure verwandelt haben?«, unterbrach Martineau.
    »So etwa. Wäre doch eine perfekte Tarnung.«
    »Und wann soll die Sache losgehen?«
    »Übermorgen. Absetzung mit einer Lysander bei Granville. Zwei Stunden Flug, Harry. Kleinigkeit. Sophie Cresson holt euch ab. Hinterher benutzt du deine Papiere, um mit einem der Nachtschiffe von Granville nach Jersey überzusetzen. Bist du erst dort, lässt du dich von den Umständen leiten. Du hast bis maximal Sonntag Zeit.«
    »Und wenn wir ihn nicht rauskriegen?«
    »Liegt an dir.«
    »Verstehe. Soll ich wieder den Henker für dich spielen?« Er wandte sich zu Sarah um. »Was halten Sie von der Sache?«
    In seiner Wut wirkte das Gesicht bleicher denn je, die Augen sehr dunkel. »Ach, ich weiß nicht«, antwortete sie. »Könnte doch ganz interessant werden.«
    In gewisser Weise sollte die schnoddrige Antwort dazu die­ nen, die eigenen Gefühle in den Griff zu bekommen. Als sie kehrtmachte und zum Tisch ging, um sich Tee nachzugießen, zitterte ihre Hand ein wenig. Der Tod der Mutter hatte ihr ein Leben beim Vater auf einer Plantage tief im malaiischen Dschungel eingebracht. Ein unbequemes und ziemlich gefähr­ liches Leben, ungewöhnliche Umstände für ein dreizehnjähri­ ges Mädchen – trotzdem hatte sie jede Minute genossen. Bei Gefahr schien sie erst richtig zu erwachen. Später das Kran­ kenhaus bei Nacht, die Bombenangriffe, die Opfer, die ihre Hilfe brauchten. Wieder genoss sie fast jeden Augenblick.
    Und jetzt dies. Es war nicht nur die körperliche Anziehung, auch wenn sie reif genug war, um zu erkennen, dass sie Marti­ neau begehrte. Vielmehr ging es ihr um das, was dieser abson­ derliche, nervöse, innerlich zerrissene Mann zu bieten hatte. Die Verheißung von Gefahr, eine Art Erregung, wie sie sie nie für möglich gehalten hätte.
    »›Ganz interessant‹?

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