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Nacht der Füchse

Titel: Nacht der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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kleine Tisch des Navi­ gationsoffiziers dicht zusammen. Der Funkraum befand sich ein Stück achtern davon.
    »Nicht viel Platz auf diesen Kähnen«, bemerkte Martineau.
    »Bestehen ja auch praktisch nur aus Motoren«, antwortete Dietrich.
    »Und die Bewaffnung?«
    »Ja, die Torpedos. Eine Bofors-Zwillingsflak am Heck, eine
    20-mm-Kanone auf dem Vorderdeck. Acht MGs. Wir schlagen uns so durch.«
    »Und natürlich Radar?«
    »Ja, aber das ist in diesen Gewässern eine schwierige Kiste. Jede Menge Riffe, Felsen, kleine Inseln. Bringt viel Kleinkram auf den Schirm. Wenn die Tommies sich hier blicken lassen, machen sie genau dasselbe wie ich, wenn ich von Cherbourg aus gegen Konvois vorgehe.«
    »Nämlich?«
    »Ich schalte das Radar aus, damit man mich nicht anpeilen kann, und halte Funkstille.«
    Martineau nickte und schaute nach achtern auf die anderen Schiffe, die in der Dunkelheit als vage Umrisse sichtbar waren. »Wie schnell wird der Konvoi sein?«
    »Sechs Knoten.«
    »Sie müssen sich manchmal wie ein Rennpferd vorkommen, das man vor einen Karren gespannt hat.«
    Dietrich lachte. »Ja, aber ich sitze hier auf zweitausend Pfer­ destärken.« Er schlug die Hand auf die Reling. »Es ist ein an­ genehmes Gefühl zu wissen, wie schnell die lospreschen können, wenn ich sie darum bitte.«

    Die Brücke der Victor Hugo war auf das Angenehmste gegen Regen und Gischt abgeschirmt. Savary stand neben dem Ru­ dergänger, und Sarah und Guido Orsini beugten sich über den Kartentisch.
    »Dies ist die Konvoiroute ›Weg Ida‹, wie er von der Marine genannt wird, von Granville an den Chausey-Inseln vorbei.«
    Gleich vom ersten Augenblick an, als sie ihn in dem Häu­ schen am Kai erblickte, hatte er ihr gefallen. Er sah wirklich gut aus, eigentlich ein wenig zu gut, wie es bei Südländern manchmal vorkommt, doch strahlte er auch Kraft und Ent­ schlossenheit aus, und wenn er lächelte…
    Seine Schulter berührte die ihre. »Kommen Sie in den Auf­ enthaltsraum«, sagte er. »Ich besorge Ihnen einen Kaffee, und wenn Sie wollen, können Sie sich in meiner Kabine ein biss­ chen hinlegen.«
    »Geht im Moment nicht, Graf«, sagte Savary. »Ich will mal im Maschinenraum nach dem Rechten sehen. Sie übernehmen solange die Brücke.«
    Er ging, und Sarah fragte: »Graf?«
    »Ach, in Italien gibt es viele Grafen. Machen Sie sich des­ wegen keine Gedanken.«
    Er bot ihr eine Zigarette an, und sie rauchten schweigend und blickten in die Nacht hinaus. Die Maschinen dröhnten dumpf. »Ich dachte, Italien hätte letztes Jahr kapituliert.«
    »Hat es auch, mit Ausnahme von faschistischen Fanatikern, die weiter mit den Deutschen kämpfen wollten, besonders seit Otto Skorzeny Mussolini vom Berg herunterholte und ihn nach Berlin flog, um den heiligen Kampf fortzusetzen.«
    »Sind Sie Faschist?«
    Er schaute in das anziehende junge Gesicht und fühlte eine Zärtlichkeit in sich aufsteigen, die er noch bei keiner Frau emp­ funden hatte. Vielleicht sprach er deswegen so offen.
    »Ich will ehrlich sein, ich bin gar nichts. Ich verabscheue die Politik. Dabei muss ich immer an den römischen Senator den­ ken, der angeblich gesagt hat: ›Sagen Sie meiner Mutter nicht, dass ich in die Politik eingestiegen bin. Sie glaubt, ich bin Kla­ vierspieler in einem Puff.‹«
    Sie musste lachen. »Das gefällt mir.«
    »Viele meiner ehemaligen Kameraden arbeiten jetzt mit den Briten und Amerikanern zusammen. Ich war zum Sonderdienst bei der 5. Schnellbootflottille in Cherbourg abkommandiert. Als Italien sich dazu durchrang, um Frieden zu bitten, konnte ich nicht viel dagegen tun, und ein Gefangenenlager schmeckte mir nicht. Natürlich ist das Vertrauen hin, und ich bekomme kein eigenes Torpedoboot mehr. Man befürchtet wohl, ich könnte damit nach England brausen.«
    »Würden Sie das tun?«
    In diesem Augenblick kehrte Savary auf die Brücke zurück, und der Italiener sagte: »Gehen wir nach unten und trinken unseren Kaffee.«
    Er folgte ihr den Niedergang hinab und spürte dabei eine seltsame Erregung. Es hatte schon viele Frauen in seinem Le­ ben gegeben – und viele, die viel hübscher waren als AnneMarie Latour mit dem unvorteilhaft gefärbten Haar. Und auf jeden Fall erfahrener. Irgendetwas an diesem Mädchen stimmte nicht. Der Typ, den sie darstellte, war eine Sache, aber das Mädchen darunter, mit dem er sich unterhielt, war etwas ganz anderes.
    »Heilige Mutter Gottes, Guido, was passiert mit dir?«, fragte er leise und folgte

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