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Nacht der Geister

Nacht der Geister

Titel: Nacht der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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offenbar einem seiner eigenen Experimente zum Opfer gefallen war seine gläserne Maske musste im falschen Augenblick verrutscht sein. Nachdem sie der Polizei einen anonymen Hinweis auf SainteCroix’ Tod hatte zukommen lassen, rannte sie in aller Eile zu den Behörden und verlangte die Rückgabe eines Kastens aus dem versiegelten Laboratorium. Der Kasten gehörte ihr und sollte ihr verschlossen übergeben werden. Selbstverständlich war damit garantiert, dass die Polizei ihn öffnete. Im Inneren fand man den Schuldschein, den sie SainteCroix für das Gift gegeben hatte, mit dem der Marquis ermordet worden war, und dazu SainteCroix’ Vermächtnis an sie eine Auswahl von Giften, wie die französischen Behörden sie noch nie gesehen hatten. Die Marquise floh aus Paris und suchte Zuflucht in einem Kloster. Der Prozess begann, und MarieMadeline, die nicht erschienen war, um sich zu verteidigen, wurde zum Tode verurteilt. Und so nahmen die Dinge ihren Lauf.
    Die Nixe kehrte nach Paris zurück in dem Wissen, dass MarieMadeline bald verhaftet werden würde. Sie nahm ein ruhiges Zimmer in einem Wirtshaus, legte sich aufs Bett, schloss die Augen und sprach eine Formel, um die Inbesitznahme von MarieMadelines Körper zu beenden. Nach ein paar Minuten öffnete sie die Augen und hob eine Hand. Immer noch menschlich.
    Sie knurrte etwas, schloss die Augen wieder und sprach die Formel erneut. Nichts geschah. Sie fauchte, sammelte ihre Geistgestalt wie in einer Kugel und schleuderte sich aufwärts, während sie die Worte von neuem sprach; ihre Stimme wurde lauter und füllte sich mit Rage, als ihre Seele an die menschliche Gestalt gekettet blieb. Zwei Stunden lang warf sie sich gegen die Wände aus Fleisch, die ihr menschliches Gefängnis bildeten.
    Dann begann sie zu schreien.
    Nicolette spähte über die Menschenmenge hinweg, die sich in dem Hof versammelt hatte, und betete darum, niemanden zu sehen, den sie kannte. Wenn ihre Mutter herausfand, dass sie hier war . . . sie schauderte und meinte bereits die scharfe Zunge ihrer Mutter zu hören. Der Tod ist kein Schauspiel, würde sie sagen. Nicolette müsste das besser wissen als irgendjemand sonst. Aber sie war nicht hier, weil sie sehen wollte, wie die Marquise de Brinvilliers starb . . . nicht wirklich. Es war das Schauspiel rings um das Schauspiel selbst, das sie anzog, die Gelegenheit, Teil von etwas zu sein, über das man in Paris noch jahrelang sprechen würde.
    Ein junger Mann schob sich durch die Menge und versuchte Pamphlete zu verkaufen, in denen die Folterung der Marquise beschrieben wurde. Als er Nicolette entdeckte, grinste er, und sein Blick glitt über ihren Körper.
    »Eine Broschüre, meine Dame«, sagte er, während er ihr eines der Hefte hinhielt. »Eine kleine Aufmerksamkeit von mir.«
    Nicolette warf einen Blick auf das Papier. Die Vorderseite war mit der rohen Zeichnung einer nackten Frau geschmückt; ihr Körper wölbte sich wie unter einem Liebhaber, die Glieder waren auf einem Tisch festgebunden, ein Trichter ragte ihr aus dem Mund, und ihr Gesicht war verzerrt vor Qual. Nicolette erschauerte und wandte den Blick ab. Eine alte Frau zu ihrer Linken begann zu gackern. Der Pamphletverkäufer drängte sich näher an Nicolette heran und öffnete den Mund, aber ein dazukommender Mann schnitt ihm das Wort ab und schickte ihn mit ein paar kurzen Bemerkungen fort. »Sie sollten nicht hier sein, meine Dame«, grollte er ihr ins Ohr, als der Verkäufer verschwunden war. »Das hier ist nicht der richtige Ort für Sie.«
    Nein, der richtige Ort für sie war oben auf den Balkonen, wo sie einen freien Blick hatte und sich mit Kuchen und Wein stärken konnte. Nicolette hatte versucht, sich zu verkleiden, um auszusehen wie die einfachen Leute, aber sie merkten es immer.
    Sie wollte sich gerade einen anderen Platz suchen, als die Gefängnistore sich öffneten. Eine Gruppe von Menschen erschien.
    In ihrer Mitte befand sich eine winzige Frau, nicht größer als eineinhalb Meter, deren schmutziges Gesicht noch Anzeichen der Schönheit erkennen ließ, die sie einmal besessen haben musste. Sie war barfuß und trug ein einfaches Hemd. Sie stolperte vorwärts, behindert und gehalten von den Stricken, mit denen sie gefesselt war, einen um die Handgelenke, einen um die Taille und einen um den Hals.
    Als ein Büttel die Marquise mit einem Ruck nach hinten zog, hob sich ihr Kopf, und zum ersten Mal erblickte sie die Menschenmenge. Ihre Lippen kräuselten sich, und ihr Gesicht verzog

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