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Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Titel: Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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Lächeln.
    «Ich möchte gern helfen!», sagte er. «Es ist unerträglich, herumzusitzen und zu warten. Wir können auch keine Gruppensitzung abhalten, weil alle zu unruhig sind und Katharina sich weigert.»
    «So, sie weigert sich.» Laura strich mit der Handfläche über den dunklen Kühler des Jeep. «Was macht sie denn?»
    «Sie meditiert. Sie hat sich hinters Haus auf eine Wiese gesetzt und meditiert. Sie meinte, das sollten wir auch tun, um ein wenig innere Klarheit zu bekommen …» Er lächelte wieder, senkte den Blick. «Ich glaube, sie hat uns gründlich satt, wenn ich das so ausdrücken darf. Und ich … kann es ihr nicht völlig verübeln. Es ist eine schwierige Situation. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal in eine solche Situation …» Er verstummte plötzlich und zeichnete mit seinen Sandalen Muster in den sandigen Boden.
    «… kommen würde!», vollendete Laura seinen Satz. «Wann haben Sie bemerkt, dass Rolf Berger weg ist?»
    «Erst heute Morgen, Ich habe sehr gut geschlafen. Diese Ohropax … vielleicht sollte man sie nicht tragen.»
    «Trotz der schwierigen Auseinandersetzung haben Sie gut geschlafen?»
    Hohenstein seufzte.
    «Ja, ich habe gut geschlafen. Sie werden es seltsam finden, aber es war auch eine Art Klärung oder Reinigung … wenn auch nicht gerade angenehm.»
    «Wann ist Berger gegangen?»
    Hohenstein warf ihr einen prüfenden Blick zu.
    «Noch eine Klärung, wie?», lächelte er. «Rolf ging sofort nach der Gruppensitzung. Er war überhaupt nicht mehr in unserem Zimmer.»
    «Hatten Sie den Eindruck, dass er sehr erregt war?»
    Pucci drehte an seinem Funkgerät und produzierte ein paar hohe Pfeiftöne. Hubertus hielt sich kurz die Ohren zu.
    «Er war eher wütend. Nach der Auseinandersetzung mit Katharina war das verständlich. Sie wissen davon?»
    «Ja.»
    «Sehen Sie, ich bewundere Katharina. Ihre Arbeit ist sehr gut. Aber … wie vermutlich jeder Mensch, hat auch sie ihre Grenzen. Diese Sitzung letzte Nacht. Das war, wie soll ich sagen, das war nicht sehr überlegt. Ich hatte den Eindruck, dass sie plötzlich von ihrem eigenen Zorn überwältigt wurde. Es … hatte nichts mehr mit den einzelnen Menschen zu tun, sondern nur mit ihr selbst. Ich war sehr erschüttert. Es erinnerte mich an meine eigene Verzweiflung über die Gruppe von Menschen, der ich angehöre.»
    «Sie sind Priester, nicht wahr?»
    Hubertus errötete leicht, schloss die Augen.
    «Woher wissen Sie das? Hat Katharina es Ihnen erzählt?»
    «Nein. Ich dachte es nur.»
    «Warum? Sieht man es mir an? Bin ich so etwas wie … ein Gezeichneter?» Er lachte kurz auf, schüttelte den Kopf, machte ein paar Schritte vor und zurück. «Was ist es? Sagen Sie mir, was es ist?»
    Pucci drehte noch immer an irgendwelchen Knöpfen. Das Pfeifen wurde schwächer.
    «Hören Sie, Hohenstein. Man sieht es Ihnen nicht an. Sie sehen aus wie ein ganz normaler, sehr netter Mann. Was Sie verrät, das ist diese gewisse Unschuld, die Sie ausstrahlen. Sie machen auf mich den Eindruck eines Menschen, der sich im Leben nur begrenzt auskennt, als hätten Sie lange Zeit auf einem anderen Planeten gelebt … oder in einer Einsiedelei.»
    Hubertus ging noch immer auf und ab, hielt plötzlich inne.
    «Und das sieht man mir so deutlich an? Ich bin wirklich so anders?» Er atmete schwer.
    «Sie müssen sich nicht darüber aufregen», sagte Laura. «Vielleicht sollten Sie es sogar schätzen. Wer aus einer Einsiedelei in die Welt der anderen kommt, kann vielleicht genauer sehen. Mit den Augen eines Unschuldigen … Ich wüsste gern, was Sie gesehen haben.»
    Er senkte den Kopf.
    «Wollen Sie das wirklich wissen? Ich … ich halte mich nicht für sehr kompetent.»
    «Das gerade macht Sie vielleicht besonders kompetent. Ich möchte wirklich wissen, was Sie hier erfahren haben.»
    Pucci fing an, laut in das Gerät zu sprechen. Quäkende Stimmen antworteten, es rauschte, pfiff.
    «Sie haben noch nichts gefunden!», rief Pucci, um die Nebengeräusche zu übertönen.
    «Das dachte ich mir!», nickte Laura, unterdrückte ein Lächeln. «Also?» Sie wandte sich wieder dem Priester zu. Dachte einen Augenblick lang an Sofia, sehnte sich nach ihr und gleichzeitig nicht.
    Hubertus schüttelte den Kopf, begann wieder mit seiner ruhelosen Wanderung vor dem Jeep.
    «Was habe ich erfahren? Vor allem, dass ich anders bin, dass alle mich als anders empfunden haben. Sie selbst haben es mir gerade bestätigt!»
    «Ich meine nicht so sehr Ihre Erfahrungen

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