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Nacht der Füchse

Titel: Nacht der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Niedergang hinauf und durch den leeren Auf­ enthaltsraum. Orsini zog seinen Marinemantel aus und hielt ihn ihr hin. »Anziehen.« Nach kurzem Zögern gehorchte sie, dabei merkte sie, dass sie noch die Handtasche hielt, und stopfte sie in eine der großen Außentaschen des Mantels. Grob führte er ihre Arme durch die Öffnungen einer Schwimmweste und schnürte diese zu. Dann sicherte er sich auf gleiche Weise und lief schließlich voraus aufs Bootsdeck.
    Hier herrschte ein unbeschreibliches Durcheinander. Die Be­ satzung versuchte, die Boote zu Wasser zu lassen, während die MG-Mannschaften in die Nacht hinausschossen. Antwortfeuer flackerte aus der Dunkelheit auf und streifte die Brücke, von der Savary Befehle brüllte. Angstvoll schrie er auf, sprang über das Schanzkleid und landete auf einigen Heuballen. Ein schwe­ res Geschoss traf ein Rettungsboot und riss große Löcher in die Wandung.
    Orsini drückte Sarah hinter einigen Kohlesäcken nieder. Im gleichen Moment dröhnte eine neue Explosion, diesmal tief im Schiffsinneren, und am Heck begann sich das Deck aufzulösen, und Flammen stiegen in die Nacht auf. Das ganze Schiff ruckte nach Backbord, und die Decksladung – Kohlesäcke, Heuballen und anderlei andere Lasten – begann sich loszureißen und auf die Reling zuzurutschen.
    Bisher hatte man noch kein einziges Boot zu Wasser bringen können, so schnell war die Katastrophe eingetreten. Die ersten Männer sprangen über Bord, Savary allen voran. Orsini verlor das Gleichgewicht, Sarah fiel auf den Rücken und spürte, wie sie über das rutschige Deck glitt, dann tauchte das Geländer unter, und sie war im Wasser.

    Wenige Sekunden nach der ersten Explosion nahm das Torpe­ doboot Fahrt auf. Dietrich erforschte mit seinem Nachtfernglas die Dunkelheit. Als die S 92 lospreschte, verlor Martineau bei­ nahe das Gleichgewicht und musste sich krampfhaft festhalten.
    »Was ist?«
    »Ich weiß nicht recht«, antwortete Dietrich, doch schon zün­
    gelten fünfhundert Meter entfernt Flammen empor. Der Kapi­ tänleutnant richtete das Glas auf die Victor Hugo. Ein dunkler Umriss huschte vor dem Licht vorbei, gefolgt von einem zwei­ ten. »Britische Torpedoboote. Die Hugo ist getroffen.«
    Er drückte den Alarmknopf, und ein schriller Sirenenton übertönte das Lauterwerden der Mercedes-Benz-Motoren, die auf Höchsttouren kamen. Schon eilten die Männer auf ihre Sta­ tionen. Das Bofors-Geschütz und die Vorderdeck-Kanone be­ gannen zu schießen, und Leuchtspurmunition zeichnete helle Kurven in die Nacht.
    Martineau vermochte in diesen Sekunden nur an Sarah zu denken und packte Dietrich am Ärmel.
    »Aber die Leute auf dem Schiff! Wir müssen ihnen helfen!«
    »Später!« Achselzuckend löste sich Dietrich aus seinem Griff. »Die Sache ist ernst. Bleiben Sie mir unter den Füßen weg!«

    Sarah machte verzweifelte Schwimmbewegungen und versuch­ te von der Victor Hugo fortzukommen, die immer mehr in Schieflage geriet. Am Heck brannte Öl im Wasser, und Männer versuchten von der Öllache, die sich unaufhaltsam ausbreitete, fortzukommen. Einer schaffte es nicht und ging schreiend un­ ter.
    Mantel und Schwimmweste, die sich bereits voll Wasser ge­ sogen hatten, behinderten Sarah in ihren Schwimmbewegun­ gen. Als die Kälte an ihren Beinen emporzukriechen begann, erkannte sie, warum Orsini ihr den Mantel gegeben hatte. Wo war er überhaupt? Sie drehte sich um und versuchte die ver­ schmutzten Gesichter auszumachen. Ein Schnellboot raste um das Heck der Victor Hugo herum, und das schwappende Kiel­ wasser hob einige Schwimmer in die Höhe. MGs ratterten.
    Eine Hand ergriff ihre Schwimmweste von hinten. Sie fuhr herum und erblickte Orsini. »Dort hinüber, cara. Tun Sie, was ich Ihnen sage!«
    Überall auf der Wasseroberfläche schwammen Gegenstände herum, vor allem Heuballen. Orsini schleppte Sarah zu einem dieser Gebilde und klammerte sich mit ihr an der Verschnü­ rung fest.
    »Was war das?«
    »MTB-Schnellboote.«
    »Engländer?«
    »Oder Franzosen oder Holländer. Heimathafen Falmouth.«
    Wieder raste ein Schnellboot zwischen Wrackteilen und Schwimmenden hindurch, Geschosse peitschten das Wasser auf. Im gleichen Augenblick stieg ein gekrümmter Feuerbogen durch die Nacht empor, und schon erhellte eine Fallschirmfak­ kel die Szene.
    In einiger Entfernung flohen zwei Torpedoboote vor dem deutschen Schnellboot. »Schnapp dir die miesen Schweine, Erich!«, brüllte Orsini.
    Beinahe hätte sie mitgebrüllt. Mein

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