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Nacht der Füchse

Titel: Nacht der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Croissants der Welt. Und den besten Kaffee.«
    »Damit ist es leider vorbei«, sagte Sophie. »Der Krieg hat al­ les verändert. Schauen Sie mal da unten.«
    Der Hafen war voller Schiffe. Binnenkähne, drei Küsten­ frachter und etliche deutsche Kriegsschiffe. Es herrschte ein lebhaftes Treiben, Arbeiter entluden auf den Kais eine stattli­ che Anzahl von LKWs und beförderten die Lasten auf die Bin­ nenfrachter.
    »Die brechen ganz bestimmt heute Abend zu den Inseln auf?« fragte Sarah.
    »Gewiss. Einige nach Jersey, die anderen nach Guernsey.«
    »Wie kommt ihr zurecht?«
    »Mit den Boches?« Sophie zuckte die Achseln. »Ich versu­ che, vernünftig zu sein. Ich möchte niemanden hassen müssen. Sie sollen nur aus Frankreich verschwinden.«
    »Man hört nur so viel Schlechtes über sie in England.«
    »Stimmt«, sagte Sophie. »Was zur SS oder Gestapo gehört, Teufel – erschreckt aber den einfachen deutschen Landser nicht weniger als unsere Zivilbevölkerung. Wie dem auch sei, sogar bei uns gibt es Leute, die schlimmer sind als Gestapo-Beamte. Darnans milice. Franzosen, die für die Deutschen arbeiten und Franzosen verraten.«
    »Schrecklich«, sagte Sarah.
    »So ist aber nun mal das Leben, mein Kind. Die Konsequenz ist, dass man im Grund niemandem trauen kann. Jetzt ziehen Sie sich aber an, dann können wir unten zu Mittag essen.«

    In Gavray, im ehemaligen Landhaus eines Grafen gleichen Namens, saß Heini Baum am Ende einer langen Tafel in der Offiziersmesse des 41. Panzergrenadierbataillons und ließ sich lächelnd zuprosten. Als der Applaus und die Hochrufe ver­ klungen waren, nickte er dankend.
    Der junge Oberst des Regiments war ein hoch dekorierter Veteran der russischen Front. Er stand auf und sagte: »Wenn Sie einige Worte sagen würden, Herr Generalfeldmarschall… Meinen Offizieren läge sehr daran.«
    Hofer blickte Baum etwas besorgt an, der aber schlug alle Bedenken in den Wind, stand auf und zog seine Uniform glatt. »Meine Herren, der Führer hat uns eine einfache Aufgabe über­ tragen. Es gilt, den Feind von unseren Küsten fern zu halten. Ja, ich spreche von ›unseren‹ Küsten. Europa, geeint und un­ teilbar – das ist unser Ziel. Der Kampf wird an dieser Küste gewonnen werden. Wir können gar nicht verlieren. Das Ge­ schick des Führers ist gottgewollt. Wer auch nur einen Funken Verstand besitzt, sieht das deutlich.« Die gebannt lauschenden Offiziere überhörten seine Ironie. Er hob das Glas. »Also, mei­ ne Herren, bringen Sie mit mir den Trinkspruch aus: auf unse­ ren geliebten Führer Adolf Hitler.«
    »Adolf Hitler!«, riefen die Männer im Chor.
    Baum warf das Glas ins Feuer, und in aufwallender Begei­ sterung machten es ihm die Anwesenden nach. Dann klatschten sie wieder Beifall und standen Spalier, als er schließlich, ge­ folgt von Hofer, den Raum verließ.
    »Eine ziemliche Verschwendung von Gläsern«, bemerkte Hofer auf der Rückfahrt zum alten Schloss von Cressy, wo Rommel sein vorläufiges Hauptquartier aufgeschlagen hatte.
    »Sie waren nicht einverstanden?«, fragte Baum
    »Das habe ich nicht gesagt. Ihre Rede war sogar ganz gut.«
    »Wenn der Herr Major mir die Bemerkung gestattet, ich ha­ be ziemlich chargiert, um es mal im Bühnenjargon auszudrük­ ken.«
    »Ich verstehe, was Sie meinen«, antwortete Hofer. »Es war übrigens genau das, was die Leute jetzt hören wollten.«
    Verrückt, dachte Baum. Bin ich denn der Einzige, der seinen Verstand noch beisammen hat? Doch schon fuhr der Wagen in den Schlosshof. Mit schnellen Schritten erstieg er die Vortrep­ pe und nickte, wenn er gegrüßt wurde. Hofer folgte ihm bis zur Zimmerflucht im ersten Stockwerk.
    Rommel hatte sich im Arbeitszimmer eingeschlossen und machte erst auf, als er Hofers Klopfsignal hörte: »Wie ist es gelaufen?«
    »Perfekt«, erwiderte Hofer. »Er hat die Prüfung mit fliegen­ den Fahnen bestanden. Sie hätten mal die Rede hören sollen, die Sie gehalten haben!«
    »Ausgezeichnet!« Rommel nickte. »Auf den Kanalinseln läuft alles nach Plan? Sie haben mit von Schmettow auf Guern­
    sey gesprochen?«
    »Persönlich, Herr Generalfeldmarschall. Wie Ihnen schon das Marine-HQ in Cherbourg mitteilte, wird der Verkehr zwi­ schen den Inseln wegen der feindlichen Luftüberlegenheit hauptsächlich bei Nacht abgewickelt. Die Leute werden also schon Donnerstagnacht zur Konferenz nach Guernsey aufbre­ chen und Sonntagnacht zurückkehren.«
    »Gut«, sagte Rommel. »Aber Sie und Berger müssen trotz

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