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Nacht der Füchse

Titel: Nacht der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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der RAF-Überlegenheit, von der Sie sprechen, in einem Fieseler-Storch bei Morgendämmerung hinüberfliegen.« Er wandte sich an Baum. »Was halten Sie davon, Berger?«
    »Ich glaube, es könnte ganz interessant werden, wenn der Herr Major und ich brennend ins Meer stürzten. Der Wüsten­ fuchs tot!« Er zuckte mit den Achseln. »Da täten sich abson­ derliche Möglichkeiten auf, das müssen Sie zugeben, Herr Generalfeldmarschall.«

    Gérard Cresson saß im Rollstuhl am Tisch in seinem Wohn­ zimmer und schenkte Rotwein nach. »Nein, ich zerstöre ungern Ihre Illusionen«, sagte er zu Sarah, »aber draußen auf Jersey ist es nicht anders als in Frankreich und allen besetzten Ländern Europas – der eigentliche Feind ist der Kollaborateur. Ohne diese Leute könnte die Gestapo nichts erreichen.«
    »Aber man hat mir gesagt, auf Jersey gebe es keine Gesta­ po«, wandte Sarah ein.
    »Offiziell gibt’s dort nur einen Posten der Geheimen Feldpo­ lizei, die angeblich von der Abwehr, dem militärischen Ge­ heimdienst, gesteuert wird. Das ist jedoch reine Taktik zur Klimaverbesserung, eine kosmetische Operation, die die Leute hinters Licht führen soll. Man will uns Briten eben nicht gleich die Gestapo vor die Nase setzen.«
    »Was Unsinn ist«, sagte Sophie, die frischen Kaffee aus der Küche brachte, »weil mehrere Leute, die auf Jersey für die GFP arbeiten, von der Gestapo ausgeliehen sind.«
    »Wissen Sie, wo die Dienststelle liegt?«, fragte Sarah.
    »Im Hotel Silvertide in Havre des Pas. Kennen Sie es?«
    Sarah nickte. »O ja, als Kind habe ich oft in Havre des Pas gebadet.«
    »Gestapo, geheime Feldpolizei, SD, Abwehr. Wo man auch ist, wer immer an die Tür klopft – für den armen Betroffenen ist es die Gestapo.«
    »Auf Jersey läuft das nicht anders«, schaltete sich Gérard ein. »Für die Einheimischen sind es Gestapo-Leute, basta. Al­ lerdings ist es ein lachhafter Laden im Vergleich zu Lyon oder Paris. Trotzdem sollten Sie einen gewissen Hauptmann Müller im Auge behalten. Er führt dort vorübergehend das Kommando und wird dabei von Inspektor Kleist unterstützt.«
    »SS-Angehörige?«
    »Ich weiß nicht. Wahrscheinlich nicht. Man hat sie nie in Uniform gesehen. Wahrscheinlich sind sie von irgendeiner Großstadt-Polizeidienststelle abgestellt worden. Sehr selbstbe­ wusste Leute, entschlossen, etwas zu beweisen.« Er zuckte die Achseln. »Als Gestapo-Beamter muss man nicht in der SS sein. Man braucht nicht mal das Nazi-Parteibuch.«
    »Stimmt«, sagte Martineau. »Aber wie bewerten Sie unsere Chance, Kelso von Jersey runterzuholen?«
    »Eine sehr kitzlige Sache. Beim Transport von Zivilisten nimmt man es besonders genau. Mit kleinen Booten läuft im Moment überhaupt nichts.«
    »Die SOE rechnet irgendwann am Wochenende mit einem Funkspruch von Ihnen«, sagte Martineau. »Die Lysander kann Sonntagnacht wieder zur Stelle sein.«
    Gérard musste plötzlich lachen. »Ich hatte da eben einen tol­ len Einfall. Sie könnten Kelso doch verhaften. Suchen und ver­ haften Sie ihn, verstehen Sie? Bringen Sie ihn offiziell aufs Festland – und tauchen Sie dann mit ihm unter.«
    »Schön und gut«, warf Sarah ein, »aber was würde mit Tante Helen und dem General geschehen? Müsste man die nicht mit
    verhaften?«
    Martineau nickte. »Das ist so eine Idee, die sich gut aus­ macht, bis man gründlicher nachdenkt. Egal. Uns fällt drüben schon etwas ein.«
    »Etwa eine Kugel in den Kopf?«, fragte Cresson. »Ich mei­ ne, wenn dieser Mann wirklich so wichtig ist…«
    »Er hat Anrecht auf eine Chance«, sagte Martineau. »Wenn ich die geringste Chance sehe, ihn herauszuholen, werde ich sie nutzen, wenn nicht…« Er zuckte mit den Achseln. »Also, wie geht man vor, wenn man heute Nacht noch zur Insel übersetzen will?«
    »In der grünen Hütte am Kai sitzt ein Transportoffizier, der gibt die Passagen aus. In Ihrem Fall bestimmt kein Problem.«
    »Gut«, sagte Martineau. »Das dürfte dann alles sein.«
    Sophie füllte vier Gläser mit Rotwein. »Ich werde Ihnen nicht Glück wünschen – ich möchte Ihnen nur etwas sagen.«
    Sie legte Sarah einen Arm um die Schultern. »Das Mädchen hier gefällt mir. Was immer da drüben auch geschehen mag, Sie bringen Sie gesund zurück, ja? Sollten Sie es nicht tun und sich hier wieder blicken lassen, schieße ich Sie persönlich nie­ der.«
    Sie lächelte freundlich und prostete Martineau zu.

    9

    Die 5. Schnellbootflottille war wie alle deutschen Torpedo­ booteinheiten

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