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Nacht der Hexen

Titel: Nacht der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Victoria.
    »Hättet ihr vorher gern einen Tee?«, fragte ich. »Es müssten eigentlich auch noch frische Muffins da sein, wenn Savannah sie nicht erledigt hat.«
    »Wir sind nicht zum Essen hier, Paige«, sagte Victoria aus dem Wohnzimmer.
    »Also nur Tee?«
    »Nein.«
    Dass sie Gebäck zurückwiesen, war übel genug, aber ein Heiß getränk abzulehnen? In den Annalen der Zirkelgeschichte war derlei fast unbekannt.
    »Wie konntest du das vor uns geheim halten?«, fragte Victoria,als ich zu ihnen ins Wohnzimmer kam. »Ein Sorgerechtsstreit ist schlimm genug. Ein Sorgerechtsstreit vor Gericht. Aber –«
    »Es ist kein
juristischer
Sorgerechtsstreit«, sagte Savannah, die gerade um die Ecke kam. »Das Sorgerecht zu erzwingen hieße mich zu kidnappen, um Mitternacht hier einzubrechen und mich schreiend aus dem Haus zu zerren. So was in der Art.«
    Victoria wandte sich an mich. »Wovon redet sie überhaupt?«
    »Savannah, was meinst du, möchtest du deine Tante mit in den Keller nehmen und ihr deine Bilder zeigen?«
    »Nein.«
    »Savannah, bitte. Wir müssen reden.«
    »Ja und? Es geht schließlich um mein Leben, oder?«
    »Seht ihr?« Victoria wandte sich an Therese und Margaret und wedelte mit der Hand zu Savannah und mir herüber.
    »Das ist das Problem. Das Mädchen hat einfach keinen Respekt vor Paige.«
    »Das Mädchen hat einen Namen«, sagte ich.
    »Unterbrich mich nicht. Du bist einfach noch nicht so weit, dass du dies auf dich nehmen kannst, Paige. Ich habe das von Anfang an gesagt. Wir hätten nie zulassen sollen, dass du sie nimmst. Du bist zu jung, und sie ist zu –«
    »Wir kommen zurecht«, sagte ich durch die Zähne, die ich so fest zusammengebissen hatte, dass es wehtat.
    »Willst du meine Bilder sehen, Tante Maggie?«, fragte Savannah. »Mein Lehrer sagt, ich bin wirklich begabt. Komm, ich zeig sie dir.« Sie hüpfte davon, im Gesicht ein Braves-Mädchen-Grinsen, das aussah, als sei es mindestens so schmerzhaft wie meine zusammengebissenen Zähne. »Komm mit, Tante Maggie«, rief sie zu uns zurück; ihr Tonfall war zueinem hohen Singsang geworden. »Ich zeig dir meine Cartoons.«
    »Nein!«, schrie ich hinter ihr her, als Margaret ihr folgte.
    »Die Ölbilder bitte. Die Ölbilder!« Ich bezweifelte sehr stark, dass Margaret den Humor in Savannahs düsteren Comics verstehen würde. Wahrscheinlich würde sie bei ihrem Studium eher einen Herzinfarkt bekommen – und das hätte mir wirklich noch gefehlt.
    Sobald sie fort waren, ging Victoria auf mich los. »Du hättest uns davon erzählen sollen.«
    »Ich habe die Benachrichtigung erst gestern bekommen – nachdem wir telefoniert hatten. Ich hab’s nicht weiter ernst genommen, also wollte ich euch nicht damit behelligen. Als ich die Leute heute Morgen getroffen habe, ist mir klar geworden, dass es doch ernst war, und ich wollte gerade Margaret anrufen –«
    »Ganz sicher wolltest du das.«
    »Na, na, Victoria«, murmelte Therese.
    »Weißt du, was die zu tun drohen?«, fuhr Victoria fort. »Dich der Öffentlichkeit preiszugeben.
Uns
der Öffentlichkeit preiszugeben. Sie unterstellen, dass du als Vormund ungeeignet bist, weil du eine praktizierende Hexe bist.«
    »Tausende von anderen Müttern in diesem Land sind das auch«, sagte ich. »Es heißt Wicca und ist eine anerkannte Religionsgemeinschaft.«
    »Das ist aber nicht das, was wir sind, Paige. Versuch nicht, vom Thema abzulenken.«
    »Tu ich auch nicht. Jeder Mensch, der diese Dokumente liest, wird sofort annehmen, dass sie mit ›Hexe‹ eine Wiccanerin meinen.«
    »Es interessiert mich nicht, was sie annehmen. Die Sicherheitdes Zirkels interessiert mich. Ich werde nicht zulassen, dass du das Risiko eingehst, uns bloßzustellen –«
    »Das ist es! Natürlich – jetzt verstehe ich.
Deswegen
beschuldigt sie mich der Hexerei. Nicht, weil sie sich einbildet, damit gewinnt sie den Prozess. Sie will uns Angst machen. Die größte Befürchtung jeder Hexe – enttarnt zu werden. Sie droht uns damit, uns der Öffentlichkeit preiszugeben, und ihr zwingt mich daraufhin, Savannah aufzugeben.«
    »Ein geringer Preis, wenn –«
    »Aber wir können sie damit nicht durchkommen lassen. Wenn sie mit dem Bluff einmal Erfolg hat, werden sie es immer wieder damit versuchen. Jedes Mal, wenn irgendein Paranormaler irgendwas vom Zirkel will, werden sie wieder damit kommen.«
    Victoria zögerte.
    Ich sprach hastig weiter. »Gebt mir drei Tage. Danach, das verspreche ich, hört ihr kein Wort mehr von Hexen in East

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