Nacht der Hexen
mein Spiel.«
»Was ist denn dein Spiel? Was machst du gern, wenn du nicht gerade die Welt rettest?«
Er aß seinen Keks auf. »Spiele waren noch nie meine Stärke. Sport noch weniger. Allerdings bin ich ein akzeptabler Pokerspieler. Ich bluffe recht gut, eine Begabung, die mir gelegentlich ein paar Dollar eingebracht hat, wenn sich die Notwendigkeit ergab.«
Ich grinste. »Das kann ich mir vorstellen.«
»Und wie ist es bei dir?«
»Ein großer Sportfan bin ich auch nicht. Aber ich mag Spiele. Alles, was Spaß macht. Pool spiele ich besonders gern.« Seine Augenbrauen schossen nach oben.
»Pool?«
»Ach, ich wirke auf dich nicht wie ein Billardhai? Pool ist fantastisch. Es hilft beim Konzentrieren und fördert die Präzision, die ich zum Formelsprechen brauche. Wenn man in einem lauten Billardraum einen Ball einlochen kann, während Freunde drumrumstehen und den Stoß zu ruinierenversuchen und man ein paar Flaschen Bier im Blutkreislauf hat, dann kann man unter den übelsten denkbaren Bedingungen eine Formel sprechen.«
»Das klingt plausibel. Ich gebe zu, ich könnte etwas Übung beim Formelsprechen unter ungünstigen Bedingungen brauchen. Hast du festgestellt –«
Ein gellender Pfiff unterbrach ihn. Er runzelte die Stirn und sah in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war – durch die Küchentür und zu dem Anrufbeantworter auf der Anrichte hinüber.
»Es hat den Anschein, dass dein überstrapaziertes Gerät den Geist aufgegeben hat«, sagte er.
Ich arbeitete mich auf die Füße, als das Gerät zum zweiten Mal pfiff. »Das ist es nicht.«
Ich ging in die Küche und drehte die Lautstärke hoch.
»Paige! Paige, nimm ab!« Adams Stimme donnerte durch die Küche. »Wenn du nicht bald drangehst, werde ich einfach das Schlimmste annehmen und mich ins nächste Flugzeug setzen –«
Ich nahm den Hörer ab. »Gutes Argument. Ich bin sicher, du kannst dir ganz gut denken, warum ich nicht ans Telefon gehe.«
»Weil du überwältigt und unter-unterstützt bist … oder entfreundet.«
»Entfreundet?!«
»Die Unterstützung von Freunden ermangelnd. Dafür sollte es ein Wort geben. Worauf ich raus will, du könntest ganz offensichtlich meine Unterstützung brauchen.«
»Bei was, beim Entgegennehmen von Anrufen? Moment.« Ich legte die Hand über den Hörer und drehte mich zu Cortez um, der noch im Wohnzimmer saß. »Es tut mir leid, aberdas hier sollte ich wirklich annehmen. Ich bin in ein paar Minuten wieder da.«
Ich nahm das Telefon mit ins Schlafzimmer und erzählte Adam, was inzwischen passiert war. Die Grimorien erwähnte ich nicht. Ich konnte mir in etwa vorstellen, wie er auf diese Mitteilung reagiert hätte. Ich hätte ihm erzählt, dass ich endlich die Geheimnisse der wahren Hexenmagie entdeckt hatte, und er hätte in etwa gesagt: »Wow, das ist toll, Paige, gut gemacht … und übrigens, dabei fällt mir ein, ich hab meinem Jeep endlich dieses Klopfgeräusch abgewöhnt.« Adam ist ein fantastischer Typ und ein wunderbarer Freund, aber es gibt Dinge in meinem Leben, die einfach an ihm vorbeigehen.
Wir schwatzten, bis ich das entfernte Piepgeräusch des Timers am Ofen hörte.
»Oops«, sagte ich. »Das ging schnell. Essen ist fertig, ich muss aufhören.«
»Bist du sicher, dass du mich nicht brauchst?«
»Absolut. Und mach dir nicht die Mühe, hier anzurufen, ich melde mich und gebe dir ein Update, sobald ich kann.«
Ich verabschiedete mich und ging hinaus in den Flur. Savannahs Stimme trieb aus der Küche herüber – »bloß Freunde. Gute Freunde, aber das ist alles.«
Die Ofentür schlug zu. Als ich hereinkam, holte Cortez gerade die Lasagne heraus, während Savannah von der Anrichte aus zusah.
»Machst du die Aufsicht?«, erkundigte ich mich.
»Irgendwer muss es ja machen«, sagte sie.
»Wenn du schon da oben bist, hol die Teller raus.« Ich beugte mich vor und schaltete den Ofen aus. »Den Rest mache ich. Danke.«
Cortez nickte. »Ich gehe mir die Hände waschen.«
Savannah wartete, bis er fort war, sprang dann von der Anrichte und kam näher zu mir herüber. »Er hat nach Adam gefragt«, flüsterte sie laut.
Ich nahm den Aluminiumdeckel von der Lasagne. »Hm?«
»Lucas. Er hat nach Adam gefragt. Nach dir und Adam. Ich bin reingekommen, du warst weg, er hat gesagt, du telefonierst, also hab ich die Anruferidentifikation bei mir angesehen und ihm gesagt, dass es Adam ist. Dann hab ich noch gesagt, es würde sicher eine Weile dauern, weil ihr beide immer ewig redet, und er hat
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