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Nacht der Füchse

Titel: Nacht der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Grundgütiger Himmel!« Martineau goss sich einen Scotch ein. »Haben Sie schon mal was von Heidegger gelesen, Jack?«
    »Ich kenne ihn.«
    »Ein interessanter Mann. Er glaubte, um wirklich zu leben, muss sich der Mensch resolut dem Tod stellen können.«
    »Klingt doch ganz in Ordnung«, bemerkte Munro.
    »Ach, wirklich?« Munro lachte gepresst. »So wie ich die Dinge sehe, waren es Idioten wie er, die mir die Philosophie verleidet haben.« Er hob das Glas und prostete seinen Besu­ chern zu. »Also los. Nächster Bahnhof Berkley Hall.«

    7

    Der Schießstand befand sich im Keller von Berkley Hall. Als Waffenmeister fungierte ein Staff-Sergeant der Irischen Garde namens Kelly, längst zu alt für den aktiven Dienst. Aber im Krieg wurden alle gebraucht. Unten am anderen Ende lehnten Nachbildungen angreifender Deutscher an Sandsäcken, und es herrschte gutes Licht. Kelly und Sarah Drayton waren die ein­ zigen Anwesenden. Man hatte ihr einen Kampfanzug zur Ver­ fügung gestellt, Hose und Bluse aus blauem Serge, eine Ausstattung, wie sie die weiblichen Hilfstruppen der Air Force trugen. Sie hatte sich das Haar hochgebunden und unter die Schirmmütze gesteckt, so dass ihr Nacken freilag. Mit dieser Frisur sah sie sehr verwundbar aus.
    Kelly hatte ihr verschiedene Waffen auf dem Tisch bereitge­ legt. »Haben Sie schon mal eine Handfeuerwaffe abgeschos­ sen, Miss?«
    »Ja«, antwortete sie. »In Malaya. Mein Vater leitete dort eine Gummiplantage. Da er oft unterwegs war, sorgte er dafür, dass ich mit einem Revolver umgehen konnte. Ich habe auch schon mehrmals mit der Schrotflinte geschossen.«
    »Kommt Ihnen hier irgendetwas bekannt vor?«
    »Der Revolver da.« Sie wies auf die Waffe. »Sieht aus wie die Smith & Wessen, die meinem Vater gehörte.«
    »Genau das ist es auch, Miss«, sagte Kelly. »Unter normalen Umständen würde man Sie an mehreren Waffen gründlich schulen, aber in Ihrem Fall fehlt uns dazu die Zeit. Ich be­ schränke mich also darauf, Ihnen ein paar Sachen zu zeigen, damit Sie wenigstens mit einigen einfachen Waffen vertraut sind, die Ihnen unterkommen können. Anschließend können Sie ein paar Schüsse abgeben, das muss genügen.«
    »Einverstanden«, sagte Sarah.
    »Gewehre sind einfach«, sagte er. »Auf die wollen wir keine Zeit verschwenden. Hier haben wir zwei gebräuchliche Ma­ schinengewehre: die britische Sten, die bei unseren Streitkräf­ ten allgemein im Einsatz ist, und dies ist eine Mark 11 S, mit Schalldämpfer, entwickelt für französische Widerstandsgrup­ pen. Zweiunddreißig Schuss im Magazin. Dauerfeuer lässt den Schalldämpfer durchbrennen – also bitte halbautomatisch oder mit Einzelschuss benutzen. Möchten Sie’s mal probieren?«
    Die Waffe war erstaunlich leicht und machte ihr, an der Schulter angelegt, keine Probleme. Das einzige Geräusch kam vom hin- und herschnappenden Bolzen. Sie zerfetzte einen Sandsack seitlich des Ziels, das sie aufs Korn genommen hatte.
    »Besonders treffsicher bin ich nicht«, sagte sie.
    »Das ist selten jemand mit diesen Dingern. Sinnvoll sind die auf kurze Entfernungen, wenn man es mit mehreren Leuten zu tun hat – das ist alles.« Kelly fuhr fort: »Die andere MPi ist deutscher Herkunft, eine MP 40, im Volksmund auch Schmeis­ ser genannt. Die ist beim Widerstand ebenfalls verbreitet.«
    Nun ging Kelly mit ihr die Handfeuerwaffen durch, Revol­ ver und automatische Waffen. Als sie mit der Smith & Wesson am langen Arm zu schießen versuchte, traf sie bei sechs Schüs­ sen das Ziel nur einmal an der Pappschulter.
    »Ich fürchte, Miss, im Ernstfall wären Sie jetzt tot.«
    Während Kelly nachlud, fragte sie: »Was ist mit Colonel Martineau? Kann er gut schießen?«
    »Das kann man wohl sagen, Miss. Ich wüsste keinen, der mit der Handfeuerwaffe besser umgeht als er. Nun versuchen Sie’s mal so.« Er nahm die Füße auseinander und stellte sich geduckt auf, die Waffe mit beiden Händen fassend. »Verstehen Sie, was ich meine?«
    »Ich glaube ja.« Sie machte es ihm nach und hielt die Waffe mit beiden Händen vor sich.
    »Jetzt durchziehen, einen halben Atemzug Pause nach jedem Schuss.«
    Diesmal schnitt sie besser ab; sie traf das Ziel einmal in die Schulter und einmal in die linke Hand.
    »Großartig«, sagte Kelly.
    »Wohl kaum, wenn man annehmen muss, dass sie aufs Herz gezielt hat.«
    Martineau war lautlos eingetreten. Er trug einen dunklen Rollkragenpullover und schwarze Kordhosen. Er trat an den Tisch und betrachtete die Waffen.

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