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Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen

Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen

Titel: Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
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kalt.
    Ziggy öffnete die Augen und starrte den Duschkopf an. Es war gut, sich endlich das Blut abwaschen zu können. Jetzt fühlte er sich wieder eher wie ein Mensch, nicht mehr wie ein Tier.
    Ein letztes Mal tauchte er seinen Kopf unter den kühlen Strahl. Er hasste es, mit halb trockenen Haaren aus der Dusche zu kommen. Außerdem wollte er sichergehen, dass er das ganze Blut herausgewaschen hatte. Als das kalte Wasser wie scharfe Messer gegen seine Kopfhaut prasselte, öffnete er den Mund unwillkürlich und entschied, dass es nun reichte. Er stieg aus der Dusche und wickelte sich ein Handtuch um die Hüfte.
    Das muss jetzt aufhören, hörte er Jacobs Stimme durch seinen Kopf hallen, sanft wie Seide. Sie sorgte dafür, dass sich all die Konflikte und das Chaos in nichts auflösten. Du hast getan, was du glaubtest, tun zu müssen. Ich kann dich dafür nicht schelten. Du bist ungestüm, und du glaubst nur das, was du mit eigenen Augen siehst. Das will ich auch gar nicht an dir ändern.
    „Verschwinde aus meinem Kopf, alter Mann“, flüsterte Ziggy, während er sein Spiegelbild über dem Waschbecken eindringlich musterte. Der Dunst auf dem Glas hatte schon begonnen, zu verschwinden, sodass er sich wie in einem nebligen Rahmen anschaute. Er konzentrierte sich auf die Wassertropfen, die aus seinem Haar fielen und seine Wangen hinabrannen. Einer lief ihm über die Nase und blieb zitternd an der Nasenspitze hängen, und er konzentrierte sich speziell auf diesen Tropfen, um seinen Schöpfer ausseinen Gedanken zu verdrängen.
    Jetzt hast du gesehen, wie es ist, auf ihrer Seite zu stehen. Was es aus dir macht.
    Ziggy fuhr sich mit den Händen über das Gesicht. „Mir geht es gut. Mir geht es prima“, sang er vor sich hin. Der Geruch nach Blut, der aus seinen feuchten und klebrigen Kleidern emporstieg, die er achtlos auf den Boden geworfen hatte, verursachte ihm abwechselnd Übelkeit und Magenknurren. Er sollte sich lieber etwas zu essen besorgen.
    Nachdem er aus dem Badezimmer gekommen war, wühlte er in einer Kiste mit Kleidung, die Max für ihn aus dem Lagerraum geholt hatte. Einen kurzen Moment lang fürchtete er, dort nur alte Jeans mit zerschlissenem Schritt und zerfetzte Poeten-T-Shirts zu finden, die er in seiner „Ich-möchte-Robert-Smith-sein“-Phase getragen hatte. Aber er stieß auf eine Schlafanzughose mit Karomuster, die ihm passte, und einige T-Shirts, die schon so alt und so häufig gewaschen worden waren, dass der Stoff butterweich war. Früher hatte er sich immer über Nathan lustig gemacht, weil er alles aufhob. Wenn sie Nathan wiederfinden sollten, würde er das nie wieder tun.
    Er zog sich an und ging in die Küche, um die Wäsche würde er sich später kümmern. Im Moment wollte er nur allein sein, um nachzudenken, aber sein Magen ließ ihn keinen klaren Gedanken fassen.
    In der Küche brannte Licht. Bill hockte an dem altersschwachen Resopal-Esstisch über einem Glas mit klarer Flüssigkeit, bei der es sich sicherlich nicht um Wasser handelte. Er schaute auf, als Ziggy eintrat. „Hey.“
    „Hey, selber.“ Ziggy beobachtete ihn aus dem Augenwinkel, während er hinüber zum Kühlschrank ging. Links neben Bill stand eine Flasche, die zur Hälfte leer war. „Du bist noch spät auf. Oder früh. Je nachdem.“
    „Konnte nicht schlafen.“ Bill hob das Glas, zögerte einen Moment, dann stürzte er den Inhalt herunter. Er griff nach der Flasche. „Willst du auch etwas? Oder warte, nein … du bist ja noch nicht volljährig. Du darfst noch gar nichts trinken, oder?“
    „Das hat mich nie davon abgehalten.“ Ziggy nahm einen Becher aus der Geschirrspülmaschine und hielt ihn Bill hin. „Was ist das?“
    Bill wartete, bis er den Becher gefüllt hatte und Ziggy ihn auf der Theke abgestellt hatte. „Gin.“
    Ziggy rückte den Becher zur Seite und füllte eine Blutkonserve in den Teekessel, bevor er ihn auf den Herd stellte. Er fragte sich, wo zur Hölle der Mikrowellenherd abgeblieben war, der früher hier gestanden hatte. Währenddessen spürte er, wie Bill ihm Löcher in den Rücken starrte. Die Luft surrte mit der Art Spannung, die höchste Alarmbereitschaft signalisierte. Die meisten menschlichen Wesen versprühten diese Befangenheit, wenn sie wussten, dass sie es mit einem Monster zu tun hatten. „Du brauchst vor mir keine Angst zu haben. Ich werde dir nichts tun.“
    Ziggy stellte sich vor, wie es ausgesehen haben musste, als er diese Wesen mit seinen Händen und Zähnen auseinandergerissen

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