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Nacht der Hexen

Titel: Nacht der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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gesagt, ›Oh, sie sind also ziemlich eng befreundet‹ oder irgend so was.«
    »Mhm.« Ich machte einen Einschnitt in die Mitte der Lasagne, um mich zu vergewissern, ob sie durchgegart war.
    »Ich fürchte, der Salat wird welk sein, aber könntest du mal nachsehen?«
    »Paige, ich rede mit dir.«
    »Und ich habe es gehört. Lucas hat gefragt, ob Adam ein Freund ist.«
    »Nein, er hat nicht gefragt, ob Adam ein Freund ist. Ja, okay, er hat, aber er hat gemeint, du weißt schon, ob Adam ein
Freund
ist. Er hat nicht einfach bloß gefragt, er hat
gefragt
. Kapiert?«
    Ich sah sie über die Schulter hinweg stirnrunzelnd an. Cortez kam wieder herein. Savannah sah mir ins Gesicht, warf die Hände hoch und stapfte in Richtung Bad davon.
    »Stimmungsschwankungen?«, fragte Cortez.
    »Kommunikationsknoten. Ich schwör’s dir, dreizehnjährige Mädchen sprechen eine Sprache, die kein Linguist je entziffert hat. An manches davon erinnere ich mich noch, aber es reicht nie, um ganze Unterhaltungen zu dekodieren. Ist dir Wein zum Abendessen recht? Oder zu riskant?«
    »Wein wäre wunderbar.«
    »Wenn du die Gläser aus dem Schrank über dem Herd holst, gehe ich runter und hole eine Flasche.«
    Nach dem Essen räumten Cortez und Savannah den Tisch ab, und ich zog mich um. Bis ich den Wacholder gefunden hatte, würde ich vielleicht eine Weile suchen müssen, und so vertauschte ich den Rock mit meiner einzigen Jeans. Dank einer Mutter, die Schneiderin gewesen war, war ich mit der Liebe zu Stoffen aufgewachsen – dem üppigen Fluten von Seide, der weichen Wärme von Wolle, der kühlen Glätte von Leinen –, und der Reiz steifer Jeans und schlabbriger T-Shirts war mir immer verborgen geblieben. Außer natürlich, man hat vor, auf der Suche nach magischen Ingredienzien durch einen Wald zu traben. Ich erwog, ein Sweatshirt überzuziehen, beschloss dann aber, die kurzärmelige Seidenbluse anzubehalten und nur eine Jacke darüberzuziehen; manche Zugeständnisse gehen einfach zu weit.
    Danach ging ich ins Wohnzimmer und zog den Vorhang zurück, um zu sehen, ob die Menschenmenge noch klein genug war, dass wir ungesehen entkommen konnten. Aber ich sah überhaupt nichts: das Fenster war abgedeckt – oder vielmehr mit Papier zugeklebt.
    »Ist ja auch nicht so, als ob ich euch Typen sehen
wollte
«, murmelte ich.
    Ich wollte den Vorhang schon wieder fallen lassen, als mir die Schrift auf dem Papier auffiel. Keine Handschrift, sondern Druckbuchstaben. Es waren Zeitungsseiten. Jemand hatte Zeitungsartikel über mich ausgeschnitten und sie an mein Wohnzimmerfenster geklebt.
    Es waren Dutzende von Artikeln, und sie stammten nicht nur aus der Boulevardpresse, sondern auch von Websites undaus seriösen Zeitungen. Die Boulevardblätter schrien am lautesten:
Anwalt in grausigem Satansritus ermordet;
Entstellte Leichen kehren zurück
. Die Internetmagazine waren ruhiger im Ton, aber auch bösartiger, wohl weil sie weniger Schwierigkeiten wegen übler Nachrede zu fürchten hatten:
Entführtes Baby in schwarzer Messe abgeschlachtet;
Zombie-Kult – Höllenszenen in Bestattungsinstituten in ganz Massachusetts
.
    Aber das verstörendste Element war zugleich das Leiseste – die nüchternen, fast klinischen Überschriften der seriösen Presse.
East-Falls-Mordfall – Polizei schließt Zusammenhang mit Hexereivorwurf nicht aus;
Trauergäste sprechen von »lebenden Leichen
«. Ich sah mir die Titelzeilen über den Artikeln an:
The Boston Globe
,
The New York Times
, sogar
The Washington Post
. Nicht gerade Titelseitengeschichten, aber sie waren da, irgendwo auf den hinteren Seiten. Meine Geschichte, mein Name – in den bekanntesten Zeitungen der Nation.
    »Sie sind immer noch da.« Cortez zog mir den Vorhang aus der Hand und ließ ihn wieder zufallen. Die Zeitungen verschwanden aus dem Blickfeld. »Nicht sehr viele, aber ich würde vom Gebrauch des Autos abraten. Die Nasts haben zweifellos jemanden beauftragt, das Haus zu beobachten, und wir wollen nicht riskieren, dass man uns verfolgt.«
    »Mit Sicherheit nicht.«
    »Da wir ohnehin bei Margaret Levine vorbeigehen müssen, würde ich vorschlagen, dass wir zunächst zu Fuß gehen und den Weg durch den Wald nehmen. Dann können wir ihr Auto leihen.«
    »Wenn sie’s uns gibt. Was ist eigentlich aus deinem Leihwagen – o Gott, dein Motorrad! Wir haben es beim Bestattungsinstitutstehen lassen. Ich sollte einen Abschleppwagen rufen –«
    »Das habe ich schon getan.«
    »Gut. Haben sie es irgendwo sicher

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